Gute Vorsätze

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~Neymar POV~

"Und du fühlst dich wirklich fit?"

Mit diesen Worten entließ mich Ricard aus dem Medical-Room, bereit, mir Grünes Licht für das letzte Spiel des Jahres zu geben. Ich lasse mir die Präsentation der Trophäen und das erste Spiel in den neuen, mit dem goldenen Klub-WM-Badge gekennzeichneten Trikots zu spielen, doch nicht entgehen.

"Ich fühl mich gut, keine Schmerzen oder so.", antwortete ich Ricard, der mit skeptischem Blick mein Bein begutachtete. "Sicher? Kann sein, dass er noch empfindlich ist, der Muskel. Ich hoffe, dass du ihn dir nicht wieder verletzt. Du könntest über Wochen ausfallen." Ich grinste. "Ich bin da eher optimistisch." "Genau das befürchte ich auch bei dir, Junge.", murmelte Ricard genervt und hakte mit einem Seufzen alle Kästchen auf seinem Klemmbrett ab.

Nachdenklich taste ich nach der schmerzenden Stelle an meinem Oberschenkel und rede mir ein, dass alles gut ist. Ich muss einfach daran glauben, dass mit Gottes Hilfe schon nichts schiefgehen wird. Sobald ich da draußen auf dem Rasen bin, den Ball am Fuß spüre und spielen kann, würde sich alles in Luft auflösen. Es war schon schlimm genug, beim Finale der Klubweltmeisterschaft bloß zusehen zu müssen.

"Und, bereit fürs letzte Spiel des Jahres?", fragt mich Dani, als er sich neben mir auf der roten Bank niederlässt und seine Schuhe zubindet. Die letzten unserer Teamkollegen kommen gerade vom Aufwärmen und streifen sich die Trikots über. Es wird Zeit.

"Klar, kann losgehen.", antworte ich und springe auf, um ebenso das Trainingsshirt in das blau-rote Heimtrikot zu wechseln. Immer wieder ein wahrgewordener Traum, meinen Namen auf der Rückseite dieses Trikots zu sehen. Doch als ich aufspringe spüre ich das unangenehme Pochen im Muskel und verziehe das Gesicht. Blöder Adduktor... blöder Oberschenkel...

Dani hält inne und wirft mir einen prüfenden Blick zu. "Es ist wirklich alles gut bei dir, Ney?", fragt er misstrauisch und ich nicke schnell. "Claro, alles bestens.", grinse ich wegwerfend und stelle mein Bein auf die Bank, um ebenso die Schnürsenkel festzubinden.

Dani nickt langsam. "Mhm... dir ist schon klar, dass ich damit nicht nur deine Verletzung meine... von der ich weiß, dass sie noch wehtut. Sieh dir mal dein Gesicht an, wenn du dein Bein dehnst. Nein, ich meine noch was..."

Ratlos ziehe ich die Augenbrauen hoch. "Von was redest du, Alvez?" "Du weißt schon... geht's dir psychisch gut genug, um spielen zu können?" Verwirrt richte ich mich auf und blicke meinem Teamkollegen und Kumpel in die Augen. "Was soll die Frage? Ich bin mit den Gedanken beim Spiel... wie immer. Das weißt du."

"Achja?" Dani seufzt und steht von der Bank auf. "Lass dir davon nicht die Stimmung kaputtmachen, Bro. Du weißt schon... Don't let her kill your vibe.", rät er gutgelaunt und ich schüttele grinsend den Kopf. "Mir geht's gut, ich..." "Das denke ich nicht.", unterbricht mich Dani und schließt das Gespräch aprupt, indem er anschließend schweigt. Er wirft einen Blick auf mein Bein. "Überanstreng dich nicht da draußen, irmazinho." "Dasselbe gilt für dich, o velho!", ziehe ich ihn auf und boxe ihm gegen die Schulter, woraufhin Dani scherzend zusammenbricht und sich das Schulterblatt hält.

"Okay, schluss jetzt mir den Faxen, es wird ernst.", ertönt Luis Enriques Stimme durch die Umkleide und wir alle drehen uns zu unserem Coach um, der noch letzte Anweisungen erteilt, auf die ich mich voll und ganz zu konzentrieren versuche.

Denn leider, hatte Dani Recht, was das angeht. Er hat diesbezüglich immer Recht.

Ich bin nicht bei der Sache. Hätte es überhaupt eine Chance gegeben, rechtzeitig fit fürs Klub-WM-Finale zu werden, war sie in dem Moment weg, in dem ich die letzten Worte mit Fa gewechselt habe. Wer mit dem Geist nicht da ist, hat keine Chance, dass der Körper mitmacht. Ricard verweigerte mir das Grüne Licht fürs Finale und damit die Chance, im letzten Finale des Jahres zu spielen. Das war hart genug.

Don't Kill My Vibe // Neymar JRWhere stories live. Discover now