Trauerreden

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Der Song ist von meiner Lieblingsband AnnenMayKantereit. Wenn ihr sie nicht kennt, werdet ihr euch jetzt sowieso in Hennings Stimme und die Texte verlieben! Es beschreibt Lilys und James' Situation meiner Meinung nach sehr gut. Ernsthaft, tut mir und euch den Gefallen und hört es euch an! Diese Band wird es noch so verdammt weit bringen. :)

Lily P. o. V.

Stumm weinte ich in mein durchnässtes Taschentuch, sehr bedacht darauf, keinen Laut von mir zu geben. Ich wollte bis zum Ende dabei sein, ich wollte Mary diese letzte Ehre erweisen. Sie hatte das einfach verdient.

Zu meiner Rechten saß Marlene, ganz bleich im Gesicht. Mit einem festen Griff klammerte sie sich an meine Hand und zerquetschte meine Finger dabei fast. Links von mir war Alice, den Kopf trauernd nach unten gerichtet. In ihre Augen stiegen immer wieder neue Tränen, egal wie oft sie sie mühsam wegblinzelte und die Lippen aufeinander presste. Es war wie ein nie endender Strom, ein ganzes Meer der Trauer.

Das waren wir alle. Um mich herum sah ich nur Trauernde, alle durchgängig in schwarz gekleidet. Gemeinsam bildeten wir tatsächlich ein Meer der Trauer, ein Meer der Tränen. Wir konnten einander in den Arm nehmen, dem anderen tröstend über den Rücken streichen und uns gegenseitig Mut zusprechen.

Doch letztendlich war jeder Einzelne von uns allein mit dem Verlust. Jeder musste selber sehen, wie er mit Marys Tod klar kam.

Ein paar Reihen hinter mir saß Sirius. Er schloss sich seit Tagen im Schlafsaal ein, es war das erste Mal, dass ich ihn seit dem Mord sah. Niemanden verwunderte es, dass er schlecht ausschaute. Seine Augenringe waren groß wie Untertassen, der Schlafmangel machte ihm sichtbar zuschaffen. Auch so war sein Gesicht bleich, in seinen sonst so strahlenden Augen lag ein trüber Ausdruck.

Als ich mich etwas weiter streckte, konnte ich sehen, dass seine fahlen, blassen Hände in seinem Schoß zitterten.

Neben ihm saß James, dessen Anblick mir einen Stich versetzte. Auch wir hatten seit diesem blutigen Morgen nicht mehr miteinander geredet. Uns hatte einfach die Zeit gefehlt. Er fehlte mir. Aber das schaffte noch lange nicht unsere Probleme aus der Welt.

Ich wandte meinen Kopf wieder nach vorne und faltete meine fahrigen, bebenden Hände aneinander. Mit geschlossenen Augen betete ich für Mary, auch wenn ich nicht gläubig war. Für Mary wollte ich an einen Gott glauben, an ein Paradies, an einen besseren Ort.

Die Schweigeminute war vorbei und alle erhoben sich.

Nun kam der schlimmste Teil der Zeremonie. Der Teil, von dem ich mir nicht sicher war, ob ich ihn tapfer durchstehen würden. Marys Eltern hatten entschieden, sie zu verbrennen und ihre Asche mit nach Hause zu nehmen. Am liebsten hätte ich protestiert, dass Mary hier in Hogwarts zu Hausegewesen war. Hier, bei uns, ihren Freunden.

Doch mein Mitgefühl hielt mich zurück. So etwas konnte man trauernden Eltern nicht einfach an den Kopf werfen. Ich hatte Mr und Mrs Macdonald nur kurz gesehen, ihnen die Hände geschüttelt und mein Beileid ausgesprochen.

Ich brachte es nicht über mich, jetzt mit ihnen über ihre Tochter zu reden.

Ich war mir nicht mal sicher, ob ich je dafür bereit sein würde.

In mehreren Reihen setzten wir uns langsam in Bewegung und nach undnach leerte sich die große Halle. Eine ganze Masse von weinenden und trauernden Schülern, Eltern und Lehrern hatte sich draußen auf dem Gelände versammelt.

Die Dämmerung war bereits über uns hereingebrochen, eine schwarze Stille lag üner Hogwarts. Hier und da ertönte ein lautes Schluchzen oder ein unterdrückter Schrei. Mary war von allen gemocht worden. Jeder hatte das süße, blonde Mädchen mit dem unsterblichen Lächeln ins Herz schließen müssen. Dieser Gedanke half mir, standhaft zu verfolgen, was als nächstes geschah.

CollideWhere stories live. Discover now