Weihnachten bei den Potters

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Ich hoffe sehr, dass ihr mein letztes Kapitel "Schwiegertochter gesucht" lesen konntet, da Wattpad zu der Zeit etwas rumgespinnt hat und teilweise keine zuverlässigen Benachrichtigungen versendet hat. Wenn euch dieses Update entgangen sein sollte: Lest am besten erst das 33. Kapitel, sonst macht das folgende Kapitel keinen Sinn! :) Und ansonsten wünsche ich euch ganz viel Spaß beim Lesen! Danke.

Danke und  Entschuldigung an hinny_jily, von der ich Lilys witzigen Spitznamen geklaut habe. Sorry. Aber ich habe es beim Schreiben einfach nicht aus dem Kopf bekommen und es passt so perfekt. Ich hoffe, du bist nicht böse.



Lily P. o. V.

Am nächsten Morgen wurde ich auf wunderschöne Weise von James geweckt, der mir einen sanften Kuss auf die Nase hauchte. Grinsend reckte ich mich und streckte verlangend meine Arme nach ihm aus, als er ein paar Schritte auf die Tür zu machte. Wir sahen einander an. Dann beugte er sich wieder zu mir herunter und flüsterte in mein Ohr: "Oh, meine wunderschöne Julia . . ." Dabei lächelte er süß, dass es mich beinahe um den Verstand brachte. Ach, waren wir jetzt von Jane Austen auf Shakespeare umgestiegen? Aber ich ging bereitwillig darauf ein und zitierte mit flötender Stimme:

"Willst du schon gehen? Der Tag ist ja noch fern.
Es war die Nachtigall, und nicht die Lerche,
Die eben jetzt dein banges Ohr durchdrang;
Sie singt des Nachts auf dem Granatbaum dort.
Glaub, Lieber, mir: es war die Nachtigall."

Er verkniff sich ein Lachen und trat stattdessen zurück. "Wann hast du denn Romeo und Julia gelesen?", fragte er, während er sich mit einer lockeren Bewegung das Tank Top überstreifte. Ich zuckte nur mit den Schultern: "Also, ehrlich, James, das gehört doch zur Allgemeinbildung! Auch wenn es Muggelliteratur ist, hatten Zauberer und Hexen schon immer eine Vorliebe für Shakespeare." Er gluckste. "Was habe ich nur für eine Streberin zur Freundin?", wollte er gespielt verächtlich wissen. Etwas beleidigt blieb ich mit ausgestreckten Beinen auf dem flauschigem Bett liegen. "Wir sehen uns gleich. Ich muss jetzt schnell rüber, sonst fliegen wir noch auf", sagte James und ich stimmte ihm widerwillig nickend zu. Nachdem er fort war quälte ich mich geradezu aus dem Bett und wühlte mit missgelauntem Gesicht in meiner Reisetasche nach frischer Unterwäsche herum, bis es mir einfiel: Heute war Weihnachten! Die Erinnerung daran zauberte mir ein breites Strahlen ins Gesicht und mit meinen Klamotten hüpfte ich durch das ganze Zimmer bis hin zu meinem eigenen Bad. Ich duschte mit heißem Wasser und trocknete mich dann ab, anschließend schlang ich mir ein Handtuch um den Körper und beobachtete mich im Spiegel. Nachdenklich strich ich mir eine rote Haarsträhne aus dem Gesicht und wandte mich mit kritischem Blick hin und her. Letztendlich lächelte ich mir einmal selbst aufmunternd zu. Ich glaube, dass was jeden von uns wirklich schön macht, ist ein warmes und ehrliches Lächeln. Ein Lächeln ist das Beste, was du tragen kannst. Voller Vorfreude auf James, den kommenden Tag, James, die Geschenke, James, die weihnachtliche Stimmung und nochmal James schlüpfte ich in meinen roten Gryffindorpulli und eine schwarze Jogginghose. Dazu noch meine weichen Wollsocken und ein lockerer Dutt und schon war ich bereit, um hinunterzugehen. James war bereits da und stand schmunzelnd mit verschränkten Armen neben dem Kamin, wo Sirius kniete und sich wie ein kleines Kind freute. "Was hat der junge Black denn dieses Jahr für ein tolles Spielzeug bekommen? Ein paar Ersatzteile für sein Motorrad? Oder einen neuen Besen?", fragte ich mit hochgezogenen Brauen und gesellte mich zu den beiden. Teuer musste es auf jeden Fall gewesen sein, denn Sirius hörte gar nicht auf wie dumm zu grinsen. Freudenstrahlend drehte er sich zu mir um: "Lily! Sieh nur! Mary hat mir einen Brief geschrieben!" Er wedelte mit mehreren Blättern wild in der Luft herum, die ganz eindeutig Marys Handschrift trugen. "Nachdem er ihr ungefähr alle fünf Minuten selber einen Brief geschrieben hat. Ernsthaft, die Arme muss jetzt so viele tränenfeuchte Liebeserklärungen und Entschuldigungen von Tatze haben, dass man damit jede einzelne Wand unseres Hauses tapezieren könnte", ergänzte James spöttisch, aber ich sah in seinen haselnussbraunen Augen, dass er sich aufrichtig für seinen besten Kumpel freute. "Lily", meinte er dann und nichts an seiner Art zu Sprechen oder sich zu Bewegen ließ jemand Außenstehenden ahnen, dass wir die Nacht zu zweit verbracht hatten, "Da sind vorhin mehrere Päckchen für dich angekommen. Und da liegen deine anderen Geschenke." Ich warf einen Blick auf den Stapel, der direkt neben dem von Sirius platziert war. "Danke, James", erwiderte ich betont langsam und sah ihm tief in die Augen. Zufrieden stellte ich fest, dass er schwer schlucken musste und sein Blick mir unablässig folgte, während ich zu meinen Geschenken an ihm vorbei ging. Was sollte das? Warum taten wir so, als hätten wir nicht gestern fast miteinander geschlafen? Weshalb gingen wir so distanziert miteinander um? Der einzig anwesende Außenstehende war Sirius, und der war von uns genug gestört worden. Ihm mussten wir nichts vormachen. Seufzend kniete ich mich vor den ganzen Päckchen nieder und wusste nicht so recht, wo ich anfangen sollte. Da schlossen sich plötzlich zwei feste und dennoch weiche Hände um meine Augen und ich wurde sachte hochgezogen. Ich drehte mich um und sah ihn James' Gesicht. Ein warmer Ausdruck lag darin. Offenbar hatte er genau den selben Gedanken gehabt wie ich, denn jetzt küsste er mich sanft auf die Wange: "Frohe Weihnachten, Lily Evans . . .", murmelte er leise in mein Ohr. Mein Herz hüpfte wie ein Flummi auf und ab. Doch ich riss mich zusammen und lehnte mich statt Durchzudrehen einfach nur dankbar an seine starke Brust. Sirius schien von all dem nichts mitbekommen zu haben: Der Glückliche war noch immer mit Marys Brief beschäftigt. Grinsend setzten James und ich uns nebeneinander auf den Boden, dann nahm ich nach einem kurzen Moment des Zögerns das oberste Geschenk. Skeptisch und ein wenig aufgeregt riss ich das Papier entzwei und zum Vorschein kam ein Roman. Die Sturmhöhe  von Emily Brontë. Freudig überrascht schaute ich hoch: "James? Ist das von dir?" Aber er winkte schnaubend ab. "Ich bitte dich", stellte er klar, "von mir bekommst du etwas viel Besseres! Nee, das ist von meinen Eltern. Mum vergöttert die Brontë - Schwestern fast so sehr wie du Jane Austen. Bedanken kannst du dich später, die beiden machen gerade einen romantischen Winterspaziergang . . ." Mit roten Wangen machte ich mich ans Auspacken der anderen Pakete. Marlene, Mary, Alice und ich hatten uns gegenseitig die schönsten und verrücktesten Süßigkeiten der Zaubererwelt geschenkt. Von meinen Eltern hatte ich "Der Fänger im Roggen" von Salinger bekommen und ich freute mich schon jetzt auf das Lesen dieses Romans. Dann fand ich ein schlampig eingepacktes Buch auf dem immer kleiner werdendem Stapel und mein Herz wurde schwer, als ich die Handschrift meiner Schwester auf der beigelegten Karte fand: Ein frohes Fest, du Freak!  Na, vielen Dank auch. Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend entfernte ich das Papier und hielt einen Moment später ein Buch mit dem Titel "Die Hexe muss brennen: Die Geschichte der Hexenverfolgung" in den Händen. Sofort entspannte ich mich: Wenn es nichts Schlimmeres war . . . Belustigt entdeckte ich auf dem Cover eine rothaarige Frau mit grünen Augen auf dem Scheiterhaufen. Wie süß! James und Sirius schauten mich entsetzt an, als ich Petunias Geschenk gelassen zur Seite legte. "Wow", machte Sirius nur. "Sie muss dich wahrhaftig hassen, wenn sie für so etwas Geld ausgibt." Ich winkte erleichtert ab. "Macht euch keine Sorgen, sie hat schon gemeinere Sachen vollbracht!", beruhigte ich meine Freunde traurig lächelnd. "Und außerdem habe ich mir im Gegenzug auch eine nette Überraschung für sie einfallen lassen. Sie müsste ungefähr jetzt das Buch "Wie man die beste Hausfrau wird: Vom Kloputzen bis hin zum Kochen" in ihrem Briefkasten finden . . .", sagte ich scheinheilig schmunzelnd. James bekam einen so heftigen Lachanfall und konnte knapp zwei Minuten nicht sprechen, während Sirius sich brüllend vor Begeisterung wie irre auf die Schenkel schlug. Kurz darauf stießen Dorea und Charlus zu uns, die beide von der Kälte ganz durchgefroren waren. "Guten Morgen, meine Lieben!", begrüßte Dorea uns strahlend und legte ihren Mantel über den Küchenstuhl. Wir sahen überrascht hoch. "Was ist denn so lustig?", hakte Charlus argwöhnisch nach. "Ach, nicht so wichtig!", antwortete James glucksend. Schnell erhob ich mich und bedankte mich herzlich für deas Geschenk, wurde dann jedoch von einem ungeduldigem James weggezogen. "Okay, genug der lobenden Dankesworte! Wenn ich mir meine Freundin mal ganz kurz ausleihen dürfte . . . Ja, vielen Dank auch . . . Danke, sehr freundlich von ihnen . . ." sagte er geschäftig und tat so, als müsste er sich durch eine Menge von Schaulustigen kämpfen. Verwirrt und neugierig ließ ich mich mitziehen. Schließlich führte er mich zum Wintergarten der Familie und wir stellten uns schweigend an die riesige Fensterwand. Zusammen sahen wir nach draußen und genossen den Anblick des frisch gefallenen Schnees. Komisch. In den letzten Jahren in Cokeworth hatte es nie geschneit, da war ich aber auch nie so richtig fröhlich gewesen. Jetzt platzte ich fast vor Glück und siehe da: Die Welt sah aus, als wäre sie mit Puderzucker bestreut worden. James drehte sich zu mir um. Er schien nach den richtigen Worten suchen und mit sich selbst zu ringen. Schließlich sagte er nur: "Hier", und reichte mir verlegen ein weiteres Geschenk. Staunend nahm ich es entgegen, während er abwartend die Hände in den Taschen versenkte und ungeduldig auf- und abwippte. Ich beeilte mich mit dem Auspacken und riss umständlich das Papier von etwas, dass sich wie ein weiteres Buch anfühlte. Mal ehrlich: Hatte denn niemand eine originellere Idee, als mir neuen Lesestoff zu schenken? James musste mir das Papier abnehmen, da ich deren Inhalt sonst fallen gelassen hätte. Nun war es mir möglich, in Ruhe das Cover anzusehen. Und prompt klappte mir erneut die Kinnlade herunter, als ich auf dem Buchdeckel ein Foto von uns beiden entdeckte. Wie Schuppen fiel es mir von den Augen: Es war ein Fotoalbum! Entzückt umarmte ich ihn stürmisch. "Wahnsinn, James!", quietschte ich mit aufrichtiger Begeisterung. Er strich mir amüsiert über den Rücken. "Du hast es doch noch gar nicht gesehen . . .", entgegnete er, konnte einen geschmeichelten Unterton in der sowieso schon selbstzufriedenden Stimme jedoch nicht vermeiden. Gemeinsam setzten wir uns auf die Couch und blätterten Arm in Arm Seite für Seite um. All die Bilder und Erinnerungen trieben mir beinahe Tränen in die Augen. Vieles waren Schnappschüsse oder sogar ohne meines Wissens aufgenommen worden. Eine Seite war voll von mir und James nach dem letzten Quidditchspiel. "Oh, sieh mal!", rief ich auf einmal. "Das war ja an unserer Einschulung! Merlin, das ist so verdammt lange her . . ." James gab mir einen Kuss auf die Stirn: "Jaah, und Gott sei Dank hat sich unsere Beziehung seitdem gebessert. Mensch, Lily, ich weiß gar nicht mehr, wie es ohne deine Zuneigung ist." Ich senkte lächelnd den Blick, dann holte ich einen gefaltenen Zettel aus meiner Tasche hervor. "Das ist mein Geschenk an dich", teilte ich ihm verlegen mit. Er nahm es gespannt entgegen und wollte die Zeilen schon jetzt lesen, aber ich hielt ihn davon ab. "Nein, warte. Weißt du, es ist ein Liebesbrief. Nichts Aufwändiges, aber es kommt von Herzen. Ich glaube, ich habe dir nie wirklich gesagt, was ich an dir liebe, James. Das steht da drin. Lies es nachher. Bitte." Er zögerte kurz, dann nickte er lächelnd. Wir saßen noch eine Weile einvernehmlich schweigend da, dann standen wir auf und gesellten uns zu den anderen.

Am Nachmittag stießen auch Peter und Remus zu uns. Man kann sich vorstellen, dass diese Gemeinschaft nur lustig werden konnte. Es war ein magisches Fest! Allerdings schenkten sich die Rumtreiber untereinander nur kindischen Müll. James bekam zum Beispiel etwas Furzschleim von Peter, während er selber Remus sprechendes Klopapier schenkte. Sirius bekam von Remus im Anschluss feierlich jede Menge Tampons und Binden überreicht, dieser revangierte sich mit einem besonders widerlichem Babybrei. Was für eine Geldverschwendung! Ich bekam zum Glück etwas geistreichere Geschenke. Tatsächlich klappte mir bei Remus' Geschenk die Kinnlade runter vor Dankbarkeit. Ich war völlig überwältigt! Der Gute hatte mir doch tatsächlich einen Band mit allen Liebesggedichten meiner Lieblingsdichterin Mascha Kalèko gekauft. Giggelnd vor Freude fiel ich ihm um den Hals und löste mich rasch wieder von ihm, da er einen recht verlegenen und James einen wütenden Eindruck machte. "Keine Sorge, dein Geschenk ist und bleibt das Beste!", sagte ich versöhnlich zu ihm. "Wieso? Hat er dich endlich entjungfert?", wollte Peter feixend wissen. Dafür kassierte er einen kräftigen Schlag von James und einen bösen Blick von mir. Schnell gab der kleinste Rumtreiber mir sein Geschenk: Eine XXXXl-Packung mit Schokofröschen, auf die Remus ganz neidisch starrte. Von Sirius bekam ich mit einem frechen Grinsen eine Tasse geschenkt, die die Aufschrift Für die Kronprinzessin  trug. Während Sirius und die anderen Rumtreiber sich kaum ein kriegten vor Lachen angesichts dieses wahnsinnig lustigen Wortspiels, entlockte es mir nur ein schwaches Grinsen. Aber ich freute mich aufrichtig darüber. Ich hatte den drei Jungen einfach einen Zonko-Gutschein im Wert von je 20 Galleonen gekauft, aber es löste die reinste Begeisterung bei den dreien aus. Sirius sank doch tatsächlich ehrfürchtig vor mir auf die Knie: "Das ist ein wunderbares Geschenk, Kronprinzessin! Das Beste!" Lachend bewegte ich ihn zum Aufstehen. "Ernsthaft: Vielen Dank!", wiederholte Sirius und setzte sich dann an das Beantworten von Marys Brief. Bevor er ihn fleißig wie er war losschicken konnte, warf ich einen Blick darüber und hielt ihn entsetzt von seinem Vorhaben ab. "Bei Merlins Bart, Sirius, du wirst ganz sicher nicht Mary Christmas  auf die Karte schreiben!", stöhnte ich genervt und raufte mir die Haare, während die anderen Rumtreiber sich vor Lachen am Boden kringelten. "Wieso denn nicht?", wollte der hoffnungslos verliebte Sirius empört wissen. "Weil das komplett bescheuert, albern und einfach blöd ist?", erklärte ich gereizt mit einem fragendem Unterton. Wie konnte man denn nur so blind vor Liebe sein? "Ach was! Ihr gefällt es bestimmt!", winkte er nur frohen Mutes ab. Ich schlug mir die Hand gegen das Gesicht. Aber vielleicht hatte er Recht: Mary war schließlich genauso verschossen in ihn wie er in sie. Beinahe konnte ich ihr mädchenhaftes Kichern hören. Aber Liebe brachte einen nun einmal dazu, die schrägsten Dinge zu tun . . .


CollideWhere stories live. Discover now