Küsse lassen Zeit verfliegen...

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Die Sonne ist schon untergegangen und der Himmel über uns ist überzogen von einem langen Sternenband, dass sich bis zu dem Punkt hinzieht, wo sich Meer und Himmel treffen.
Total kitschig, ich weiß.
Doch wir beweisen das Gegenteil. Wir essen Fritten aus der Tüte von Burgerking, trinken Cola und im Laufe unseres Gesprächs haben wir uns schon an die zig-mal beleidigt oder scherzhaft geschlagen. Oder geküsst.
Es läuft desöfteren darauf hinaus, oh ja...
"Okay, ich hab eine Frage.", melde ich mich zu Wort. Ich hebe meinen Kopf etwas an, um ihn an die Scheibe zu lehnen. Neymar direkt neben mir schiebt sich etwas hoch, indem er die Knie anwinkelt und die Ellbogen aufstützt und schnappt sich eine Fritte aus der Tüte.
"Schieß los..." "Blondie beim Burger-King Drive-in Schalter, weißt du noch?" "Ja?" "Hast du sie nur ignoriert, weil ich daneben gesessen bin oder ... War sie nicht dein Typ oder hast du sie einfach nicht bemerkt?"
Neymar grinst kurz. "Dein Ernst? Das fragst du dich schon die ganze Zeit?" Ich knirsche mit den Zähnen. "Als ob, es kam mir nur in den Sinn...", rechtfertige ich mich und der Brasilianer rutscht näher, bis seine Lippen an meinem Ohr sind.
"Eifersüchtig?", raunt er mir ins Ohr und seine Lippen streifen die empfindliche Haut an meinem Ohrläppchen dabei.
Heiß durchläuft mich ein angenehmer Schauer von Kopf bis Fuß, dennoch drehe ich den Kopf weg und schubse Neymar etwas zurück. "Nicht die Bohne... Gib mir wenigstens eine der Fritten!" Neymar greift nach der Tüte und hält mir eine Fritte an die Lippen.
"Sag einfach...", nuschle ich halb im Kauen und lehne mich zurück.
Neymar scheint kurz zu überlegen. "Mit der Zeit... gewöhnt man sich irgendwie an die Tatsache, dass einen Leute erkennen und an deren Reaktionen. Das ist... schwer zu erklären, manchmal nervt es dich, manchmal ignorierst du es und manchmal, da willst du es eher...", murmelt er.
Ich überschlage die Beine und lache kurz auf. "Es nervt? Komm schon, lüg nicht.", lache ich. Ich kann nicht glauben, dass ihn das Fangekreische oder die staunenden Fans jemals nerven würden. Er ist doch der Typ, der das Rampenlicht genießt und das in vollen Zügen.
Neymar neben mir erstarrt jedoch. "Ich lüge nicht. Manchmal kann das echt anstrengend sein." "Oh, du armer Star. Muss echt übel sein... Von so vielen Menschen angehimmelt zu werden."
"Das sind Fans... Sie kennen mich nicht wirklich. Du himmelst mich nicht an, und trotzdem bin ich hier mit dir und nicht mit Burger-King-Blondie.", erklärt er ruhig und ich seufze: "Und was sagt uns das?"
"Dass ich einen ganz seltsamen Geschmack bei Mädchen hab.", antwortet Neymar und ich lasse meine linke Hand in seine Seite ausfahren.
"Au!" "Idiot...", murmele ich, muss aber dennoch grinsen. "Verdammt ist das sexy wenn du sauer wirst... Aua!" Erneut hatte ich mit dem Ellbogen ausgeholt und Neymar hielt sich die Seite. Ehe ich nochmal "angreifen" kann, pinnt Neymar meine Hände beide neben mich aufs Blech der Motorhaube, beugt sich über mich und hält mich so fest.
Mein Körper spannt sich wie von selbst an, als sich sein Becken auf meines drückt und er gegen mein Aufbegehren arbeitet.
Erst, als ich mich keuchend zurückfallen lasse, beugt er sich tiefer hinab, bis seine Lippen über meinen schweben.
"Werden wir leicht aggressiv?", höre und spüre ich sein Wispern und erinnere mich dabei, dass er dasselbe im Club gesagt hatte, als er mich aus der Menge gezogen und an der Wand festgehalten hat.
Ich schnappe nach Luft, da ich immer noch versuche, meine Hände zu befreien, doch irgendwann gebe ich auf.
"Lass mich los!", zische ich mit rauer Stimme. So festgetackert scheint es, als wäre ich ihm ausgeliefert.
"Erst wenn du es endlich zugibst.", wispert er nahe an meinen Lippen und ich knirsche mit den Zähnen. Sein Atem streift mein Gesicht und bringt die Härchen auf meinem Körper dazu, sich aufzustellen.
"Was zugibst?", zische ich leise. Neymars Mundwinkel zieht sich zu einem typischen schiefen Grinsen hoch. "Na, dass du mich eigentlich magst und es nur nicht zugibst, weil du zu stolz oder zu stur bist... Oder beides.", grinst er.
Erwischt!
Ich lächele grimmig. "Nur über meine Leiche, Casanova."
Ich hebe den Kopf, um ihn daran zu hindern, eine Antwort darauf zu geben und fing seine Lippen in einem Kuss ein.
Ich kann meine Hände endlich befreien, doch anstatt sie einzusetzen, ziehe ich ihn nur noch näher an mich heran, bis er nur noch auf die Ellenbogen gestützt auf mir zum Liegen kommt.
Irgendwann dreht Neymar uns beide, ohne unsere Lippen zu trennen, um und wir kippen etwas zur Seite, als ein Rascheln ertönt und ein kurzes Knuspern.
"...Warte mal...", nuschle ich und drehe meinen Kopf, sodass seine Lippen über meine Wange streifen.
"Das waren glaube ich die Fritten...", seufze ich grinsend und beuge mich halb zur Seite, um die verstreuten, frittierten Köstlichkeiten am Boden zu betrachten. "Jap, die Fritten...", lache ich und Neymar dreht sich wieder auf den Rücken, sodass seine Sneaker am Lack quietschen.
Ich blicke ihn nur amüsiert grinsend an. "Das warst du, deine Schuld. Du schuldest mir deine Portion.", fordere ich. Neymar lacht leise auf. "Ich? Du hast sie weggetreten." Ich beiße mir auf die Unterlippe. "Wir sind beide Schuld! Aber du schuldest mir deine!" Neymar zieht mich an der Taille näher an sich. Er grinst. "Die sind schon alle, schon vergessen?" "Was? Alle?", erinnere ich mich überrascht und blinzele. So schnell konnten wir doch gar nicht...
Ich schnelle auf und sehe mich nach einer Uhr um. Ich entdecke Neymars Smartphone in seiner Hosentasche und werfe einen Blick darauf.
"Wie lange sind wir eigentlich schon... Fuck...", fluche ich, als ich die Zahlen betrachte.
Neymar rutscht neben mich und lehnt sich an die Motorhaube. "Was ist? Wir sind sicher erst ein paar Stunden..." "Es ist vier Uhr - verdammt noch eins - morgens!", stöhne ich auf und bedecke meine Augen mit den Händen.
Neymar stößt irgendwas auf Portugiesisch aus, dass sich schwer nach Fluchen anhört und reißt mir das Handy aus der Hand.
"Nicht dein Ernst... Oh, verdammt... Das war dein Ernst.", murmelt er, als auch er einen Blick auf die Anzeige wirft.
"Hast du morgen nicht Training?", frage ich an ihn gerichtet und Neymar nickt gestresst. "Äh, ja... Ups."
"War doch klar!" Ich werfe die Arme in die Luft und stoße mich von der Motorhaube ab, um nach hinten zur Autotür zu gehen. "Hoffen wir, dass mein Brüderchen cool bleiben kann...", murmele ich, als ich meine Tasche vom Rücksitz schnappe und mein Handy hervorhole.
Drei verpasste Anrufe von Munir, großartig!
Während ich mich auf dem Beifahrersitz niederlasse, räumt Neymar die übrigen Tüten und Becher zusammen und wirft es in einen Mülleimer am Wegrand.
"Wen rufst du an?", fragt er lautlos an mich gerichtet, als er in den Wagen springt und ich will ihm gerade antworten, als sich eine verschlafene Stimme vom Telefon aus meldet.
"Hallo?" "Celia! Du bist wach.", seufze ich erleichtert. Ein Räuspern war zu hören. "Ja, jetzt schon.", knurrt sie mies gelaunt.
Wenn Celi eins nicht leiden kann, dann ist es, wenn man ihren Schlaf stört. Da kann sie schon mal zum Tier werden.
"Sorry...", entschuldige ich mich zerknirscht. "Celi, wichtige Frage jetzt: Hat mein Bruder dich angerufen? Ich hab dich als Ausrede benutzt und gesagt, wir wären feiern...", frage ich. Neymar startet bereits den Wagen und wendet.
Celia stöhnt genervt auf. "Hä? Ob Munir mich... Achso, ja, Fa, hat er. Kurz vor Mitternacht, du Gurke. Du kannst irre froh sein, dass ich so gut schauspielern kann und dich gedeckt hab!"
Erleichterung durchströmt meine Adern.
"Oh Gott, Cel, danke dir! Du bist die Beste!" "Ich weiß. Offiziell schläfst du heute bei mir, dein Bruder denkt, du wärst einfach nach der Disco gleich mit zu mir gefahren." "Großartig! Und er... ahnt auch nichts?", frage ich unsicher.
"Gott, Fa, wer bin ich, die Hellseherin? Keine Ahnung, ob er was checkt oder nicht! Ich bin hundemüde, Fa..."
"Ja, ja, sorry, Celia, aber ich muss wissen, ob er etwas ahnt oder nicht..."
"Weißt du was, Fa?" "Was?" "Ich geb dir jetzt die Nummer meines Frisörs, bitte erzähl ihm deine Sorgen, Mädchen. Ich will jetzt nichts weiter als schlafen.", gähnt meine beste Freundin.
Ich kichere leise. "Ist ja schon gut.", murmele ich. Celia seufzt leise. "Wo zum Teufel bist du eigentlich? Was machen du und Lover-Boy um... Vier Uhr morgens?"
Ich kann deutlich Celias freches Grinsen hören, selbst durch ihre verschlafene Stimme und rolle mit den Augen.
"Ganz bestimmt nicht das was du denkst!", zische ich und höre neben mir Neymar leise lachen. Anscheinend scheint er kapiert zu haben, über was wir reden.
Celia kichert leise. "Naja, kannst du mir ja morgen erzählen, Fatima. Mach dir mal keine Sorgen wegen deinem Bruderherz, der merkt schon nichts. Du schläfst ja immerhin bei mir.", versichert Celia mir und ich lächele erleichtert.
"Nochmals danke, Cel... Moment mal. Wenn Muni denkt, ich bin heute Nacht bei dir zuhause, kann ich ja nicht einmal heim!", stöhne ich auf und fahre mich angespannt durch die Haare.
"Tja...", gähnt Celia. "Besprechen wir das morgen."
"Nein, wir besprechen das nicht morgen, Cel!", fauche ich sauer. "Sondern jetzt. Wo zum Henker soll ich schlafen?"
"Wo wohl? Bei Brazilian Lover-Boy natürlich..." Kurz schweige ich, bevor ich langsam meine Stimme wiederfinde.
"Was?"
Mein Tonfall ist ungewöhnlich hoch und krächzend.
"Nein... Nein, kommt nicht in Frage, ich... komm noch zu dir.", bestimme ich. Doch Celia scheint nicht richtig zuzuhören.
"Schätzchen, du fährst nicht jetzt noch raus bis nach Garcia, da fährst du zwanzig Minuten. Abgesehen davon, schlafen meine Brüder schon und wenn ich die wecke, hab ich keine Mitfahrgelegenheit für Montag zur Uni. Keine Ahnung, wo du bist, Fa, aber du fährst jetzt mit Neymar und gibst Ruhe. Mama muss schlafen!", zischt Celia streng.
Ich will noch etwas sagen, doch Celia drückt nur einen Kuss auf den Hörer. "Sag Neymar liebe Grüße, ciau und viel Spaß, Fatima. Gute Nacht.", murmelt Celia schlaftrunken, bevor sie plötzlich einfach auflegt.
Und es bleiben ich und der unangenehm hohe Piepton in der Leitung übrig.
"Cel?", frage ich hoffnungsvoll, obwohl ich weiß, dass sie schon weg und vermutlich schon im Land der Träume ist.
"Celia?", frage ich nochmal, doch lasse bereits das Handy sinken. Ich kann sehen, dass Neymar mir einen kurzen Seitenblick zuwirft, während er die Hauptstraße entlangdüst.
"Alles okay?", fragt er und ich lächele frustriert. "Ja, alles gut, nur dass ich offiziell bei Celia übernachte, weil sie mich vor meinem Bruder gedeckt hat, aber inoffiziell hingegen für heute Nacht heimatlos bin."
Neymar schweigt für einen Augenblick, bevor ich meine Haare zurückwerfe und ihn mies gelaunt ansehe.
"Moment... Nicht so schnell, wie jetzt?", fragt er nach und ich stöhne auf. "Neymar... Setz mich einfach bei irgendeinem Hotel oder so ab, ja?", schlage ich vor und lehne mich im Sitz nach vorne, um nach Hotels im Navi zu suchen, doch in dem Moment umfasst seine große Hand meine und tingelnde Schauer rieseln angenehm über meine Haut.
Er stoppt meine Hand vor dem Touchscreen des Navis und drückt sie wieder nach unten, wo er sie festhält.
"Schwachsinn, kein Hotel. Du kannst bei mir schlafen.", meint er überraschend sanft, doch seine Augen sind auf die dunkle Straße gerichtet.
Ich ignoriere den glühend heißen Blitz, der sich in meinem Inneren nahe der Körpermitte entlädt und ziehe misstrauisch eine Augenbraue hoch.
"Bei dir? Äh, Ney..." Er zeigt mir ein kurzes, blendendes Grinsen in meine Richtung. "Nur schlafen, Fa.", grinst er und ich lache auf. "Keine falschen Hoffnungen, Brazilian.", murmele ich halb im Scherz.
"Würde ich nicht wagen.", antwortet er locker und biegt bei einer grünen Ampel rechts ab.
Ich lehne mich wieder im Sitz zurück und lasse meinem Blick über die von Laternen beleuchtete Straße schweifen.
Die Uhr zeigt 4:10 Uhr morgens und ich beginne ernsthaft an meinem Geisteszustand zu zweifeln, da ich nicht weiß, wie wir die Zeit während unseres Dates so übersehen konnten.
Und ich werfe Neymar einen kurzen Seitenblick zu, und lasse meine Gedanken ziehen.

Don't Kill My Vibe // Neymar JRWhere stories live. Discover now