Nachsitzen für Streber

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Der nächste Tag war ein Samstag, und als ich aufwachte, war Marlene bereits verschwunden.

Mary hatte sich mittlerweile wieder beruhigt, trotzdem sah sie aus wie eine lebendige Leiche.

Alice versuchte das Ganze sachlich zu sehen und Gründe für Marlenes Verhalten zu finden.

Ich bewunderte das ja sehr, aber im Moment wollte ich nur sauer auf Marlene sein.

Irgendwann platzte mir der Kragen: "Alice, lass es einfach gut sein! Sie ist schrecklich, okay? Akzeptiere es doch einfach . . .", aber im nächsten Moment tat es mir schon wieder Leid. "Sorry, Alice, das meinte ich nicht so. Ich weiß auch nicht . . ."

Genervt fuhr ich mir mit einer Hand durch das feuerrote Haar. Alice sah mich entspannt an. "Schon in Ordnung. Ich verstehe dich!", meinte sie und umarmte mich. "Komm, jetzt kümmern wir uns erst Mal um Mary! So kann sie Sirius ja nicht unter die Augen treten . . ."

Da hatte sie Recht. Allerdings wollte Mary Sirius offenbar nie wieder unter die Augen treten, egal wie sie aussah. Nur mit Müh und Not bewegten wir sie dazu, sich zu duschen und Haare zu waschen.

Sorgfältig legte Alice ihr einen frisch gebügelten Hogwartsumhang heraus und ich fing an, Mary zu schminken. "Marlene sollte besser den Lidstrich machen, ich bin darin katastrophal!", lachte ich und verstummte sofort.

Kurz herrschte betretendes Schweigen, dann trat Alice auf mich zu und nahm mir sanft den Kajalstift aus der Hand: "Du fängst am besten schon einmal an, Mary einen schönen Zopf zu flechten, das sieht an ihr sicher toll aus!"

Ich schluckte meinen Schmerz runter und nickte schnell.

Nach weiteren zwanzig Minuten betrachteten wir zufrieden Mary, die jetzt komplett neu und gleichzeitig total vertraut aussah.

Mary atmete wehmütig aus.

Bevor sie an ihrem neuen Look zweifeln konnte, zogen Alice und ich sie nach unten zum Frühstück in die Große Halle. Ich trat mit einem Lächeln an den Tisch, doch was ich da sah, brachte mich schon wieder auf die Palme: Marlene konnte es einfach nicht lassen. Sie hatte sich ebenfalls in Schale geworfen und ich musste mir eingestehen, dass Mary neben ihr wie ein dummes Schulmädchen aussah.

Sie saß lachend auf Sirius Schoß, der genüsslich sein Frühstück aß und ab und zu zu James grinste, der offenbar nicht ganz wusste, was er davon halten sollte.

Mit einem lauten Knall ließ ich meinen Bücherstapel auf den Tisch fallen. Wenn dadurch nicht die meisten Gespräche verstummten, dann durch das, was gleich als Nächstes passierte.

Mich hatte einfach die Wut gepackt und unbändig wie ein paar Fesseln zerrte und rüttelte sie an mir.

Ohne groß darüber nachzudenken nahm ich die riesige Schüssel Rührei mit Schinken und Speck vor mir und stülpte deren Inhalt Marlene über den Kopf.

Ja, ich weiß: Das war einfach nur kindisch, zickig und außerdem auch noch reine Essensverschwendung. Aber ich konnte es nicht länger ertragen, dass es ihr offenbar nichts ausmachte, Mary oder mich verletzt zu haben.

Ihre unbekümmerte und gewissenslose Art machte mich wahnsinnig!

Marlenes Gesichtsausdruck war es auf jeden Fall wert gewesen, doch schon im nächsten Moment sollte ich meine Tat bitter bereuen: Professor McGonagall kam mit einem wutverzerrten und empörten Gesichtsausdruck auf mich zugerauscht: "Ms Evans", fing sie mit unterdrückter Stimme an. "Wie bei Merlins Bart können sie es WAGEN solch einen Aufstand zu machen? Gerade Sie, als Vertrauensschülerin?"

CollideWhere stories live. Discover now