Wintermärchen

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"Wie ist es denn bei euch gelaufen?", wollte ich am Abend von meinen Freundinnen wissen. Wir saßen mal wieder nur zu viert gemeinsam in unserem Schlafsaal und tranken den Tee, den Alice für uns gemacht hatte. Es war endlich mal wieder ein echter Mädelsabend, den ich wirklich nötig gehabt hatte. Zwischen uns war wieder alles gut, wir hatten die Konflikte und den Streit vom letzten Herbst erfolgreich überwunden. "Fantastisch!", antwortete Mary und wurde rot vor Freude. "McGonagall hat gesagt, dass ich alle nötigen Voraussetzungen für eine Ausbildung als Heilerin im St. Mungo habe." Ich grinste in mich hinein und Marlene fragte nur: "Und wen genau wundert das jetzt?" Verlegen ergänzte Mary: "Nur in Verteidigung gegen die dunklen Künste muss ich mich bis zu den Prüfungen noch etwas verbessern. Aber Sirius hat gesagt, dass er mir helfen wird!" Alice prustete in ihre Tasse, ich kicherte albern und Marlene rief: "Oh, fang bloß keine sexy Affäre mit deinem Nachhilfelehrer an! Kann verhängnisvoll sein, ich spreche da aus Erfahrung!" Lachend schlürfte ich meinen Früchtetee und lehnte mich gegen den Bettpfosten. "Und wie war es bei dir, Leni?", hakte Mary schließlich nach, während sie sich ihre Hände an der Tasse wärmte. Marlenes Augen leuchteten auf: "Richtig gut! Wisst ihr, ich will ja schon lange später professionell Quidditchspielerin werden und eigentlich dachte ich, McGonagall würde mir mit ihrem typischen Blick und strenger Stimme sagen, dass das nur die Besten schaffen und so weiter. Aber sie hat mich nur darin bestärkt und mir erzählt, dass sie früher auch in der Hausmannschaft gespielt hat und eine ihrer Teamkolleginnen jetzt bei den Holyhead Harpies ist. Sie würde mich gerne empfehlen, wenn es so weit ist!" "Aber das ist ja großartig!", erwiderte ich begeistert und Marlene nickte glücklich. "Mir hat sie auch echt geholfen, unsere gute Professor McGonagall!", berichtete ich fröhlich. "Ich weiß jetzt, dass ich noch etwas Zeit habe, um mich zu entscheiden. Mal sehen, was daraus wird." Alice sah mich nachdenklich an und ein breites Lächeln erschien auf ihren Lippen, als sie auf unsere neugierige Nachfrage hin sagt, dass sie es selber noch nicht so ganz wisse. Ihr ging es ähnlich wie mir: "Ich könnte mir gut vorstellen, später einfach Musik zu machen oder einen kleiden Laden in der Winkelgasse zu eröffnen. Aber ich interessiere mich ebenfalls für das St. Mungo und Aurorin würde ich liebend gerne werden." "Wow, das klingt echt spannend!", stellte ich bewundernd fest. Ein paar Minuten schwiegen wie einvernehmlich, bis Marlene feixend wissen wollte: "Sag mal, Lils, was läuft da jetzt eigentlich zwischen dir und Jamsie-Boy?" Hastig nahm ich einen Schluck Tee, um nicht antworten zu müssen und verbrühte mich dabei fast. Meine Freundinnen lachten, während ich übertrieben lange brauchte, um meine Schlafanzughose zu trocknen. "Nun, ich würde sagen, wir sind ein Paar . . .", stellte ich mit Bedacht klar und meine Freundinnen brachen in kreischendes Lachen aus. "Und, wie ist es so? Habt ihr euch schon geküsst?", Marlene beugte sich wissbegierig vor. Merlin, wenn sie den Lehrern im Unterricht mal mit solch einer ungeteilten Aufmerksamkeit lauschen würde . . . Verschmitzt grinsend verdrehte ich die Augen. "Ja, natürlich", antwortete ich leise. "Aber doch nicht - Lily, sag mir nicht, ihr habt schon - also wenn das wahr ist!", stotterte Mary verstört und Marlene prustete. "Habt ihr verhütet?", wollte Alice ernsthaft von mir wissen. "Leute, Leute!", ich hob abwehrend die Hände, "Glaubt ihr echt, ich wäre so leicht zu haben? Bei Merlins Bart, nein, natürlich hatten wir keinen Sex!" Alice atmete erleichtert auf, doch Mary verzog das Gesicht. Was dieses Thema betraf, war sie etwas verklemmt, weshalb es mir an manchen Tagen wirklich ein Rätsel war, warum sie ausgerechnet mit Sirius Black zusammen war. "Wie würdest du es den nennen?", fragte ich leicht verwirrt. Sie zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung . . . Also, Mum sagt dazu immer Techtel-Mechtel . . .", erzählte Mary peinlich berührt und Marlene fiel vor Lachen fast aus dem Bett. Mary war echt süß, wenn ihr etwas unangenehm war! "Aber es heißt nun einmal Sex!", kicherte Alice. "Jetzt sag es doch nicht die ganze Zeit", forderte Mary sie widerwillig auf, und Marlene fing laut an zu rufen: "Sex, Sex, Sex!" Mary hielt sich die Ohren zu. Mein Gott, ich hatte schon lange nicht mehr so gelacht! "Mary, erklär' uns doch mal, wie Sex funktioniert!", zog ich sie schmunzelnd weiter auf und Marlene beantwortete meine Frage stattdessen: "Also, Mary, wenn zwei Memschen sich ganz doll lieb haben . . .", doch weiter kam sie nicht. Mary hatte ihr lachend das Kissen ins Gesicht gedrückt. Marlene kreischte und zappelte, bis wir schließlich glucksend liegen blieben. Von James und mir heute Morgen in der Bibliothek erzählte ich nichts. Das war zu privat, selbst für meine besten Freundinnen. Voller Sorge dachte ich über James' Worte bezüglich der Rache an Severus nach und hoffte, dass sie ihm nicht wirklich einen Streich spielen würden. Ja, Snape hatte mich beleidigt und ja, er hatte nebenbei bemerkt einen der schönsten Momente in meinem Leben zerstört, aber er war auch mein bester Freund aus Kindheitstagen. Ich glaubte fest an das Gute in Severus Snape. Später, als ich eingekuschelt in meinem eigenem Bett lag, dachte ich lächelnd daran, wie James ihm eine runtergehauen hatte und kam zu dem Schluss, dass Sev genug bestraft wurde. Nur bestimmt sahen die Rumtreiber das anders . . .

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