Kapitel 34

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»Ich habe dich angefleht es zu machen und du hast es vehement abgelehnt und nun tust du es einfach, ohne zu wissen, ob ich es überhaupt noch will?«, keifte ich ihn an und setzte mich wütend auf mein Bett. Keine Ahnung weswegen ich so hochfuhr, denn normalerweise hätte ich froh darüber sein müssen, aber irgendwie nervte mich das alles an. Sogar der Boden unter meinen nackten Füßen fühlte sich rauer an, als er aussah. Das ging mir ebenso  in diesem Moment auf den Sack. Die ganze Sache, die ich erlebte war außerdem viel realer als gedacht. Es ist passiert. Ich war schon fast tot, doch Edan holte mich zurück und nun? Was bin ich jetzt? Genauso wie er?

Aber bei der Verwandlung tat nichts weh. Zumindest bekam ich überhaupt nichts mit. Da war lediglich die Müdigkeit, die mich unvermittelt überrannte und ich musste unwillkürlich an irgendwelche Filme denken. Jedoch bemerkte ich mal wieder, dass das alles kompletter Schwachsinn war. Ich spürte nur meine neuen Empfindungen mehr als deutlich und es war verdammt verwirrend und intensiv, sodass ich am liebsten davor weggerannt wäre. Er hätte mich darauf vorbereiten können. Wenn er wenigstens eine Andeutung gemacht hätte. Wenigstens, dass falls etwas passierte, er es machte. So wurde ich komplett ins kalte Wasser geworfen. Am liebsten wäre ich vor Zorn geplatzt. Das lag aber nicht daran, weil Edan diesen in mir hervorrief, sondern ich das Gefühl nicht in den Griff bekam und es stetig extremer wurde.

Plötzlich spürte ich eine Enttäuschung in mir, die aber nicht meine sein konnte. Ich wusste: Edan wollte mir nichts Böses. Unvermittelt bekam ich ein schlechtes Gewissen. Verdammt. Ich hätte ihn nicht so anfauchen sollen. Immerhin musste er auch Einiges durchmachen und die Angst in ihm war sicherlich enorm, als er dachte, dass ich es nicht schaffte. Der Kloß in meinem Hals wurde dicker. Reue machte sich in mir breit. So enorm, dass meine Augen feucht wurden. Also wenn es nun immer so wurde, musste ich mich mehr als nur in den Griff bekommen.

»Ich muss kurz...«, drang durch Edans Lippen und er zeigte in Richtung Tür. Gekonnt wich er meinem Blick aus. Ich hatte ihn verletzt. Traurig sah ich ihn an und wollte meine Worte auf der Stelle zurücknehmen. Manchmal war ich auch ein Trampel. »Ich lasse dich erst einmal allein. Ich wollte sowieso Henry helfen« und er drehte sich noch weiter von mir weg, sodass ich bloß seine Rückseite sehen konnte. Nein. Egal ob er in meiner Nähe blieb oder nicht; noch einmal ließ ich ihn nicht gehen. Das konnte er vergessen. Eindeutig.

Meine Beine brauchten nicht mal einen Wimpernschlag, um bei Edan anzukommen und ich ergriff unvermittelt seine Schultern. Er musste mit mir reden. Die Flucht brauchte ich auf keinen Fall. Außerdem sah man ja, wo uns das hingebracht hatte. Ich wäre fast gestorben. »Was ist los?«, wollte ich leise wissen und setzte nach: »Es tut mir leid!«, denn ich spürte plötzlich, dass es ihm überhaupt nicht gut ging. Nein. Nein. Nein. Das wollte ich nicht. »Ich werde dir nur etwas zu essen holen. Du hast sicher Hunger«, lenkte er ab, obwohl er recht hatte. Ich kam mir vor, als hätte ich seit einer halben Ewigkeiten nichts mehr gegessen. »Die ersten Tage wirst du jetzt einen besonders großen Hunger haben. Ich bin gleich wieder da.«

In dem Moment als er durch die Tür wollte, zog ich ihn allerdings zurück, doch er schaute mich nicht an. Sein Kopf war gesenkt und die langen Haare hingen ihm weit im Gesicht, sodass ich seine Mimik nicht erkennen konnte. Er versteckte sich vor mir, aber weswegen? In diesem Augenblick wirkte er menschlicher denn je. Manchmal gab es Momente, da wollte ich ihn so vor mir haben, um endlich zu sehen, dass er nicht immer der tolle und starke Mann war, was er vorgab zu sein, doch nun tat es mir bloß umso mehr leid. Immerhin gestand er mir, dass er mich liebte. Edan tat es. Es war genau das, was ich immer hören wollte. Erst nachdem das alles passierte gestand er mir, was er für mich fühlte. Monate später.

Der sonst so eher harte Typ, der oft seine Gefühle hinter eine Maske versteckte, war plötzlich ganz anders. Ich wollte ihn am liebsten in den Arm nehmen und trösten; aber dann war da unverhofft ein Geruch, der meine Zunge kribbeln ließ. Er lenkte mich von meinen Gedanken ab. Süß, wie Honig und ...

Someday I - I looked into your eyesWhere stories live. Discover now