Kapitel 15

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Dass diese Frage von ihm kam, darauf war ich nicht vorbereitet. Ich dachte eher, er würde mir gleich verraten wer er war, sodass ich mich nicht allzu verrückt anhörte. Jedoch schien es darauf hinauszulaufen. »Ich dachte an so etwas wie ein Vampir!«, lachte ich nervös auf. Laut ausgesprochen wirkte das alles noch surrealer. Ungeachtet dessen wurde ich schnell wieder ernst, als ich an die Bisse dachte, die mir durch Mark und Gebein gingen. Das war alles verdammt lächerlich. Wir befanden und in keinem Film. Auch nicht in Twilight. Ich war keine Bella und er kein Edward. »Zumindest trinkst du mein Blut«, flüsterte ich gedankenverloren. Am liebsten wäre ich komplett durchgedreht, weil das alles komplett bescheuert klang.

Wenn mir jemand zugehört hätte, wäre ich gleich in der Klapse gelandet. Nichtsdestotrotz war es Tatsache. Ich wusste, was ich sah. Er konnte nichts anderes sein. Aber warum fragte er mich überhaupt? Sicherlich war ihm bewusst, an was für ein Wesen ich dachte, als er mich fragte. Selbstverständlich gab er mir darauf keine Antwort, dabei musste ich es aus seinem Mund hören, aber nichts da. Aus diesem Grund ging ich sowieso davon aus, dass es stimmte was ich sagte und ein leichter Schleier der Trance legte sich urplötzlich um mich. Es war nicht Edan, sondern mein Körper, der gar nicht mehr belastbar zu sein schien, der sich gegen diese Vorstellung wehrte und sich insgeheim damit wahrscheinlich schützte.

»Aber du bist am Tage draußen und du hast Kaffee getrunken«, überlegte ich laut. Meine Worte waren gestottert. Unglauben lag darin. Blitzartig löste sich allerdings Edan von der Weite und schaute mich wieder von oben herab an. Erst war sein Blick nicht zu deuten. Schlussendlich sah er aber aus, als brach er in Gelächter aus und er prustete: »Das ist doch Unsinn, was sich erzählt wird, oder hast du wirklich das alles geglaubt, was man in Filmen sieht und Büchern liest?« Ich zuckte lediglich mit den Schultern, versuchte nicht zu zeigen, wie es in mir drin aussah. Immerhin ging ich davon aus, dass er mich auslachen wollte, weil ich diesen Stuss von mir gab und behauptete er wäre ein Vampir, doch er dementierte gar nichts. Nein. Er wirkte hingegen erleichtert und belustigt zugleich.

»Irgendetwas muss man ja glauben und da ich keinen Vampir persönlich kenne; außer dich nun... Was sollte ich denn sonst glauben? Durch Eigenerfahrungen kann ich leider nicht prunken!« Edan lächelte leicht, streifte mit dem Daumen sanft über meine Wange und erzählte: »Wir können essen und trinken, wie jeder andere auch. Wir brauchen halt nur eine Kleinigkeit mehr und das ist nun einmal Blut. Ansonsten unterscheidet uns nichts weiter von euch, außer die Stärke und Schnelligkeit. Möglicherweise diverse andere Dinge, die du vorhin am eigenen Leibe gespürt hast. Außerdem kann man uns nicht so leicht töten. Natürlich können wir auch in die Sonne gehen. Ich habe auch keine Angst vor fließendem Wasser. Knoblauch macht mir auch nichts aus. Ich esse ihn sogar ziemlich gern. Kreuze? Das ist alles Humbug. Ach, da gibt es noch so viel...« Schließlich lachte er fies auf und ich rutschte mit etwas Unbehagen von ihm weg. Zumindest ließ er es zu.

»Larissa! Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Ich würde dich nie ... verletzen.« Ich wusste nicht wieso, doch ich vertraute ihm komplett. Er log nicht. Keine Ahnung weshalb, aber da war ich mir zu hundert Prozent sicher. »Was stimmt denn dann bei den ganzen Geschichten?«, fragte ich zögerlich, denn wenn er irgendwas erzählte, konnte ich etwas mehr erfahren. »Nun ja. Wir können ewig Leben, wenn uns keiner tötet. Das stimmt schon mal.« Schließlich machte er eine lange Pause. »Darf ich dann fragen wie alt du bist?«, interessierte mich. »Nein, darfst du nicht!«, gab er schlagartig in einem eigenartigen Unterton zurück, schnappte sich meinen Arm und zog mich unvermittelt mit sich.

Wir landeten erneut bei Henry am Haus, was mich sichtlich erstaunte. Was wollten wir da? Doch irgendwie konnte ich mir vorstellen warum, denn Edan wohnte dort. Vorübergehen? Keine Ahnung. Wie lange; das wusste ich nicht. Ich konnte nur hoffen, dass er so schnell nicht wieder ging. Da war irgendwie die Angst, die ich am meisten verspürte, wenn ich an ihn dachte. Nicht, dass er mich verletzte, sondern er einfach verschwand, oder schlimmer noch: Wenn er erst gar nicht existierte. Einerseits war er nämlich noch immer wie ein Traum für mich. Sicherlich konnte er auch meine Erinnerungen an ihn komplett löschen, ohne dass ich mich wehrte, was er hoffentlich niemals tat.

Someday I - I looked into your eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt