37. Kapitel

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...Er setzte mich auf der Couch im Wohnzimmer ab. "Ich komme gleich, ich muss unsere Gäste empfangen" sagte er gereizt.
'Zicke' wäre es mir fast rausgerutscht, doch ich schaffte es noch im letzten Moment für mich zu behalten. Ich wusste das es später noch Ärger für die Ohrfeige geben würde, aber trotzdem war ich glücklich das ich es getan hatte. Er hatte sie mehr als verdient!

Sie betrat zuerst das Zimmer und strahlte mich an. Ihr Haar glänzte im Licht und ihre locken schwangen bei jeder Bewegung hoch, wie eine Feder. Sie war ein so fröhlicher und netter Mensch, sie hatte nur das beste verdient und ich hoffte so sehr das sie mit Tim glücklich wurde.
So ein Leben... Oder wohl eher mein altes Leben, hätte ich auch gern wieder gehabt. Meine Arbeit in der kleinen Bäckerei, meine Familie und meine Freunde. Ich musste bei der Erinnerung Lächeln. Ich hatte mich immer aufgeregt über die Arbeit und die Menschen dort, aber im Endeffekt hatte ich es immer gerne gemacht und Michelle... Damals war noch alles gut gewesen. Wir hatten zusammen immer Spaß gehabt und ich konnte mit ihr über alles reden. Sie war meine einzige Freundin gewesen und jetzt war sie auch Tod. Es war blöd darüber nachzudenken, da es schon passiert war. Ich fragte mich aber trotzdem immer, was gewesen wäre wenn ich damals nicht mit James zusammen gestoßen wäre...

Sie kam mit einem breiten Grinsen auf mich zu und Schlag ihre Arme um meinen Hals. Das brachte mich wieder in die Realität und ich war gerade wirklich froh sie zu sehen. "Hab dich vermisst Schwesterherz" sagte sie. Sie war heute sehr schick angezogen, was untypisch für sie war. Sie war eher der entspanntere Typ und dementsprechend war auch ihr Kleider Geschmack. Hauptsache bequeme. Ich drückte sie fester "hab dich auch vermisst..."

"Ahh, du zerquetsch mich!" Sagte sie angestrengt und befreite sich aus meinem Griff. Sie lächelte, doch als sie meinen Blick bemerkte, verschwand es sofort. "Alles in Ordnung?"

Es war gar nichts in Ordnung. Sie würde wahrscheinlich nie erfahren was mit mir passiert war. James würde ihr irgendeine Lüge erzählen und sie würde sich auf ewig sorgen machen. Ich würde später James sagen, das er ihr sagen soll, das ich bei einem Unfall oder so umgekommen bin. Das war erträglicher, als die Ungewissheit.
Ich zwang mich zu einem Lächeln. "Ich bin einfach glücklich dich zusehen. Wieso ist mum nicht mitgekommen? Geht es ihr nicht gut?" Fragte ich sofort besorgt. Ich hatte sie schon lange nicht mehr gesehen.

Sie nahm meine Hand. "Es geht ihr bestens, aber mit mum feiern gehen... Ist doch ein bisschen komisch oder?"

'Feiern?!' James betrat zusammen mit Ritas Freund den Raum. Er grinste uns beide an. "Also Ladys, wer will einen Cocktail trinken gehen?"...

Julies Sicht:

Ein lauter Knall ließ mich zusammen zucken. Das war Jessica! Ich sprang auf, die durfte mich auf keinen Fall hier sehen
Ich lief Wiederwillig in die Kühlkammer und schloss leise die Tür hinter mir. Es war wirklich kalt hier, ich hoffte nur so schnell wie möglich hier raus zu kommen, bevor ich erfror. Vielleicht gab es hier ja irgendwo einen zweiten Eingang, wo ich raus konnte. James hatte mir bis jetzt ziemlich oft geholfen, hoffentlich half er mir auch hier raus.

Ich drehte mich langsam zu den Toten Frauen um. Ich hatte es nicht so mit Leichen und bei dem Gedanken was er alles mit ihnen gemacht hatte, bekam ich bange. Sie waren alle... 'Verziert' wenn man es so nennen konnte. Sie hatten viele Schnitte und Nähte am Körper, aber auch viel Farbe und Schmuck. 'Was für ein kranker Psychopath...' Dachte ich angewidert 'und das gleiche will er mit uns auch machen'. Wie war ein Mensch zu sowas fähig? Egal was James jemals erlebt hatte, er musste schon vorher gestört im Kopf gewesen sein, um so perverse Sachen mit Frauen zu machen.

Langezeit stand ich einfach da, doch plötzlich fiel mir etwas auf. Ich war mir nicht mehr sicher, ob alle die Augen davor geöffnet hatte oder nicht. Das klang jetzt etwas verrückt und wahrscheinlich bildete ich es mir auch nur ein, aber alle vier Augenpaare starrten mich an.
Nein, das war nur ein...
'Du bist die Nächste' flüsterte eine Stimme hinter mir. Ich schrie panisch auf und drehte mich um. Die Fäuste hatte ich geballt und ich machte mich schon auf einen Kampf bereit, aber da war nichts.
Was zur Hölle? Ich hatte mir das nicht eingebildet! Da war jemand hinter mir gewesen. Ich hatte ganz genau einen kühlen Atem in meinem Nacken gespürt, also... 'Du wirst neben uns hängen... Eine von uns sein!' Diese Stimmen! Woher kamen sie?! Es wurden immer mehr und sie redeten auf mich ein. Ich drückte meine Hände auf den Kopf und kniff meine Augen zu. Sie bereiteten mir Kopfschmerzen mit ihrem ständigen Gerede. Sie wollten das ich Dinge tat, böse Dinge die ich nicht tun wollte! "Ich mach das nicht!" Schrie ich und rannte nach rechts zur anderen Wand. Hauptsache so weit wie möglich weg von den Stimmen, um nicht noch mehr bedrängt zu werden. Ich wurde langsam verrückt. Ich musste aufhören mir so etwas einzubilden und anfangen über wichtigeres nachzudenken.
"Beruhig dich... Es ist alles gut..." Murmelte ich mir noch einmal zu und senkte meine Hände von meinem Kopf. Erst jetzt sah ich, das ich das Messer immer noch fest umklammert in der Hand hielt. Komisch das ich es bis jetzt nicht bemerkt hatte, aber eines war gut daran. Ich fühlte mich damit auf jeden Fall sicherer.
Ich atmete tief ein und schaute mich um. Ich wusste nicht wie groß dieser Raum war, da er mit dicken Plastikfolien getrennt wurde und man nicht hindurch sehen konnte. 'Alles absicht' dachte ich und stand auf. Ich musste weiter, das war mir klar. Aber ich hatte Angst, weil ich nicht wusste wie viele Leichen hier noch hingen und ich hielt diese Stimmen in meinem Kopf nicht mehr aus. "Du b-bist stark Julie. Du schaffst das..." Ermutigte ich mich immer wieder leise und lief zitternd los.

B-B Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt