Kapitel 13

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Ich erwachte in einem Bett, in meinem Bett, so wie jede Nacht, und blickte mich müde um. Natürlich war ich allein. Was hatte ich auch gehofft vorzufinden? Einen Vampir? Schwachsinn. Gleich als ich Edan vor meinem Haus stehen ließ, legte ich mich heulend ins Bett. Erst war ich so verdammt wütend, dass ich mir schwor nicht zu weinen, aber alle Versprechen mir selbst gegenüber halfen nichts. Schluchzend fiel ich schlussendlich in einen verwirrenden Schlaf: Mit violetten Augen, dunklen langen Haaren und einem makellosen Körper. Dieses Mal war der Traum allerdings anders wie sonst und das merkte ich auch. Alles hatte sich nämlich verändert. Ich hatte mich verändert.

Ich stieß Edan weg, als er mich biss und überrumpelte ihn so sehr damit, dass er meine kleine Wunde am Hals vergaß. Sogar ich im ersten Moment. Als ich stur nach Hause ging, schlug ich ihm die Tür vor der Nase zu. Ich war mir nun sicher, dass ich nicht träumte. Mir war klar, wenn er es gewollt hätte, er auch so hineingekommen wäre, doch er tat es nicht. Zumindest glaubte ich das. Er entschied sich dafür mir keine Antworteten zu geben, also musste er wohl oder übel damit leben, dass er mich in Ruhe lassen sollte. Und ich ebenso. Vielleicht änderte das sogar etwas an der Situation, wenn ich nicht alles mit mir machen ließ, er merkte, dass er mich anders behandeln musste. Es konnte sein, dass er sich vielleicht einen Ruck gab und mir Einiges erzählte. Es musste ja nicht bis ins kleinste Detail sein; obwohl ich es gern wollte, aber wenigstens eine grobe Zusammenfassung von all dem Geschehenen... Doch daran glaubte ich nicht.

Bevor ich den Abend wütend ins Bett bin, ging ich noch kurzerhand ins Badezimmer, um meinen Hals im Spiegel zu betrachtet und auch fast eine Woche später erneut. Siehe da. Zwei Kratzer mit kleinen Einstichen. Ich dachte ernsthaft, dass man mich in die Klapse einweisen musste, aber nun hatte ich es sozusagen schwarz auf weiß. Es war einfach nicht zu fassen. Noch immer begriff ich das alles nicht. Edan war tatsächlich ein Vampir. Der Edan, der sich nun seit Tagen nicht mehr blicken ließ. Ich keuchte auf, biss mir hart auf die Unterlippe und berührte die Einstiche erneut. Also träumte ich die ganze Scheiße wirklich nicht. Es gab ihn und nicht bloß wie in der Schule. Sondern genauso, wie ich ihn in Erinnerungen hatte, beziehungsweise wie er wirklich war. Es war Tatsache.

Nebenbei schaute ich auf meinen Wecker und las, dass es kurz nach sechs Uhr morgens war. Natürlich war es noch zeitig. Vor allem am Samstag, aber ich musste zu Henry. Normalerweise half ich ihm an diesem Wochentag immer viel später, doch das war mir in diesem Moment schnuppe. Klar schlug ich Edan die Tür vor der Nase zu... allerdings ging ich nicht davon aus, dass ich lediglich ein Blutbeutel für diesen Mann war. Ich musste endlich mit ihm reden. Er konnte mich nicht länger verarschen. Ich musste es wissen, brauchte Erklärungen für das alles. Warum war ich es gewesen und nicht ein anderes Mädchen? Weswegen dieses Hin und Her? Das machte mich alles so wahnsinnig verrückt. Auch wenn ich ihm sagte, dass er sich aus meinem Leben verpissen sollte, war die Neugierde größer. War er es jedoch wert weitere Nachforschungen anzustellen? Normalerweise sollte ich Angst haben; sicherlich, doch die drängte ich in den Hintergrund, denn wenn er mir wehtun wollte, hätte er es schon längst getan.

Ich zog mir meine Klamotten über und rannte eilig aus dem Haus, ohne einen Bissen im Magen. Meine Mutter kümmerte mich ebenso nicht. Ich dachte nicht einmal an sie, sondern nur an Edan. Die ganzen Nächte hatte ich fast kein Auge zugetan und nur darüber gegrübelt, was alles passierte. Das machte mir so sehr zu schaffen, dass ich sogar von ihm träumte. Sogar das wirkte real. Als stünde er in meiner Nähe und beobachtete mich, obwohl er nicht mehr in der Schule auftauchte. Das machte mich bloß noch wütender. Was bildete er sich überhaupt ein? Was sollte der ganze Mist? Erst machte er mich verrückt mit seinem komischen Auftauchen und dann das?

Lediglich in meinem Tagebuch hatte ich die halbe Nacht herumgekritzelt. Ansonsten nur starr aus dem Fenster geschaut. Obwohl ich Hoffnung hatte, dass er da irgendwo vor meinem Haus stand, sah ich ihn nicht, aber ich spürte seine Anwesenheit irgendwie. Als rauschte mein Blut und brodelte innerlich, wenn er sich in meiner Nähe befand. Ich konnte es mir nicht erklären. Er war da irgendwo zwischen den Bäumen und beobachtete mich. Erst wollte ich hinaus, aber blieb dann doch in meinem Zimmer. Er sollte spüren, dass es mir ernst war, aber da ich irgendwann merkte, dass er nicht mehr dort unten stand, brachte es mich fast um. Ich musste ihn sehen. Er fehlte mir so wahnsinnig und die Antworten brauchte ich ebenso. Nun konnte er mir nichts mehr anderes erzählen. Ich sah zu viel. Meinen Hals zum Beispiel. Davor sorgte er sicher, dass die Einstiche verschwanden. Irgendwie.

Someday I - I looked into your eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt