Kapitel 53

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03.08.2021, Monaco

Joyeux anniversaire, Jules", lächle ich und blicke auf das Grab meines Bruders hinunter.

Vor zwei Tagen waren wir noch in Ungarn, wegen dem Rennen und sind gestern wieder heim gekommen. Lando und ich haben heute ausgeschlafen, bevor wir was gegessen haben und ich dann erstmal alleine zum Grab gelaufen bin.

Die ganze Sache mit Greg hängt mir noch nach, wenn ich ehrlich bin. Das ist auch das erste Mal, dass ich wieder alleine in Monaco unterwegs bin. Die letzten Wochen waren immer Lando, Charles, Pierre oder Max dabei. Auch an der Strecke war immer einer von ihnen dabei, da ich auch nicht alleine rum laufen wollte oder ich bin einfach im einem der Teams geblieben.

Heute wäre Jules 32 geworden. Wir hätten bestimmt eine riesige Party organisiert und die ganze Nacht gefeiert. Es wären alle seine Freunde gekommen und bestimmt auch einige von der Strecke. Allen voran aber wären definitiv Daniel und Lorenzo da gewesen. Mit Lorenzo werde ich mich später noch zum Lunch treffen, während seiner Mittagspause. Ich hab ihn schon länger nicht mehr alleine getroffen und heute dachten wir es ist eine gute Idee.

„Was gibt es neues? Oh, ich wohne im Moment noch bei Lando und nächste Woche am Montag ist die Gerichtsverhandlung wegen Greg. Ich bin so froh, wenn das alles endlich abgeschlossen ist und unser Leben wieder normal weiter geht. Später treffe ich mich mit Enzo zum Lunch, wir dachten heute wäre ein toller Tag um das mal wieder zu machen", erzähle ich ihm.

Auch heute hab ich wieder Blumen gekauft, damit frische am Grab stehen können. Wie immer im Sommer ist es hier richtig heiß und schwül in Monaco. Da freue ich mich richtig, wenn wir die Tage mal mit Charles Yacht raus aufs Meer fahren können um ins Meer zu springen. Vielleicht gehe ich heute Nachmittag mit Lando noch eine Runde im Meer schwimmen.

„Charles und Pierre kommen heute Abend mit ihren Freundinnen. Die beiden sind super nett und ich komme sehr gut mit ihnen aus. Du hättest die beiden wirklich gemocht denke ich. Es ist schön, dass die beiden jetzt jemand tollen in ihren Leben haben."

Bis kurz vor meinem Treffen mit Lorenzo bleibe ich sitzen, bevor ich dann zum Yachthafen laufe und mich dort mit Charles großem Bruder treffe. Lorenzo trägt eine Anzughose und ein Hemd, die Sonnenbrille hat er sich auf die Nase geschoben und er sieht noch auf sein Handy, als ich auf ihn zugehe.

Salut", mache ich mich bemerkbar und tippe ihn an.

„Oh, ich hab dich gar nicht kommen sehen", grinst er und umarmt mich.

Gemeinsam gehen wir ins Café Milano, wo er einen Tisch für uns reserviert hat. Wir sitzen oben und können auf die Yachten blicken. Zum trinken bestellen wir uns eine große Flasche Wasser für uns beide, er noch eine Cola für sich und ich trinke noch ein Glas Weißwein.

„Und, fahrt ihr weg in der Sommerpause?"

Ich schüttle den Kopf. „Nein, wir bleiben zuhause. Nächste Woche ist ja auch die Verhandlung wegen Greg. Vielleicht fliegen wir spontan noch nach England zu Landos Familie oder sie kommen her, aber sicher ist das noch nicht. Ehrlich gesagt weiß ich noch gar nicht, ob Savannah noch fliegen darf, sie ist ja schwanger. Wie gehts Charlotte? Ich hab sie schon länger nicht mehr gesehen."

„Ihr gehts gut, ich soll dich schön grüßen. Auch von Maman, ich hab heute morgen mit ihr telefoniert."

„Danke, sag Charlotte auch Grüße von mir. Bei Pascale werde ich mich die nächsten Tage mal melden, vielleicht besuche ich sie mal die Woche noch."

Der Kellner kommt mit unseren Getränken und nimmt unsere Bestellung auf. Lorenzo nimmt die Gnocchi à la Sorrentina und ich die Rigatoni à la Truffle. Es geht mittlerweile ein leichter Wind, der angenehm über meine nackten Arme streicht. Passend zu den heißen Temperaturen hab ich mich für ein lockeres rosa Sommerkleid mit Neckholderverschluss entschieden und Sandalen dazu. Meine Haare hab ich mir heute zusammen gebunden, da ich ansonsten einen Hitzschlag bekommen würde.

„Wie läuft es mit deinen Videos? Drehst du im Moment überhaupt welche?"

Ein wenig traurig schüttle ich den Kopf. „Nein, nicht wirklich. Im Moment genieße ich einfach die Ruhe, will gar nicht ans filmen oder ans bloggen denken. Uns tut es ganz gut, einfach mal die Ruhe zu genießen."

„Du siehst auch definitiv besser aus als das letzte Mal wo ich dich gesehen hab. Lando tut dir unheimlich gut, ich kann es dir nicht oft genug sagen. Jules wäre stolz auf dich. Auf alles was du geschafft hast, was du die letzten Monate durchgestanden hast."

Bei seinen Worten durchströmt mich ein warmes Gefühl. Dadurch, dass Lorenzo und Jules beste Freunde waren, war er auch immer mit dabei früher. Er war schon immer wie ein zweiter großer Bruder für mich, vor allem nach seinem Tod. Das erste halbe Jahr hab ich ihn aber ziemlich von mir gestoßen, weil ich ihn nicht ohne Jules sehen konnte. Auch Charles und Pierre hab ich es nicht so leicht gemacht, wenn ich ehrlich sein soll. Trotzdem haben alle um mich gekämpft.

Was mir einmal mehr bewusst wird: Ich hab zwar meinen großen Bruder verloren, aber Enzo hat seinen Seelenverwandten verloren damals. Das macht das ganze noch schwerer.

Während wir essen, reden wir über alles mögliche. Wir bringen uns mal wieder auf den neuesten Stand in unseren Leben, reden über Jules und gemeinsame Erinnerungen. Einmal mehr bin ich dankbar, dass ich so jemanden wie Lorenzo in meinem Leben habe.

—-

„Lando, machst du auf?", rufe ich nach draußen, als es an der Tür klingelt. Ich gebe gerade das Hähnchen auf den Salat, den ich vorbereitet habe. Der Tisch ist schon fertig gedeckt auf dem Balkon draußen und der Wein steht kalt im Kühlschrank für uns alle. Da es ja extrem heiß ist, hab ich mich für was leichtes zu essen entschieden.

„Klar", antwortet er mir.

Schon kurz darauf kann ich meine Freunde draußen reden hören. Bevor ich allerdings zu ihnen gehe, bringe ich noch schnell den Salat nach draußen. Für später hab ich noch ein Tiramisu gemacht, wir müssen ja nicht nur gesund leben heute.

„Hi", grinst Charlotte und nimmt mich in den Arm, genauso wie Kika, Pierre und Charles.

Zu sechst gehen wir raus auf den Balkon und setzen uns an den Tisch. Jeder nimmt sich was zu essen, ich schenke uns noch Wein ein und dann essen wir.

Charles sitzt mir gegenüber und tippt mich dann irgendwann mit dem Fuß an. „Ist heute alles okay bei dir?"

Seine Frage ist leise und die anderen bemerken gar nicht, dass wir nicht mehr mit reden bei ihrem Gespräch. „Ja, es ist alles gut. Ich war heute am Grab, hab mit Lorenzo gegessen und jetzt seid ihr hier."

Lächelnd nickt er. „Ich hab mir nur Gedanken gemacht, weil einer dieser Tage ja immer schwerer für dich ist."

„Ich weiß, aber es ist alles okay. Danke fürs fragen."

„Hey, wollen wir vielleicht nächste Woche nach der Verhandlung dann alle gemeinsam essen gehen? Zum feiern, dass es vorbei ist?" Pierre sieht uns alle fragend an.

Alle nicken sofort und Charles schlägt vor: „Ja, wir könnten auf die Yacht gehen und dort essen. Was haltet ihr davon?"

„Oh ja", sage ich begeistert.

Bei dem Gedanken an diesen Tag nächste Woche wird mir schlecht, aber mit meinen Freunden werde ich ihn überstehen. Niemand von ihnen würde mich alleine lassen, das weiß ich ganz genau. Wenn ich mit einem von ihnen reden will, dann ist immer jemand da. Charles und Pierre stehen da ganz weit vorne mit dabei.

„Ich kann kaum erwarten, dass dieser Tag endlich vorbei ist", seufze ich und nehme einen Schluck von meinem Wein.

„So geht es uns allen, Baby", sagt Lando neben mir und küsst mich auf den Kopf.

You were there for me - Lando Norris FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt