Epilog

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Klack. Klack. Klack. Dieses nervende Geräusch ging ihm auf den Sack. Immer wieder ertönte es in seinen Ohren. Es fühlte sich an, als wären die Geräusche gleich direkt neben seinem Kopf, aber es war nicht an dem. Trotzdem schien es, als würden sie stetig lauter werden, obwohl sie ihn bloß begleiteten. Es kotzte ihn an, über diese elenden Flure zu marschieren. Die Wände waren weiß und kahl. Das Licht über ihnen fühlte sich ekelhaft an. Aus. An. Aus. An. Aus. An. Warum sorgte keiner dafür, dass es eine richtige Stromversorgung gab? Oder konnte man sich keine ordentlichen Glühbirnen leisten? Aber das war sein kleinstes Problem. Er war genervt. Und das war ein viel Größeres.

Ungeachtet dessen hatte er anderes zu tun, als dort herumzurennen. Schon der Gedanke daran, auf einer Party die nächste Schlampe abzuschleppen war viel heißer, als mit seinem scheiß Vater unter der Erde zu stecken und dieses Viehzeug durch die Gänge zu schaffen. Es war nicht das erste und würde auch nichts das letzte Mal sein. Das war richtig zum Kotzen. Ständig das gleiche Spiel und egal was er dazu sagte, seine Meinung interessierte niemanden. Er hatte Folge zu leisten. Immer. »Was soll das denn nun werden? Ich bin verabredet«, knurrte es ungeduldig und man hörte das Piepen einer Tür, die gerade mit einer Karte geöffnet wurde.

»Nur Geduld. Ab dem heutigen Tag wird sich dein Leben komplett ändern, mein Sohn.« Hatte es das nicht schon längst? Was war von seiner Jugend übriggeblieben? Ständig war er nur dafür da, um hunderte Liegestütze zu machen oder Kilometer durch den Wald zu rennen. Nur was wollte sein Alter noch von ihm? Will er mit mir so ein lächerliches Schwätzchen halten, indem er mir erklärt, dass ich nun erwachsen sein muss? Die Worte drangen in seinen Kopf. Zum Glück. Das Einzige was er wollte, dass alles schnell hinter sich zu bringen. Die nächste Party wartete. Dort war Spaß garantiert. Hier in diesen komischen Tunneln war es nicht nur ungemütlich, sondern auch stickig. Er wusste zwar, dass sein Vater irgendetwas dort unten trieb, aber was genau interessierte ihn nicht die Bohne.

Knackend drehte er seinen Hals nach links und rechts und folgte ihm in den nächsten Gang. Hörte das denn niemals auf? »Vater, ich habe wirklich keine Zeit. Können wir das nicht wann anders machen? Wir verschieben das Ganze einfach.« Langsam war er echt genervt und als er den Rücken seines Alten betrachtete, hätte er am liebsten ein Messer aus seinem Stiefel gezogen und es ihm von hinten ins Fleisch gebohrt. Wut keimte in ihm auf, die er schon sein ganzes Leben lang in sich trug. Er liebte nicht. Nicht einmal seine Mutter. Geschweige denn seine Schwester. Nichts dergleichen. Die einzigen Annäherungen fanden beim Feiern mit irgendwelchen fremden Schlampen statt. Wenn sie es nicht wollten, wurde es sich einfach genommen. Das war alles was er brauchte und hin und wieder jemanden die Fresse polieren.

Hart biss er die Zähne aufeinander und versuchte den aufsteigenden Zorn zu kontrollieren. Eigentlich genoss er dieses starke Gefühl. Es wollte raus. Endlich befreit werden. Keine Ahnung, aber davon musste er sich irgendwie ablenken. Vielleicht sollte er mal wieder mit seinem beschissenen Vater in den Ring steigen, damit er ihm mal richtig die Fresse polierte und er seine. Damit würde es ihm eindeutig wieder besser gehen, als durch ein Labyrinth zu steuern.

Erneut riss ihn ein Piepen aus seinen Gedanken und er starrte auf den leicht ergrauten Hinterkopf seines Vaters, dem er noch immer sauer folgte. Will er mich verscheißern? Was ist denn das für eine abgefuckte Scheiße? Langsam machte er sich tatsächlich Gedanken. Alles wirkte wie ein Hochsicherheitstrakt. »Warum bin ich hier?«, fragte er erneut genervt und seine Stimme hallte laut von den Wänden. »Glaubst du ich habe die ganze Zeit nur so mit dir trainiert? Normalerweise hättest du schon längst gewusst, um was es hier geht, aber du warst noch nicht so weit. Du warst zu weich...« Ach, bin ich das?, drang durch seinen Kopf.

»Du hast niemals mit mir trainiert. Du hast mich nur immer wieder verprügelt und mit ständig einen anderen Knochen gebrochen, an Stellen, wo ich nicht einmal wusste, dass man dort welche hat. Also komm zum Punkt. Ich habe noch etwas anderes vor« und er wurde nach seinen Worten ruckartig in einen Raum hineingezogen. Dieser war riesengroß. Sofort fühlte man sich komisch. Noch komischer als zuvor. Vor allem, als er diesen Glaskasten in der Mitte entdeckte. Sonst war da nichts weiter. Überhaupt nichts. Was soll denn das sein?

Someday I - I looked into your eyesWhere stories live. Discover now