Kapitel 6

2.4K 119 4
                                    

Seine Schritte waren viel langsamer als sonst und auch die Art wie er sich bewegte glich einer schleichenden Raubkatze kurz vor dem Sprung, die ihre Beute schon längst in der Mangel hatte und jeden Augenblick zuschlug, um zu fressen. Wieder schluckte ich und lief einen Schritt rückwärts. Edan kam weiter auf mich zu, blieb nicht stehen und zeigte auch keine Anstalten, dass ihm die Sache peinlich war. Ganz im Gegenteil. Wie konnte man nur so ein Selbstbewusstsein haben? Was, wenn er mir nicht gefiel? Aber mein Körper verriet mich von ganz allein. Mein Blick verschleierte sich stetig mehr und mein Mund öffnete sich zitternd. Auch wenn ich mich am Riemen riss, keuchte ich auf, taumelte weiter nach hinten. Mir war klar, wo er hin wollte.

Er schob mich zu seinem Bett und beugte sich über mich. Ganz langsam. Stückchenweise. »Wirst du mich jetzt küssen?«, fragte ich mit hauchender Stimme. »Willst du das denn?«, gab er fast lautlos zurück. Wollte ich es? Was für eine bescheuerte Frage. Selbstverständlich wollte ich es. Scheiße. Fragte er mich das im Ernst? Prompt nickte ich wie in Trance und schon spürte ich seinen süßen Atem auf meinem Mund. Ich hielt die Luft an, als er zaghaft seine Lippen auf meine drückte. Sie waren voll und weich. Überhaupt nicht, wie ich es mir vorstellte. Viel besser. Unwillkürlich riss ich die Lider erst nach oben. Zugleich flatterten sie und schlossen sich schlussendlich.

Als sich sein Mund mit meinem komplett verschloss und dieser sich begann schon fast schüchtern zu bewegen, glaubte ich eine Welle der Empfindungen verschluckte mich. Es hatte sich zwar schon mal ein Junge erbarmt mich zu küssen; auch wenn es nur Verarsche war und für diesen Blödmann eine Wette, war es dieses Mal anders. Es fühlte sich an, als wäre es mehr als richtig. Elektrisierend. Prickelnd. Er ließ meine Gedanken verpuffen. Ich war vollkommen Wachs in seinen Händen.

Träge strichen seine Finger behutsam über mein Dekolletee. Ich war zwar oben herum noch immer nackt, doch er berührte keine meiner Brüste. Er stoppte lediglich auf meinem Bauch, um mich auf die Bettdecke zu drücken. Automatisch öffnete ich meine Schenkel und schon lag er wie ganz selbstverständlich auf mir. Den Blick wandte er noch immer nicht von meinen Augen. Seine hielten mich gefangen. Schon wieder fühlte sich alles an, als wäre ich in Watte gepackt und doch war es das, was ich wollte. Links und rechts bettete Edan seine Arme neben meinem Kopf. Er stützte sich ab und kesselte mich gleichzeitig wie ein Raubtier ein. Ich konnte mich nicht wehren. Wollte ich das überhaupt? Nein.

Als er mich weiter küsste und seine Lippen öffnete, durchflutete mich ein honigsüßer Duft, der mich mit Verlangen einhüllte. Seine Zunge berührte meine und jede Empfindung verursachte in mir einen Stromschlag. Ich wusste gar nicht, dass mein Körper überhaupt im Stande war so zu empfinden. Das alles war extrem intensiv. Man konnte diese Gefühle nicht einmal beschreiben, aber es war, als würden mich diese definitiv um den Verstand bringen. Früher oder später. Ich wollte diesen Mann haben. Jetzt. Sonst wurde ich verrückt.

Edan löste sich kurz darauf von meinen Lippen, indem er den Kopf hob mich mit verschleiertem Blick ansah. »Wirst du mit mir schlafen?«, fragte ich atemlos und bemerkte erst nachdem die Worte meinen Mund verließen, dass nur Blödsinn heraus kam. Aber war die Frage nicht berechtigt? Ich hatte keinen blassen Schimmer, was das überhaupt werden sollte. »Willst du das denn?«, wollte er mit hochgezogener Braue wissen und musterte mich eindringlich. Ich wusste nicht wieso, aber genau das wollte ich. Ich musste ihn haben. Er stellte etwas mit meinem Körper an und mir war klar, dass es noch intensiver wurde, wenn ich ganz ihm gehörte. Ein kleines Grinsen stahl sich auf seine Lippen. »Dafür ist es zu früh. Glaub mir.« 

Sein Lächeln wurde breiter und irgendetwas blitzte plötzlich in seinem Mund auf. Was? Ich zuckte prompt zurück. Nein. Das war doch nicht echt. Das war nicht möglich. Hatte ich mich verguckt, oder träumte ich in diesem Augenblick noch immer? Mir ist, als wenn ich... Doch nein. Das konnte nicht sein. Das war nicht möglich und ich blickte ihm wieder in die Augen, die sich in diesem Moment schon wieder so komisch veränderten. Da war erneut dieses Violett. So, wie schon einmal. Dabei dachte ich, es wäre das Licht. Aber irgendwie... Ich wollte nachdenken, doch meine Gedankengänge schienen zu zerfließen, wurden wie Pudding. »Du brauchst nicht schreien und du musst auch keine Angst vor mir haben. Es wird nicht wehtun. Ganz im Gegenteil. Es wird dir gefallen«, wisperte Edan mit zitternder Unterlippe und plötzlich entblößte er aus dem Nichts zwei scharfe Fänge.

Someday I - I looked into your eyesWhere stories live. Discover now