Berufsberatungen

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Lily P. o. V.

Um Punkt 10:00 Uhr stand ich nervös vor McGonagalls Büro und wartete darauf, dass meine Hauslehrerin mich aufrufen würde. Die Tür öffnete sich und Sirius erschien im Rahmen. Mit einem selbstzufriedendem Grinsen klatschte er mich im Vorbeigehen ab, was mich ungemein motivierte und mir einen Teil meiner Angst war. Zuversichtlich trat ich ein und setzte mich gegenüber von McGonagall an den Tisch. Sie schenkte mir ein reserviertes, aber freundliches Lächeln. Während sie ihre Unterlagen sortierte, knetete ich aufgeregt die verschwitzten Hände in meinem Schoß. "So", sagte sie schließlich, "Was soll ich sagen? In diesem Gespräch geht es darum, welche Berufe später für Sie infrage kämen, aber bei Ihren Noten, Ms Evans, nun, ich muss schon sagen, da könnten Sie alles machen!" Geschmeichelt senkte ich den Blick und starrte leicht verlegen auf die Keksdose vor mir. So offen und entgegenkommend kannte ich meine Lehrerin sonst gar nicht! "Haben Sie denn schon irgendwelche Vorstellungen, was sie gerne nach der Schule machen würden?", wollte sie interessiert wissen. "Ähm . . . Nun, ich . . .", begann ich vorsichtig. Seit langer Zeit wuchs in mir nun schon das Bedürfnis, für immer in Hogwarts zu bleiben. "Ja?", hakte Professor McGonagall ermunternd nach. "Ich spiele mit dem Gedanken, eventuell Professorin zu werden . . .", äußerte ich nach einem kurzen Moment des Zögernd meinen Wunsch. Zu meiner Freude nickte sie zustimmend: "Ich bin mir sicher, dass das ein geeigneter Beruf für sie wäre. Sie sind eine vorbildliche Schülerin und können Ihr Wissen bestimmt fantastisch an jüngere Generationen vermitteln. Die nötige Kompetenz dafür haben Sie! Was für ein Fach käme Ihnen denn da in den Sinn?", fragte Minerva McGonagall und machte sich nebenbei ein paar Notitzen. Erleichtert erzählte ich: "Also, mich spricht besonders Zauberkunst an, aber ich interessiere mich auch sehr für Verwandlung oder Verteidigung der dunklen Künste." McGonagall überprüfte kurz ihre Unterlagen. "Jaah . . .", meinte sie dann anerkennend, "In allen drei Fächern sind ihre Ergebnisse ausgezeichnet . . . Hätten Sie noch andere Berufswünsche?" Ich atmete kurz aus und überlegte. "Ich finde auch die Arbeit als Auror recht ansprechend, weiß aber nicht, ob es mir in der Praxis auch Spaß machen würde", teilte ich ihr mit und beobachtete ihre Reaktion. Mit gerunzelter Stirn infomierte sie mich: "Dafür müssen Sie wahrhaftig erstklassig sein! Nur die Besten werden genommen. Die Ausbildung ist hart und Erfolg bekommt man nur mühsam. Ihre schulischen Leistungen dürften jedoch kein Problem darstellen . . . Lassen Sie mich kurz gucken . . . Es werden sehr gute Noten in den Fächern Verteidigung gegen die dunklen Künste, Verwandlung, Zauberkunst, Zaubertränke und Kräuterkunde gefordert." Ich biss mir auf die Lippe und sprach endlich aus, was mich wirklich plagte: "Aber ich würde auch sehr gerne eine Ausbildung im St. Mungo beginnen. Anderen Menschen zu helfen muss großartig sein und der Alltag würde mir gewiss gefallen. Außerdem würde ich mir so gerne mit Muggeln beschäftigen und zwischen ihner und unserer Welt vermitteln, für Einigkeit sorgen . . ." Verzweifelt rang ich um die passenden Worten. Professor McGonagall sah mich nachdenklich an. Ich fuhr mit erstickter Stimme fort: "Woher soll ich denn wissen, was das Richtige für mich ist, Professor? Gibt es da eine Garantie oder eine Gewissheit, die mir sagt, dass ich mich für das Beste entschieden habe?" Da war es wieder. Dieses bescheuerte Bedürfnis mich abzusichern, um ja keinen Fehler zu machen. James hatte mich deswegen ja auch schon kritisiert, aber es ließ sich einfach nicht abstellen! McGonagall räusperte sich und antwortete zu meiner Überraschung mit belegter Stimme: "Ja, Ms Evans. Das Wort Beruf  kommt doch von Berufung. Wenn sie also etwas gefunden haben, wozu Sie sich berufen fühlen, dann wissen Sie es. Glauben Sie mir, der Moment wird kommen, an dem Sie erkennen, was sie machen müssen. Weil genau das dann Ihre Berufung ist! Ohne es können Sie gar nicht, es ist das Wasser für Ihre Seele und Sie müssen dem nachgehen, egal ob sie wollen oder nicht." Ich war so erstaunt, wie weise und ruhig sie sprach, sodass ich komplett vergaß, traurig oder gar verzweifelt zu sein. "Auch wenn Sie es jetzt noch nicht wissen, können Sie mir vertrauen, wenn ich Ihnen sage, dass jeder Mensch eine Berufung hat, der er nachgehen sollte. Natürlich ist nicht jedem der Weg bereits zu Füßen gelegt, manchmal muss man Umwege nehmen, um an sein Ziel zu kommen. Man trifft falsche Entscheidungen, meistens weil man es anderen recht machen will oder aus Geldgier . . .", ergänzte sie verbittert und sah mich dann eindringlich an: "Versprechen Sie mir bitte, dass Sie Ihren Beruf nicht vom Geld abhängig machen. Alles Gold in Gringrotts ist es nicht wert, dass man deshalb seine Berufung aus den Augen verliert!" Ich konnte nur hastig nicken. "Danke", mumelte ich. Sie lächelte knapp: "Gern geschehen. Also, bitte tun Sie mir den Gefallen und zerbrechen Sie sich deshalb nicht den Kopf. Wenn Sie so weiter machen, stehen Ihnen alle Möglichkeiten offen. Ich persönlich würde Ihnen raten, einfach die Fächer abzuwählen, die Sie nicht interessieren. Falls Sie bei der Entscheidung Hilfe benötigen, so können Sie jederzeit zu mir kommen." Ich nickte erneut und blieb total durcheinander sitzen. McGonagalls feinfühlige und freundliche Art hatte mich völlig aus dem Konzept gebracht und der Inhalt ihrer Worte regte mich zum Nachdenken an. "Worauf warten Sie denn noch? Nehmen Sie sich einen Keks und schicken Sie schleunigst Ms Fortescue herein!", forderte sie mich ungehalten auf. Das klang schon mehr nach meiner alten Hauslehrerin. Grinsend sprang ich auf und griff in die Dose. "Vielen Dank", mampfte ich und erntete dafür einen missbilligenden Blick. Beruhigt, dass McGonagall sich nicht mehr so emotional und ungewöhnlich verhielt, verließ ich eilig den Raum, damit sie mein erleichtertes und befreites Lachen nicht mehr hörte.

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Hey ❤️

Es ist das eine Gefühl, einen Text zu schreiben...Wunderbar befreiend und angenehm, aber sich danach die Kommentare durchzulesen ist noch viel besser! Da explodieren in mir echt alle Glücksfeuerwerke...Dankeschön dafür! ;)

Nachdem ich im letzten Kapitel so nett Eigenwerbung für mein neues Buch "Smells Like Teen Spirit" gemacht habe, würde ich euch jetzt noch gerne das Buch von meiner Freundin Linaxoxx ans Herz legen. Es heißt "Dinge, die ich in der Pubertät gelernt habe" und besteht aus mehreren knappen aber knackigen Kapiteln mit Lebensweisheiten und Einsichten, die sich jeder Teenager mal durchlesen sollte. ;)

Ganz liebe Grüße, Jean :***

CollideWhere stories live. Discover now