Versöhnung

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Ich schluckte und drehte mich ein weiteres Mal um die eigene Achse.

Da sah ich ihn plötzlich.

James lag praktisch auf einem roten Sofa und schien total betrunken zu sein. Sirius neben ihm sah auch nicht besser aus. Auf einmal bemerkte ich zwischen den beiden Marlene, in einem durchaus aufreizendem Kleid, jedoch schien sie noch ziemlich nüchtern zu sein.

Ein Wunder, sonst gab sie sich doch so gern die Kante!

James starrte die ganze Zeit auf Marlenes Ausschnitt, obwohl das schwer zu sagen war, weil er so sehr schielte.

Ich versuchte mich, zusammen zu reißen und ging auf die drei zu, doch im nächsten Moment blieb ich abrupt stehen, wegen Marlene, der Marlene, die ich seit der ersten Klasse kannte, die sich damals im Hogwarts Express gleich zu mir gesetzt hatte, die eine meiner allerbesten Freundinnen war, die damals in der zweiten Klasse Vanessa Borgin ins Gesicht geschlagen hatte, weil diese mich als 'Schlammblut' beleidigen wollte, die sich für ihre Freunde einsetzte und niemals aufgab . . .

Tja, aber eben diese Marlene küsste jetzt gerade leidenschaftlich James.

Meinen James.

In diesem Augenblick zerbrach etwas in mir und kurz blieb mir der Atem weg.

Das konnte nicht sein.

Nein.

Unmöglich.

Doch es geschah wirklich.

James, der offensichtlich noch besoffener war, als ich es für möglich gehalten hatte, guckte verdutzt, wehrte sich jedoch nicht gegen Marlenes immer heftiger werdende Küsse. Täuschte ich mich, oder lächelte er etwa?

Da wurde ich wütend, wütender als jemals zuvor.

Ich raste wie eine Furie auf Marlene und James zu und zerre sie von ihm weg. "Du blödes, verlogenes Miststück! Du bist nicht meine Freundin! Weißt du, was du bist? Schlampe!" Ich spuckte ihr mitten ins Gesicht. Marlene sah erst verletzt aus, dann . . . Ich weiß auch nicht. Ihr Gesichtsausdruck blieb verletzt und sie bemühte sich vergeblich, ihre arrogante Fassade wieder zu gewinnen.

Es gelang ihr nicht.

Sie stand auf, drehte sich um und ging ins Nebenzimmer. Fassungslos schaute ich ihr nach, dann packte mich erneut der Zorn: "Nein, du bleibst hier! Vergiss es, du rennst nicht einfach weg, Marlene McKinnon, ich will eine Erklärung!"

Ich folgte ihr stolpernd und zog wie ein kleines Kind an ihren Haaren. Sie schrie auf: "Spinnst du, Lily? Was läuft denn bei dir falsch?"

Ich keuchte auf: "Ob ich spinne? Du bist hier diejenige, die in letzter Zeit total am Rad dreht? Hast du deine Tage oder was?"

Ohne es zu wollen, war ich lauter geworden. Doch hier drinnen hörte uns sowieso niemand, der Partylärm drang nur stark abgedämpft zu uns durch die Wand. Marlene schnaubte verächtlich, doch es klang nicht so überzeugend wie sonst.

Mit verschränkten Armen wartete ich ab, noch immer stinkwütend. Ich hätte sie am liebsten mit irgendeinem Fluch belegt, doch so unkonzentriert und außer mir, wie ich war, wäre das vermutlich eh nichts geworden.

"Erst machst du Mary mit Sirius fertig, dann willst du James für dich! Was hast du als Nächstes vor? Dich an Frank ranmachen?" Es war als Scherz gemeint, aber etwas in Marlenes Blick ließ mich stutzen. "Was? Sag nicht, du . . .", begann ich entsetzt, doch sie unterbrach mich: "Ich habe es versucht, aber er hat mich abblitzen lassen. Zufrieden?"

CollideWhere stories live. Discover now