Marokkanischer Wein *

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Ich werfe einige Scheine marokkanischer Dirham nach vorne auf den Beifahrersitz des Taxis und es könnte mich nicht weniger kümmern, ob ich nachgezählt hatte oder nicht.

Ich springe aus dem Wagen und auf die Türen des Hotelkomplexes zu, aus dem ich vor einigen Stunden nahezu geflohen bin. Nun war es ungefähr acht Uhr abends und die feuerrote Sonne ließ die Fassaden und den „Four Seasons" Schriftzug so wie die berühmten fünf Sterne in Flammen aufgehen.

Passend zu meiner derzeitigen Laune.

Die Taxifahrt hierher hatte nichts dazu beigetragen, mich zu beruhigen, im Gegenteil. Die Tatsache, wie meine Eltern, allen voran meine eigene Mutter, von Neymar geredet hatte, obwohl sie rein gar nichts von ihm wusste, lässt mich in Rage verfallen.

Ich stürme also durch die Eingangstüren in die Lobby und werfe einen Blick auf den breiten, dunkelbraunen Rezeptionstisch. Hat es überhaupt einen Sinn zu fragen? Nein, beschließe ich, also begebe ich mich gleich zu den Aufzügen.

Ich muss eben suchen, so viele Möglichkeiten kann es ja nicht geben.

Ich wippe nervös auf und ab, als der Aufzug - meiner Meinung nach - viel zu gemächlich nach oben fährt und beiße mir auf die Unterlippe. In dem Moment hält der Fahrstuhl nur ein Stockwerk vor meinem Ziel plötzlich an und ich stöhne genervt auf.

Darf das wahr sein?

Die Tür springt mit einem leisen Ding auf und ich starre überrascht auf Neymars Kumpel, der mir heute schon im Aufzug begegnet ist. „Rafa!", japse ich wie von selbst und der Brasilianer bleibt wie angewurzelt stehen und starrt mich unschlüssig an.

„Äh... hi?"

In meinem Kopf bildet sich sofort ein Plan und ich packe den komplett überraschten Fußballer am Unterarm und ziehe ihn in den Fahrstuhl, bevor ich auf den „Tür schließen"-Button drücke.

„Du bist doch Rafa, oder nicht? Sorry, ich hab keine Ahnung, wie dein voller Name ist.", murmele ich vor mich hin und der Brasilianer starrt mich total verwirrt an. „Kennen wir uns?" „... Nicht so richtig...", winke ich ab. „Aber Neymar kennt mich. Wir sind... wir haben... damals im... ach, auch egal...", stottere ich und mein Gegenüber sieht mich an, als wäre ich total krank im Kopf.

„Hör zu..." Plötzlich zuckt er jedoch zusammen. „Du bist das Mädchen aus dem Aufzug von vorhin!", erfasst er es und ich grinse abgelenkt. „Positiv." „Moment... du sprichst Spanisch?", fragt er immer noch verwirrt und ich kann nicht anders, als mit den Augen zu rollen. „Nee, klingt nur so, in Wirklichkeit spreche ich Koreanisch. Klar spreche ich Spanisch! Hör zu, es ist so... ich suche nach Neymar. Hast du eine Ahnung, wo ich Neymar finde?", frage ich nervös.

Neymars Kumpel verzieht das Gesicht und grinst ratlos. „In seinem... Zimmer schätze ich... keine Ahnung?" „Kennst du die Zimmernummer?"

Da hebt er die Augenbrauen und schiebt die Hände in die Hosentaschen. „Denkst du, ich sag dir einfach seine Zimmernummer? Du könntest sonst jemand sein...", stellt er überlegen fest und ich verstumme. Mein Mund klappt tonlos auf und zu.

„Du denkst nicht wirklich, dass ich einer seiner irren Fangirls bin, oder?"

Der Gedanke bringt mich beinahe zum Kichern, doch die ganze Situation hier ist zu aufgeladen, um jetzt ans Lachen zu denken.

Rafa zuckt nur mit den Schultern.

„Das ist einer der besten Witze, die ich je gehört hab. Ihr Brasilianer habt Humor.", scherze ich trocken und verschränke die Arme vor der Brust.

Der Brasilianer schürzt die Lippen und mustert mich abwartend, bevor ich leise seufze. „Ich bin Fatima El Haddadi.", eröffne ich ihm. „Ich bin Munirs Schwester."

Don't Kill My Vibe // Neymar JRWhere stories live. Discover now