Bitte schweig!

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~Sandros POV~

Haddadis Worte klingen nur noch leise an meine Ohren.
"Sag mir gleich Bescheid, wenn du sie erreichst."
Gedankenverloren suche ich nach Fatimas Kontakt am Handy und deute ungeduldig einen Daumen nach oben in Munirs Richtung, der widerstrebend unter die Dusche verschwindet.
Mein Finger gleitet über den "Call-Button" und ich hebe den Hörer zum Ohr.
Ich müsste eigentlich wissen, dass ich sie nicht erreichen werde und die Chancen gering sind, dass sie überhaupt abhebt, aber dennoch mache ich mir doch eine kleine Hoffnung. Zumindest dann, als ich das wohlbekannte Piepen im Hörer vernehme.
In dem Augenblick geht Fatimas Klingelton irgendwo hinter mir los und ich wirble reflexartig herum.
Madcons Song "Don't Worry" übertöt sogar die Samba der "Brazukas" und ich weiß sofort, dass es Fatimas Klingelton ist.

Ich beobachte, wie Neymar sich während des Gesprächs mit Dani umdreht und in seiner Tasche wühlt, bis er tatsächlich Fatimas Handy herauszieht.
Zuerst scheint er gar nicht zu realisieren, dass es nicht sein eigenes ist, bis er die Stirn runzelt und auf das Display blickt.
Als er vermutlich meinen Namen darauf liest, zuckt sein Blick hoch. Er wirkt beinahe erschrocken und kurz sieht er aus, als würde er irgendwas sagen wollen. Ich für meinen Teil bringe keinen Ton heraus und starre nur quer durch den Raum zu ihm hinüber.
Aber da Dani ihn irgendetwas von der Seite fragt, drückt Ney den Anruf einfach weg - er drückt ihn einfach weg! - und wirft das Smartphone zurück in seine Tasche, bevor er sich wieder umdreht, als wäre nichts gewesen.

Und ich bleibe stocksteif stehen, das Handy am rechten Ohr und denke mir nur: Was zum Geier war das?

Kurz bin ich sogar davor, etwas zu sagen, irgendwas.
Aber stattdessen entscheide ich mich, ein Trottel zu sein und dämlich zu schweigen.
Ich setze mich auf die Bank zurück und es dauert nicht wirklich lange, bis Munir von der Dusche zurückkommt.

Ich weiß, dass er mich nach seiner Schwester fragt und nehme es mir selbst übel, dass ich ihm nicht sofort alles mitteile, aber alles, um was sich meine verwirrten Gedanken drehen, ist die Tatsache, dass Neymar das Handy von der Schwester meines besten Freundes in der Tasche hatte.
Das heißt, sie haben Kontakt... Welchen Kontakt?

Munir hingegen scheint mein Schweigen eher aggressiv zu machen und er lässt sich neben mich auf die Bank fallen. Ich spüre einen Schlag am Hinterkopf.

"Hast du mit ihr geredet?", fragt er mich und ich spüre, wie sich die Antwort, die ich parat hatte, auf meiner Zunge in Luft auflöst.
"Ähm... geredet...", stottere ich hirnlos und mein Blick zuckt hin und her.

"Mit meiner Schwester! Fatima!", schreit Munir ungeduldig und wie auf Befehl stößt Neymar mit dem Bein gegen die Kante der Sitzbank, sodass der tragbare Lautsprecher mit einem Krachen zu Boden fällt. Die brasilianischen Rhythmen ersterben plötzlich.
Nervös fluchend hebt er ihn wieder hoch und wirft ihn in die Tasche. Man sieht ihm seine Hektik an, das Geschehene von vorhin lässt auch ihn nicht locker und erneut bin ich kurz davor, zu platzen und alles herauszuposaunen.

Aber da die anderen Brasilianer neben ihm plaudern und zudem auch noch Marc und Jordi am anderen Ende der Umkleide stehen und die Taschen packen, beschließe ich widerspenstig den Schnabel zu halten.

Auch wenn ich nichts lieber tun würde als Ney eine direkte Frage an den Kopf zu werfen, die mich dann schon interessieren würde, nämlich wie zum Teufel er an Fas Handy kommt?

Aber die Frage muss wohl oder übel warten... Bis zum Hotel.

*~*~*~*~

~ Fatimas POV ~

Klopf-Klopf

'Na endlich', schießt es mir durch den Kopf, als ich das Klopfen an der Tür höre und stelle die halbvolle Wasserflasche zurück in den Kühlschrank.

Don't Kill My Vibe // Neymar JRWhere stories live. Discover now