Küsse und Kuchen

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Lily P. o. V.

Die ersten Tage des neuen Jahres vergingen mal wieder viel schnell und ehe ich mich versah, wachte ich am Morgen des 30. Januars auf. Jemand kitzelte mich mit einer Feder an der Nase, sodass ich beinahe niesen musste. Mürrisch schlug ich die Augen auf und sah nur noch, wie Matlene sich wieder auf ihr Bett legte. Draußen war es noch dunkel und die Sonne schien noch nicht aufgegangen zu sein. Verwirrt setzte ich mich auf und fuhr mir mit der Hand über die Schläfe. Ich atmete laut aus, bis es mir siedend heiß einfiel: Heute war mein Geburtstag! Ein unheimlich breites Grinsen schlich sich auf mein Gesicht und ich schlug mit einem Lachen die Bettdecke zurück. Merlin, jetzt war ich 16 Jahre alt! Das war der Wahnsinn! In einem Jahr wäre ich bereits volljährig! "Guten Morgen, Süße", nuschelte Marlene undeutlich und lächelte mit geschlossenen Augen. Ich sprang auf und zog ihr die Decke weg. Sie schrie auf, was Alice und Mary hochschrecken ließ. "Komm schon, steh wieder auf!", rief ich ausgelassen. Bei Alice hatten wir sie gemeinsam überrascht, das war ja jetzt wohl das Mindeste! Es war zwar Sonntag, aber mal ehrlich: Wenn kümmerte das? Schlafen konnte sie auch später. Und außerdem hatte sie  mich doch geweckt.  Doch Marlene weigerte sich strikt ihr behagliches Schlaflager zu verlassen. Auch Mary und Alice zeigten keine Anstalten mir zu gratulieren. Enttäuscht wollte ich protestieren, aber Alice erklärte: "Sorry, Lily, aber James hat dich für heute reserviert." Perplex strarrte ich sie an: "Was?" Sie zuckte nur mit den Schultern. "Wir dürfen dich nicht in Beschlag nehmen und dich 'mit langweiligen Mädchenthemen zu labern', hatte er gestern Abend gesagt. Wir mussten ihm versprechen, dich früh zu wecken und ohne Umschweife zu ihm zu schicken." Ich fuhr mir skeptisch durch das rote Haar. "Er hat uns gedroht", fügte Mary ernsthaft nickend hinzu. "Und Mary hat ihm geglaubt", ergänzte Marlene und bevor jemand noch etwas sagen konnte, warf sie ein Kissen nach mir. "Jetzt geh endlich, ich will keinen Ärger mit ihm! Wozu habe ich dich denn geweckt! Wir sehen uns später, dann können wir feiern. Jetzt lass uns bitte  endlich weiterschlafen, wenn wir dir schon nicht vernünftig gratulieren dürfen . . .", grummelte Marlene und verborg ihren Kopf in ihrem nicht vorhandenem Kissen. Mary entschuldigte sich ein weiteres Mal, während Alice schon wieder eingeschlafen war. Etwas verletzt durch das Verhalten meiner Freundinnen verließ ich unseren Schlafsaal und fragte mich, was bei Merlins Unterhose James an meinem Geburtstagsmorgen so früh von mir wollte. Ich trug lediglich meine lange Jogginghose und einen dünnen Pullover, mein Haar hatte ich zu einem lockeren Dutt gebunden. Ich stellte mir schon vor, wie ich wutentbrannt an die Tür der Jungen klopfte und James zur Rede stellte, als ich im dunklen Gemeinschaftsraum fast in ihn hineingerannt wäre. Mit aufgerissenem Mund sah ich erschrocken james an, dessen Gesicht durch das schwummrige Kerzenlicht nur spärlich beleuchtet war und echt gruselig wirkte. Er lächelte strahlend und erst jetzt fiel mein Blick auf den Kuchen in seiner Hand. Bevor ich etwas erwidern konnte, fing James an zu singen: "Haaappyyy birthdaaayyy to youuuu, haaappyyy birthdaaayyy to youuu, haaappyyy birthdaaayyy dear Li-ly, haaappyyy birthdaaayyy toooo youuuu!" Er endete mit einem ausschweifendem Ton und deutete eine Verbeugung an. "James, was-", setzte ich noch immer verwirrt lächelnd an, doch er hielt mir einen Finger an die Lippen und ich verstummte. "Liebe Lily, ich wünsche dir alles Gute zum Geburtstag! Du bist ein wundervoller Mensch und ich will dich nie verlieren. Ich hab dich lieb", sagte er und drückte mir einen Kuss auf die WAnge. Ich zog die Augenbrauen zusammen und stemmte die Arme in die Hüfte: "Danke?", es klang eher wie eine Frage. "Das ist . . . nett von dir. Aber warum konntest mir das nicht einfach später vor allen anderen zu einer normalen Uhrzeit bei normalen lIchtverhältnissen sagen?", ich hörte mich erschöpft an und ehrlich gesagt fand ich die Aktion zwar ganz niedlich, aber wirkliches Verständnis konnte ich nicht dafür aufbringen. Er schmunzelte und muszerte mich prüfend. "Bist du warm genug angezogen?", wollte er in prüfendem Ton wissen. "Ähm?", erwiderte ich und sah an mir herunter. "Warte kurz", meinte er und lieh mir mal wieder seinen Pullover. Dankbar streifte ich ihn mir über, wusste aber noch immer nicht, was das ganze Theater sollte. Und dann nahm James mich an die Hand und es war mir egal. Ein Kribbeln durchfuhr meinen ganzen Körper. "Komm einfach mit, Lils", flüsterte er geheimnisvoll und zusammen gingen wir mit dem Kuchen und der Kerze los. Ich verdrängte all meine Fragen und genoss lediglich die stille Atmosphäre im dunklen Schloss. Nachdem wir einige Biegungen eingeschlagen und mehrere Treppen genommen hatten, dämmerte es bei mir langsam: "Gehen wir etwa zum Astronomieturm?" Er grinste bestätigend und kurze Zeit später saßen wir aneinander gekuschelt und mit einer dicken, flauschigen Decke auf dem Boden im Klassenzimmer für Astronomie und schauten schweigend auf den See. Die ersten Sonnenstrahlen lugten zwischen den Bergen hindurch und kitzelten mich im Gesicht.

Ich schmiegte mich noch dichter um James und er legte einen Arm um mich

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Ich schmiegte mich noch dichter um James und er legte einen Arm um mich. Mit der anderen Hand schnitt er nun zwei Stücke von dem Schokokuchen ab. Er sah köstlich aus! Also, der Kuchen, meine ich. Obwohl . . . James fing an, mich fürsorglich zu füttern. Ich nahm einen großen Bissen und sah ihm dabei tief in die Augen. Er wischte mir lächelnd mit dem kleinen Zeigefinger die Reste der Schokoglasur aus dem Mundwinkel weg und aß selber etwas. Grinsend schleckte ich die Krümel von seiner Hand, als er sie mit hinhielt. Es schmeckte gut. Der Kuchen, ich meinte natürlich den Kuchen! James streichelte mit weichen Bewegungen an meiner Wange entlang und begann mich zu küssen. Ich erwiderte seine Küsse nicht weniger leidenschaftlich als er und mein Atem ging schneller, als er seine Hände in meinem Haar vergrub und lustvoll an meinem Hals entlang fuhr. Anschließend bedeckte er meinen ganzen Hals mit Küssen, was mich zum seufzen brachte. Liebevoll sahen wir uns in die Augen: "Das war eine tolle Geburtstagsüberraschung, James. Danke. Für alles." Als Antwort gab er mir noch mehr Kuchen und küsste mich sanft. Seine Lippen auf meinen zu spüren war für mich eines der entspannendsten und aufregendsten Sachen auf der ganzen Welt und auch wenn es das gleichmäßige Atmen schwer machte wollte ich nicht aufhören. Die Sonne schwebte mittlerweile zur Hälfte über dem See und stellte einen wunderschönen und unbezahlbaren Anblick dar. Wir lehnten uns aneinander, stützten einander und ließen uns nicht los. Den Astronomieturm verließen wir erst wieder zum Mittagessen. Den Rest des Sonntages vergruben James und ich uns in seinem Zimmer und kicherten leise unter der Bettdecke. Ganz ehrlich? Es war der beste Geburtstag, den ich mir hatte vorstellen können.

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