34. Kapitel

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...Sie bekam Tränen in den Augen und ein leichtes nicken verriet, das sie mich ganz genau verstanden hatte. Ich ließ sie los und nahm ihr das Handtuch aus der Hand. "Hast du Hunger?" Fragte ich und warf es ins Bad. "Wenn du willst halten wir beim Bäcker oder bei McDonalds. Heutzutage ist ja fastfood am Morgen Standard bei euch Teenies geworden". Ich wollte mich umdrehen, doch da viel mir auch schon das Blut auf. Auf den ersten Blick, war es nur ein kleiner Fleck.
Ich stutzte und schaute vom Handtuch zu Julie und wieder zurück.
Ich presste meine Lippen zu einer harten Linie und lief ins Badezimmer rein. Ich kniete mich vors Handtuch und hob es hoch. Mit verengten Augen betrachtete ich es. Es war nicht nur ein kleiner Blutfleck, das Handtuch war innen voller Blut. Ich atmete tief ein und legte es zurück auf den Boden.
Ich schaute mich langsam um und sah, das in der Badewanne und im Waschbecken ebenfalls Blutspuren waren.

Ich hob eine Augenbraue und drehte mich zu ihr. Ich musterte sie und wartete auf ihre Reaktion. Sie schaute beschämt auf den Boden und zog die Ärmel ihres Pullis runter. Da machten sich ebenfalls Blutspuren bemerkbar. Mit angespannten Kiefer lief ich auf sie zu. "Fass mich bitte nicht an!" Sagte sie leise und wich zurück.

Ich ignorierte ihren kleinen Protest und packte ihr Handgelenk. Als ich ihren Ärmel hochzog, schrie sie schmerzhaft auf. 'Was zum?!' Ich hob ihren anderen Ärmel und betrachtete beide Arme. Sie fing an zu schluchzen und schaute beschämt auf den Boden. Ich biss mir fest auf die Zähne "setzt dich aufs Bett". Sowas hatte noch keiner meiner Mädchen getan und sowas konnte ich auch nicht ausstehen. Sie Verunstaltete sich selbst! Und nahm mir damit den ganzen Spaß!

Ich lief zur Tür, dort befand sie ein Schalter mit dem ich Erik erreichen konnte. "Erik, komm bitte ins Gästezimmer im ersten Stock und bring den Koffer mit dem Verbandszeug mit".

Ich lehnte mich genervt, mit verschränkten Armen an die Wand und beobachtete sie. Inzwischen hatte sie sich aufs Bett gesetzt und starrte ins leere. Ich verstand nicht wirklich, wieso Menschen sich selbst verletzten. Es gab so viele Arten seiner Wut freien Lauf zu lassen und das mit Frauen zu tun, war meine. Mich jemals selbst zu verletzten, daran hatte ich noch nie gedacht. Ich war nicht wütend auf mich, ich war wütend auf die Welt.

Diese Situation und das Blut im Badezimmer, erinnerten mich schwer an etwas. Meine Mutter hatte das damals auch immer gemacht und ihre Wunden hatte sie unter Langärmligen Pullis versteckt. Genau wie Julie gerade. Ich wusste es, da ich meine Mutter es öfter machen hatte sehen, aber meinem Vater war dies nie aufgefallen. Er interessierte sich mehr für Sport und Alkohol, als für seine Familie. Ich sah die alten Erinnerungen wieder vor meinem geistigen Auge.

'Ich stand vor der Badezimmer Tür und beobachtete sie heimlich aus dem Türspalt. Es war spät und mein Vater war wieder einmal nicht zuhause. Nachdem der Fremde Mann gegangen war, war sie traurig ins Bad gerannt. Sie saß weinend auf dem Toiletten Deckel und hielt etwas in der Hand. Sie war immer so traurig, wieso wusste ich nicht. Ängstlich beobachtete ich sie weiter. Was hatte sie vor? Sie nahm die Klinge und Schnitt in ihre arm Unterseite und das immer wieder. Blut floss aus der kleine Wunde und verwirrte mich. Ich wich zurück und rannte ängstlich davon. Ich hatte Angst um meine Mama und wollte nicht das sie schmerzen erlitt. Ich musste doch auf sie aufpassen...'

Ja, so waren die letzten Erinnerungen an meine Mutter gewesen. Ich räusperte mich leise und schaute zur Tür raus. Erik kam um die Ecke und reichte mir einen kleinen Koffer. "Was ist passiert Sir?" Fragte er besorgt und schaute ins Zimmer rein.

Ich hob genervt eine Augenbraue und schaute zu Julie. "Sie hat sich selbstverletzt. Ich mach das schon" sagte ich knapp und lief zu ihr. Ich kniete mich vor sie hin und nahm sanft ihr Handgelenk. Sie zischte schmerzhaft auf bei dieser Berührung. "Hättest du dir nicht selbst wehgetan, würde es jetzt auch nicht weh tun" sagte ich und nahm das Desinfektionsmittel.
"Keine Angst, das ist schmerzfrei" sagte ich zur Beruhigung und sprühte es auf die offenen Wunden.

B-B Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt