Kapitel 81

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*Harry P.O.V*

Ich habe gestern gefühlte Stunden versucht sie aus dem Zimmer zu bekommen, doch es kam nie eine Reaktion. Mittlerweile ist es schon 9 a.m. und wir sitzen am Frühstückstisch.

"Morgen." höre ich die kratzige, raue Stimme meiner Schwester. Sie kommt zu uns und setzt sich an den Tisch.

"Hier, ein Brötchen." sage ich und lege ihr ein Brötchen auf den Teller.

"Danke, aber ich habe keinen Hunger." sagt sie und schiebt den Teller etwas weg. Sie hat sich nicht geschminkt, und sie sieht wirklich wieder genauso aus, wie gestern Abend. Total abgemagert.

"Charlie, du musst etwas essen. Du ..." fange ich an.

"Harry, lass mich in Ruhe. Bitte lass es einfach." sagt sie ernst und schaut mich an.

"Charlie, du bist total dünn und ..." fange ich wieder an.

"Harry. Lass es." sagt sie streng und schaut mich ernst an. Ich stehe auf und hebe sie hoch. Sie ist so leicht, das ich das Gefühl habe, sie wäre ein Kleinkind.

"Harry. Lass mich runter." sagt sie und tritt um sich. Ich ignoriere das und gehe mit ihr hoch. Die anderen folgen mir und Niall macht mir die Tür zum Bad auf.

"Harry bitte." sagt sie mittlerweile etwas weinend.

"Nein Charlie." sage ich ernst und stelle sie auf die Waage.

"Harry, ich ..." fängt sie nun an.

"Sei leise." sage ich angespannt.

"Aber ..." fängt sie wieder an.

"40. 40 verdammte Kilos. Ist das dein Ernst? Willst du dich umbringen? Weißt du wie gefährlich das ist?" frage ich schon fast sauer.

"Harry." sagt sie weinend.

"Du kommst jetzt mit zum Arzt." sage ich und nehme ihren Arm. Ich kann ihre Oberarm mit meiner Hand umfassen. Mein Mittefinger und mein Daumen berühren sich wieder. Ich glaube man kann sich irgendwie vorstellen, wie dünn sie ist.

"Harry. Bitte, ich ..." fängt sie wieder an.

"Nein Charlien. Nein. Das ist einfach nur total gefährlich und du kommst jetzt mit.

"Harry ..." fängt sie wieder an.

"Ich ..."

"Lass mich ausreden verdammt noch mal!" schreit sie jetzt und zieht ihren Arm aus meiner Hand.

"Ich habe es satt. Ich bin nicht so perfekt. Ihr verlangt immer von mir, das ich gut gelaunt bin, das ich alles mache, das ich perfekt bin. Aber ich bin nicht perfekt. Keiner ist das, und erst recht nicht ich. Ich kann nicht immer für alle da sein, alles einstecken und deren Probleme lösen. Das mache ich gerne, aber irgendwas ist das zu viel. Ihr merkt es ja nicht mal. Ich habe seit Wochen kaum geschlafen, ich habe nichts zu Essen runtergekommen. Ich kann einfach nicht mehr, OK? Ich bin auch nur ein Mensch und irgendwann wird auch mir das zu viel. Aber nein, ich muss ja die kleine perfekte Charlie sein, die nichts falsch macht und ein vorzeige Kind ist." sagt sie verletzt und geht an uns vorbei.

"Ich bin einfach nicht perfekt." sagt sie und ihr rollen Tränen übers Gesicht. Ich laufe ihr hinterher und als ich bei ihr ankomme, nehme ich sie in den Arm und drücke sie an mich. Einfach nur da sein.

"Shh ... Es tut mir leid. Es tut mir einfach so leid. Bitte, Bitte verzeih mir. Ich war blind und habe es einfach nicht bemerkt. Es tut mir leid." sage ich immer wieder und auch mir kommen die Tränen. Ich bin daran Schuld das es überhaupt soweit gekommen ist. Ich hätte etwas merken müssen.

"Tust du mir trotzdem ein Gefallen?" frage ich vorsichtig. Sie nickt leicht zögernd und schaut mich an.

"Bitte, komm mit zum Arzt und lass dich untersuchen. Allein ... schaffst du das nicht." sage ich ernst.

"Aber ..." fängt sie an, doch sagt nichts mehr.

"Bitte. Ich möchte doch nur, das es dir besser geht." sage ich ernst und schaue sie an.

"Na gut." sagt sie schließlich nach langem Zögern.

"Es tut mir so leid." flüstert Sally hinter und nimmt ihre Zwillingsschwester in den Arm.

"Du bist nicht dran Schuld." sagt sie leise.

Mittlerweile sitzen wir im Auto und sind auf dem Weg ins Krankenhaus, doch diesmal nicht wegen unseren Eltern, sondern wegen Charlie.

"Harry?" fragt sie etwas nervös.

"Ja?"

"K-Kommst du mit rein?" fragt sie ängstlich.

"Klar." sage ich und nehme ihre Hand als wir rein gehen.

"Hallo. Wie kann ich ihnen helfen?" fragt der Arzt als wir ins Sprechzimmer kommen.

"Also, meine Schwester ist meiner Meinung nach stark untergewichtig. Ich weiß nicht wie ich ihr helfen soll und ... wir brauchen dringend ihre Hilfe." sage ich und schaue ihn bittend an.

"OK. Wie alt bist du, wie groß bist du und wie viel wiegst du?" fragt der Arzt an Charlie gewandt.

"Ich ... also ... ich bin 16, bin 1,65 Meter groß und ... wiege 40 Kilo." sagt sie leise und schaut auf ihre Hände im Schoß.

"Einen Moment bitte." sagt der Arzt und tippt etwas in seinen Rechner ein.

"Dein BMI-Wert liegt bei 14,7. Das Normalgewicht in deinem Altern liegt bei 51 bis 65 Kilo. Das Idealgewicht wäre 54 Kilo. DU bist stark untergewichtig und ich würde sagen, das du am besten gleich hier bleibst und wir sofort anfangen nach Lösungen zu suchen." erklärt der Arzt ernst.

"Heißt das, i-ich muss jetzt hier bl-bleiben?" fragt sie ängstlich.

"Ja. Du bekommst ein Zimmer auf der Station 8 und eine Psychologin wird in den nächsten Stunden zu dir kommen und mit dir reden. Es wäre nicht gut, wenn du wieder mit nach Haue fährst." sagt er ernst und steht auf. Er macht alles fertig und ich muss ein paar Papiere unterschreiben. Charlie sitzt nur stumm neben mir und schaut zu. Sie gibt keinen Ton von sich und bewegt sich auch nicht.

"Charlie?" frage ich und winke mit der Hand vor ihrem Gesicht. Sie schaue erschrocken hoch und schaut mich an.

"Ich muss jetzt gehen. Ich komme nachher wieder und bringe deine Sachen." Sie springt auf und umarmt mich fest. Sie fängt an zu weinen und sagt verzweifelt: "Harry ich will nicht hierbleiben. Bitte nimm mich mit."

"Charlie, die test von vorhin waren eindeutig. Du musst hier beleiben." sage ich dun schaue sie entschuldigend an. Der Arzt hat noch ein paar test gemacht, bei denen ich allerdings raus musste.

"Aber ..." fängt sie weinend an.

"Charlie bitte. Tut es ganz allein für dich. Du musst gesund werden." sage ich und gehe aus dem Zimmer. Es tut so weh sie hier so zurück lassen zu müssen. Aber wenn ich es nicht tun würde, würde es ihr später noch schlechter gehen.

Sie braucht Hilfe. Sofort.

Born to dance - 1D FFWhere stories live. Discover now