Kapitel 5 ✅

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"Bryant?", hallte meine Stimme durch die Dunkelheit. Ich wusste nicht wieso ich seinen Namen gerufen hatte, aber es war, als könnte ich meine Handlungen nicht kontrollieren. Mein Herz lag schwer in meiner Brust und ich atmete tief ein, um das Nervenbündel in mir zu beruhigen, welches mich zwang, der in mir begrabenen Schwermut zu erliegen.

Mein Atem blieb mir im Hals stecken, als sich die Dunkelheit lichtete und eine Szene vor mir erschien. Meine Tränen drohten zu durchbrechen. Ich erinnerte mich daran, dachte ich still, als ich versuchte meine Schluchzer zurückzuhalten. Ich musste stark sein. Lass sie nie sehen, wie schwach du bist. Gebe ihnen nie diese Befriedigung. Du bist stark. Du bist stark. Sang ich leise vor mir her, als ich sah, wie sich die Szene entwirrte.

Dort war ein Pool in der Mitte eines vertrauten Hinterhofes. Ich sah zu, wie ein Mädchen im Badeanzug angerannt kam, weil ein 8 jähriger Junge sie verfolgte. Vor Heiterkeit kreischte sie auf. Als der Junge nah genug war, um sie zu erreichen, traf sie einen flüchtigen Entschluss und sprang in den Pool.

Sie begriff zu spät, was sie getan hatte und geriet in Panik. Ihre Gliedmaßen versagten, als sie darum kämpfte an der Oberfläche zu bleiben. Sie konnte nicht schwimmen.

Zum Glück umschlungen Arme ihren zierlichen Körper und zerrten sie aus dem Wasser. Schlagartig konnte sie wieder nach Luft schnappen, nachdem sie das ganze Wasser, welches sie zuvor verschluckt hatte, ausgehustet hatte. Der Junge hielt sie in seinen Armen, während sie verzweifelt nach Luft rang und rieb ihr beruhigend über ihren Rücken.

Er versuchte mit beruhigen Worten sie zur Ruhe zu bringen: "Shh, Casey. Nichts schlimmes wird dir passieren, solange ich bei dir bin. Es wird nichts mit dir geschehen. Beruhige dich, kleine Casey, alles wird wieder gut. Versprich mir, dass du stark sein wirst. Sei stark für mich und weine nicht." Ich erinnerte mich, dass ich zu seinen Worten genickt hatte und versprach ihm, dass ich stark sein werde. Egal was passiere.

Ich verschluckte mich an meinen Schluchzern und hatte das Gefühl, langsam von innen heraus zu sterben. Seine Stimme zu hören und diese Szene vor mir zu sehen, war so unreal. Es ließ mich fast glauben, dass es nicht nur ein Teil meines Verstandes war, der mir einen Streich spielte.

Mein Herz fühlte sich an, als ob jemand ein Schwert hinein rammte. Es langsam durchdrang, bevor es gedreht und auf einer unerträgliche schmerzhaften Art und Weise wieder hinaus gezogen wird

Ich hatte zugesehen, wie das Mädchen darüber lachte, was ihr Bruder gesagt hatte und alle Traurigkeit war aus ihrem Gesicht verschwunden. Sie war wieder fröhlich. So lange ihr Bruder bei ihr war, hatte sie keine Angst. Er war ihr Fels in der Brandung. Ihre Welt. Ihr Ein und Alles.

Die Zeit wurde vorgespielt und das Mädchen drückte sich ihre Nase zu und kräuselte ihr Gesicht, als sie horizontal im Wasser lag. Die Hände ihres Bruders waren das einzige, was sie über Wasser hielt. Er brachte ihr bei sich auf dem Wasser zu halten. Trotz ihrer Liebe zu ihrem Bruders, bekam sie immer wieder Panik zu ertrinken. Die Panik unter Wasser wollte sie nie wieder fühlen.

"Entspann dich. Du wirst sonst nie in der Lage sein zu schwimmen, wenn du so angespannt bleibst.", zankte Byant leicht mit ihr - also mir -.

Sie zögerte kurz, doch nach einer Sekunde atmete sie die Luft aus und tat das, was ihr gesagt wurde. Sie vertraute voll und ganz ihrem Bruder und legte ihr Leben in seine Hände.

Nach ein paar Minuten des Treibens, dachte sie über alte Zeiten nach in denen ihr Bruder ihr gesagt hatte, dass sie ihm vertrauen solle. Sie fühlte die Abwesenheit von einem Paar Hände unter ihr, weshalb sie von Aufregung beflügelt wurde, als sie begriff, dass sie ganz alleine trieb.

"Bry! Bry! Ich-" Sie verlor ihr Gleichgewicht und pure Angst und Panik durchquerte ihr Gesicht, aber wie versprochen fing er sie auf.

Er lachte freudig auf, während das Mädchen leicht hustete, aber ihn auch breit angrinste und ihre Zahnlücke zeigte.

Jeder konnte die Liebe in den Augen des Jungen erkennnen und jeder konnte die Bewunderung und Anbetung in den Augen des Mädchens sehen, als sie sich ansahen.

Ich lachte leicht auf, als mich meine Erinnerung daran erinnerte, wie plump und rundlich ich ausgesehen hatte. Ich hatte vorgehabt meinen Mund zu bedecken, um nicht laut zu kichern, wobei ich bemerkte, dass meine Wangen nicht mehr trocken waren. Ich weinte.

Mein Gekicher zerstreute sich, weil die beiden Kinder verschwanden und die Dunkelheit zurückkehrte.

Eine andere Szene kam mir ins Gedächtnis. Ich erblickte eine Menge. Egal wohin ich sah, überall waren Grabsteine. Meine Vision war verschwommen, da ich begriff, was sich vor mir abspielte. Mein Hals vertrocknete, als wäre es Sandpapier. Mein Herz schlug nur noch sehr langsam, da es in einem festen Griff umschlungen war und mein ganzer Körper zitterte, als ich meine Arme um mich legte.

Ich näherte mich der Menge und mit jedem Schritt, schlug mein Herz gefühlt lauter und lauter, bis es anhielt. Meine Augen wurden auf den Grabstein gezogen, den jeder betrachtete. Tränen traten mir in die Augen und rollten meinen Wangen herunter.

Bryant Tyler Johnson - ein geliebter Sohn und Bruder

Die Daten seiner Geburt und Todes waren in den Stein eingraviert und ich konnte fühlen, wie meine Knie unter mir nachgaben und auf den Boden aufschlugen. Meine Hände waren zu Fäusten gebildet und ich schrie. Ich schrie und ich schrie. Ich stand dem Himmel gegenüber und schrie Gott fragend an, was ich getan hatte, um meinen Bruder zu verlieren.

Keiner konnte mich verstehen, keiner. Er war der einzige, der sich genug Sorgen um mich gemacht hatte, um heraus zu finden, warum ich traurig aussah. Er war der einzige, der mir einen Schokoriegel gekauft hatte. Er erlaubte mir auch, wenn ich Nachts einen Albtraum hatte, zu ihm ins Zimmer zu kommen.

Ich wurde wieder mit einer Dunkelheit überflutet. Ich fing wieder an zu schluchzen und Tränen strömten über mein Gesicht herunter, jedoch war kein Bruder da, um sie weg zu wischen.

Es tut mir leid, Bry. Es tut mir leid, dass ich so schwach bin. Es tut mir leid, dass ich nicht so stark bin. Es tut mir leid, Bry.

Aber du bist nicht mehr da, um mich vor dem Schlechten zu schützen.

Ich weiß nicht, wie man stark sein soll ohne dich.







Heyo

Ich hoffe dieses Kapitel gefällt euch genau so gut. Ich weiß nicht, ob ich so schnell wieder updaten kann und das Kapitel ist leider nur kurz. Aber votet bitte trotzdem wieder viel und schreibt Kommentare.

Eure Viki

The Nerd Can Fight - germanWhere stories live. Discover now