Kapitel 25

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»Ich glaube nicht, dass ihr wieder in eurem Haus schlafen wollt. Außerdem will ich das nicht. Wenn du hier bist, dann kann ich immer auf dich aufpassen und falls doch nicht, ist da noch Henry. Auch wenn du glaubst, dass er alt ist; ist er trotzdem nicht schwach. Er ist ein guter Kämpfer und könnte dich trotzdem beschützen«, erklärte Edan und zog mich weiter in sein Zimmer hinein. »Vor diesem Ding?«, wollte ich wissen. »Ja. Doch ich werde dich nicht aus den Augen lassen, wenn es nicht nötig ist. Ich glaube es ist besser, wenn du mit deiner Mutter erst einmal hier bleibst. Ich weiß, ihr habt nicht das beste Verhältnis, aber sie leidet ebenso. Rede mal mit ihr, damit sie merkt, dass sie nicht allein ist.«

Auf der Stelle kniff ich die Augen zusammen. Nun kotzte es mich an, dass Edan keine Gedanken lesen konnte, denn dann wüsste er, dass ich ihr Wurst war und sie mir mittlerweile ebenso ziemlich, auch wenn sie die einzige Familie war, die mir noch blieb. »Das war ich mein ganzes Leben und nun soll ich ihr in den Arsch kriechen? Keineswegs. Sie hat mir genügend angetan und mich verletzt. Du weißt nicht, was du da von mir verlangst.« Das kann er eindeutig vergessen. »Sie ist immerhin deine Mutter.«

»Ich weiß nicht einmal was das ist!«, antwortete ich ihm sauer. »Und im Übrigen wirst du mit ihr in das kleine Haus neben Henrys ziehen.« Er reagierte gar nicht darauf, was ich von mir gab. Ganz im Gegenteil. Er stellte etwas in den Raum und war sich sicher, dass ich das machte, was er verlangte. »Das ist ein Schuppen«, sprach ich mit zusammengekniffenen Lidern, denn da räumte ich jedes Wochenende den Rasenmäher hinein. Ich hatte mich dort zwar noch nicht groß umgeschaut, jedoch wusste ich, dass es da nicht bloß einen Raum gab. Ungeachtet dessen war alles verbaut. Es hätte renoviert werden müssen. Das wäre mehr als nur Arbeit und vor allem Geld. Was keiner von uns wirklich besaß.

»Damals war es kein Schuppen. Henrys Tochter hat darin kurzzeitig gewohnt«, antwortete mir Edan prompt. Auf der Stelle zog ich die Augenbrauen nach oben. Ich wusste zwar, dass der alte Mann eine hatte, doch sie besuchte ihn nicht mehr. Henrys Frau verließ ihn, als sie sogar noch schwanger war. Ich selbst kannte diese lediglich von Bildern und seine Tochter überhaupt nicht. »Hast du mal was mit ihr gehabt?«, fragte ich ohne nachzudenken. Man wusste ja nie. Keine Ahnung, weshalb ich das fragte. Eigentlich ging es mich auch nichts an. Doch was soll's. Es kam aus meinem Mund und nun musste ich auch dazu stehen.

Edan hingegen sah mich verblüfft an und runzelte die Stirn. »Nein. Ich habe auch nie von ihr getrunken, falls du das wissen willst. Henry hätte mich sicherlich verprügelt«, lachte er schließlich. »Er hätte es am liebsten schon bei dir getan und wenn er wüsste, dass du mit schlafen willst, dann wäre es das Erste, was er täte! Glaub mir!«, flüsterte Edan die letzten Worte und kam von hinten an mich heran, berührte meine Hüfte und wusch meine Launen damit weg. »Die Vorstellung wäre lustig«, kicherte ich. Ich konnte spüren, wie auch Edan zu schmunzeln anfing und seine Hände sich um meinen Bauch legten.

»Nein, Lara. Das habe ich nicht. Ich habe mich nie für sie interessiert und sie ist mir auch nur zweimal über den Weg gelaufen.« Über diese Aussage war ich mehr als zufrieden und bettete meinen Hinterkopf gegen seine Brust. »Das wusste ich gar nicht, dass sie dort drin gewohnt hat.« Nein. Das hatte ich nie in Erfahrung gebracht. »Henry redet nicht oft darüber. Es schmerzt ihn. Immerhin ist es seine Tochter.« Plötzlich dachte ich an etwas ganz anderes. Wenn wir schon bei dem Thema waren, konnte ich noch mehr aus Edan herauskitzeln. »Hast du eigentlich Kinder?«, fragte ich geradeaus. Mich interessierte die Sache extrem. Außerdem musste ich ihn besser kennenlernen.

»Als ich noch ein Mensch war, habe ich nie eine Frau gefunden, mit der ich eine Familie gründen wollte und als ich mit dreiundzwanzig Jahren verwandelt wurde... führte ich eine Beziehung die über sehr viele Jahre ging.« Ich schluckte schwer. Es war komisch das aus seinem Mund zu hören. Allerdings war er nicht erst seit gestern auf der Welt. Es war klar, dass es Frauen in seinem Leben gab. Damit musste ich mich abfinden. »Wie lange?«, murmelte ich zögerlich. »Es waren 97 Jahre!«

Someday I - I looked into your eyesWhere stories live. Discover now