Bonus #3 - Rio de Janeiro

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Ich meine... ich wusste schon zuvor, dass mein fester Freund in seinem Heimatland schon sowas wie einen Nationalhelden verkörperte...

Aber man rechnet dann doch nicht mit einem Journalistenauflauf plus Fantumult am Flughafen Galeão in Rio de Janeiro, in dem Moment, in dem man aus dem Flugzeug steigt. Nach elf Stunden Flugzeit.

Man konnte es mir nicht verübeln - wirklich nicht - schlecht gelaunt zu sein, wenn das Erste, was du von Brasilien siehst, eine wild-herumwuselnde Traube aus aufgeregten Journalisten ist, die dich in einer fremden Sprache zuquasseln. Ganz besonders nicht, wenn man ich ist.

"Ist das deren Ernst?", stöhne ich angestrengt, als ich den ersten Schritt in die Abflughalle getan habe und schüttele als Erstes meine langen Haare, um etwas Schutz vor den Blicken der vielen Menschen und den Kameras zu haben, indem ich sie mir ins Gesicht fallen lasse.

Gleichzeitig beginne ich mich zu fragen, ob es total lächerlich wäre, mich hinter dem Rücken meines Freundes zu verstecken, um den Bildern etwas zu entgehen, doch da hatte Neymar bereits angehalten, sich zu mir umgedreht und mir seine Snapback auf den Kopf gesetzt.

"Da musst du durch.", meint er bloß schulterzuckend, gibt mir einen Kuss auf die Wange und grinst entschuldigend.

Und irgendwie kann ich nicht anders, als mich von dieser simplen Geste beruhigen zu lassen. Vor allem, da mir beim Gefühl seiner "njr"-Snapback auf dem Kopf, die mich vor dem Blitzlichtgewitter abschirmt, Erinnerungen kommen, von dem Tag, an dem er mir am Flughafen in Barcelona seine Kappe geliehen hat, aus demselben Grund, und die ich danach natürlich behalten hatte.

Die Zeit rast nur so dahin. Diese Erinnerung lag nun schon mehr als ein Jahr zurück. Ja, richtig, ich bin jetzt bereits seit mehr als einem Jahr mit Neymar zusammen - und mich überrascht es selbst, wie glücklich ich - trotz gelegentlich auftretender Streitigkeiten - bin.

"Irgendwann müssen wir dir eine eigene Snapback besorgen, Fatima.", kommentiert Neymar noch mit einem Augenzwinkern, bevor er seinen Koffer nimmt und sich an den ersten, heranstürmenden Presseleutem vorbeischlängelt.

Ich folge ihm auf dem Fuß, meinen eigenen Koffer hinter mit her ziehend, da mich die vielen, aufdringlichen und vor allem lauten Kameramänner und -frauen ehrlich gesagt etwas einschüchtern.

Nicht, dass ich Angst hätte. Ich kann inzwischen ganz gut mit der Presse umgehen, wie ich finde. Aber bei den Reportern in Spanien verstehe ich zumindest ihre Fragen. Hier ist alles nur ein einziges Durcheinander.

Fans laufen neben uns her, einige betteln um Fotos und für manche bleibt Neymar auch stehen, um für ein Selfie in die Handykameras zu sehen. Da ich das schon so von ihm kenne, stört es mich nicht weiter. Ich weiß, dass Neymar für seine Fans fast alles tut, selbst wenn er von einem elfstündigen Flug kommt. Das zeichnet ihn aus... und die leuchtenden Augen der vor allem jüngeren Fans, wenn sie ihr Foto bekommen haben, machen die Wartezeit irgendwo auch wieder wett.

Ansonsten bleibt mir nichts Anderes übrig, als Neymar durch die Flughafen Ankunftshalle zu folgen, den Blick gesenkt, den Schirm der Kappe tief in die Stirn gezogen und den Koffer fest umklammert, während überall um uns herum die Kameras klicken.

Ja. Irgendwie habe ich mir den Beginn dieses Ausflugs etwas anders vorgestellt. Weniger stressig. Weniger anstrengend.

Immerhin steht Weihnachten vor der Tür, weshalb mein Freund auch die Möglichkeit ergreifen kann, zurück in die Heimat zu fliegen - und mich mitzunehmen, um hier die Feiertage zu verbringen.

Aufgrund meines Glaubens hatte ich zwar noch nie Weihnachten gefeiert, aber was sprach gegen ein paar Tage in Brasilien, um etwas Zeit mit Neymar zu verbringen? Richtig, nichts.

Don't Kill My Vibe // Neymar JRWo Geschichten leben. Entdecke jetzt