Schneeliebe

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Lily P. o. V.

Es wurde Winter und der Schwarze See fror zu.

Die Lehrer fingen an, das Schloss zu schmücken, sie stellten die traditionellen zwölf Weihnachtsbäume auf. Bei den Mahlzeiten rieselte der magische Schnee von der Decke und verschwand kurz bevor er unsere Köpfe erreichte.

Obwohl es nur ein kleines, perfektes Detail war, was Hogwarts zu meinem zu Hause machte, verzauberte es mich immer wieder. Ich hätte stundenlang mit offenem Mund zusehen können, wie die weißen, weichen Flocken auf uns herab fielen.

In der ersten Klasse war ich vor Freude juchzend aufgesprungen und hatte versucht, nach dem Schnee über mir zu greifen und mich so ziemlich blamiert.

Jetzt, vier Jahre später, hätte ich das Gleiche am liebsten noch einmal getan.

Marlene schnalzte energisch mit der Zunge und schnippte mit ihrem lackierten Fingernagel vor meinem Gesicht herum: "Hörst du jetzt mal bitte auf, wie bescheuert die Schneeflocken anzustarren und isst endlich etwas?"

Ich schreckte aus meinen Gedanken hoch und sah hinab auf die Müslischale, die meine Freundin mir mit einem Ruck hingeschoben hatte. Sie klang zwar wütend, aber ich wusste, dass das nur ihre Art war, sich um uns zu kümmern.

Seufzend fing ich an zu essen und schaute in der Großen Halle umher. Zur Weihnachtszeit war das Schloss am schönsten, aber meistens fuhr ich über die Feiertage zu meiner Familie nach Cokeworth. So würde es auch dieses Jahr sein, voller Vorfreude fieberte ich auf das Wiedersehen mit meinen Eltern hin, auch wenn das ein unvermeidliches Treffen mit Petunia einschloss.

Doch meine Mitschlüler sehnten sich ebenfalls die Ferien herbei, am liebsten hätten wir die ganze Zeit im gemütlichen Gemeinschaftsraum gesessen. Keiner hatte mehr so richtig Lust auf Schule und das merkte man leider auch im Unterricht. Kaum jemand beteiligte sich noch wirklich, selbst ich schaltete heute morgen während der ersten Stunde nach dem Frühstück in Zaubertränke ab und dachte lieber über James und mich nach. Seit Alices Geburtstag war unsere Beziehung zueinander entspannter. Ich war mir wieder etwas sicherer, was seine Zuneigung zu mir betraf und mein Herz schlug wieder so verliebt wie früher, wenn ich ihn sah.

Nach Zaubertränke hatten wir Kräuterkunde, was Marys Lieblingsfach war. Sie hatte, ganz im Gegensatz zu mir, einen grünen Daumen und hörte gerne Profesor Sprout zu, während Marlene vor Langeweile immer fast einschlief.

Ich persönlich hatte nichts gegen das Fach, da ich Pflanzen liebte, aber den Rumtreibern ging es ähnlich wie Marlene.

Alice und besonders Frank waren auch ganz vernarrt in Kräuterkunde und bildeten mit Mary zusammen ein unschlagbares Team. Heute sollten wir mal wieder Gruppenarbeit machen und ich wusste bereits jetzt, dass die drei sowieso ein 'Ohnegleichen' für ihre Leistung bekommen würen.

Ich hatte es da mit Marlene und Peter etwas schlechter getroffen, trotzdem arbeitete ich einigermaßen konzentriert, während meine beiden Teamkollegen die komplizierte Aufgabe übernahmen, mir von Zeit zu Zeit die Schere oder die Gießkanne zu reichen.

Was für ein großartiger Beitrag!

Zumindest waren wir produktiver als die Gruppe von James, Sirius und Remus. Da in den ZAG-Prüfungen der Unterrichtsstoff auch aus früheren Klassen abgefragt werden würde, beschäftigten wir uns mit der Teufelsschlinge.

Ich fand das Thema eigentlich ziemlich spannend, aber James und Sirius interessierte es nicht im Geringsten.

"Guten Morgen, Schüler!", begrüßte uns Professor Sprout motiviert. Nachdem ein paar murmelnd und gähnend zurück gegrüßt hatten, fuhr unsere Lehrerin gut gelaunt fort: "Wer weiß denn noch, was Teufelsschlingen eigentlich sind?"

CollideWhere stories live. Discover now