Poker und Freunde

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Das Klopfgeräusch an der Zimmertür und dazu Munirs Stimme lässt mich sämtliche Muskeln anspannen. Was für ein Timing!

Mir ist klar, dass Neymar im Raum ist und wenn Munir ihn sieht, wird er nicht lange brauchen, um eins und eins zusammenzuzählen. Wieso hab ich auch zugelassen, dass er überhaupt ins Zimmer kommt?!

Da spüre ich Neymars Hand an meinem Arm. "Wäre das so schlimm, wenn du es ihm einfach sagst?", seufzt er murmelnd. "Du hast ja keine Ahnung!", zische ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch. "Munir weiß von gar nichts... wenn er erfährt, dass ich was mit jemanden hab und dieser jemand auch noch sein Teamkollege ist, flippt er aus!"

Neymar seufzt leise. "Wir haben uns eigentlich immer gut verstanden, denkst du, er würde es nicht verstehen?" "Denkst du, du kennst meinen Bruder besser als ich?!", fauche ich schon beinahe hysterisch und Neymar lässt abwehrend meinen Arm los, den ich wild hochreiße.

Erneutes Klopfen hält mich davon ab, Neymar vor Stress zu strangulieren. "Fa? Hallo?", so die Stimme meines Bruders. Ich wirble herum. "Raus auf den Balkon!", zische ich leise. Neymar zuckt zusammen. "Spinnst du?" "Neymar, wenn du nicht rausgehst und dich dort versteckst, bis ich Munir aus dem Zimmer lotse, werde ich dich, wenn es sein muss, vom Balkon werfen.", knurre ich leise und Neymar wirft einen Blick zur Balkontür.

"Du hast wirklich nicht mehr alle Latten am Zaun, weißt du das?", fragt er mich kopfschüttelnd und geht leise um das Bett herum zur Balkontür. Erst, als er die Tür hinter sich schließt und ich die Vorhänge zuziehe, wage ich, meinem Bruder zu antworten.

"Ich komme schon!", rufe ich und eile zur Zimmertür, um sie aufzumachen. Davor steht - zum Glück - nur Munir und schiebt sich neben mir ins Zimmer.

Ich erwarte beinahe, dass er irgendetwas bemerkt - anhand der seltsamen, zum Schneiden dünnen Stimmung im Raum.

„Wieso dauert dass bei dir immer so lange?", fragt er mehr beiläufig als neugierig und ich lasse die Tür ins Schloss fallen. „Äh... ich war... gerade... ist nicht wichtig.", weiche ich aus und setze mich auf das Bett.

Munir schüttelt den Kopf und runzelt die Stirn. Er scheint mein seltsames Verhalten wirklich nicht mehr zu verstehen, der Arme.

„Okay...", murmelt er langgezogen. „Ich hab jedenfalls unten im Speiseraum auf Lucho gewartet, um zu fragen, was er besprechen wollte, und da sagt er mir, dass er gar keinen Grund hat, mit mir extra zu reden. Alles Wichtige würde er morgen vor dem Spiel besprechen und zwar mit allen aus dem Team."

Ich beginne nebenbei auf meiner Unterlippe zu kauen. „Achso?" „Ja! War irgendwie peinlich. Keine Ahnung, wieso Ney gesagt hat, dass er mit mir reden will." „Vielleicht... hat er sich nur geirrt?", schlage ich vor, um nicht verdächtig zu wirken.

Munir murmelt irgendwas in seinen nicht vorhandenen Bart. „Ja, kann sein..."

Schließlich schnappt sich mein Bruder eine Snapback und die Sonnenbrille und deutet zur Tür. „Fahren wir?", fragt er und trifft mich erneut unvorbereitet.

„Oh Gott...", murmele ich gedämpft und stehe auf. „Ich... ähm... Munir, eigentlich... kann ich nicht morgen zum Hotel fahren? Ich nehme mir auch ein Taxi. Ich hab furchtbare Kopfschmerzen und will am liebsten einfach nur hier bleiben.", lüge ich und Munir lässt die Hand, die er schon zum Türgriff erhoben hatte, wieder sinken.

„Im Ernst? Morgen? Kann ich nicht einfach alleine hinfahren und deine Sachen holen?" „Nein! Es... sieht schlimm aus im Hotelzimmer, du weißt gar nicht, wo alle meine Sachen herumliegen.", warne ich ihn abwehrend und seufze übertrieben leidend auf.

Munir runzelt erneut die Stirn und legt die Snapback zurück auf den Schreibtisch.

„Na gut... dann fahren wir morgen. Aber nichts da mit Taxi! Ich fahr dich oder gar nicht... glaubst du, ich lass dich hier nochmal alleine?" „Hey! Du bist nicht mein Aufpasser, ich kann machen was ich will.", stelle ich mich quer und kann nicht verhindern, wie ein eingeschnapptes kleines Kind zu klingen, was Munir zum kurzen Grinsen bringt.

Don't Kill My Vibe // Neymar JRWhere stories live. Discover now