Kapitel 4

1.1K 40 0
                                    

Wie sollte ich mich jetzt gegenüber Beth verhalten? Ich wusste, dass Harry Recht hatte. Sie würde mir kein Wort glauben. Doch was, wenn es irgendwann doch rauskommen sollte?

Entsprechend unsicher, öffnete ich kurz darauf die Tür zu unserem Zimmer. Doch Beth überraschte mich ein weiteres mal. Sie saß auf ihrem Bett, ihren Laptop auf dem Schoß und hob lächelnd den Kopf, als ich hereinkam. "Da bist du ja wieder! Was war denn gerade los?" Mit einem etwas gezwungenen Lächeln zuckte ich mit den Schultern. "Ach nichts weiter. Ich hatte nur vergessen meine Mutter anzurufen. Sie wollte, dass ich mich bei ihr melde, sobald wir angekommen sind." Lügen gehörte schon immer zu meinem besten Fähigkeiten. Oder eben auch nicht. Aber Beth hob nur die Augenbrauen und fragte nicht weiter nach. "Ah ja. Harry ist auch kurz nach dir verschwunden, der muss noch auspacken." Offensichtlich war er geübter, was das Lügen betraf. Kein Wunder.

"Sag mal, wie lange seid ihr eigentlich schon zusammen?", fragte ich möglichst beiläufig, während ich mich auf meinem Bett niederließ. "Fast ein Jahr!" Wieder dieser Stolz in ihrer Stimme. "Wow", murmelte ich und versuchte, ihrem Blick auszuweichen. "Das ist ja eine ganz schön lange Zeit..." Beth nickte, stellte ihren Laptop beiseite und sah mich neugierig an. "Und, wie findest du ihn?" Hm. Erwartete sie jetzt eine ehrlich Antwort? Vermutlich schon. "Naja... ziemlich...", verzweifelt suchte ich nach dem richtigen Wort. "Ziemlich was?" - "Draufgängerisch?!" Zu nett, viel zu nett. Beth jedoch brach in schallendes Gelächter aus.

"Wegen den Tattoos, oder?" Ich entschied mich gegen eine Antwort und grinste einfach nur. Anscheinend gelang mir das sogar recht glaubwürdig, denn Beth redete schon weiter: "Daran gewöhnt man sich eigentlich. Und so schlimm find ich die auch gar nicht. Er hat sogar welche auf seinem Oberkörper, aber die konntest du natürlich nicht sehen." Einen Schmetterling. Und zwei Vögel. Aber nein, davon wusste ich nichts. "Echt?" Beth nickte und sah mich mit schief gelegtem Kopf an. "Aber komm schon. Er sieht gut aus! Oder findest du etwa nicht?" Wie in Zeitlupe zuckte ich mit den Schultern. Hässlich war er definitiv nicht. "Nicht so mein Typ." Beth verdrehte die Augen, lächelte jedoch. "Dann muss ich mir wenigstens keine Sorgen machen, dass du ihn mir wegschnapst." Erschrocken zuckte ich zusammen. "Was? Das... das würde ich doch niemals tun!" Mein Kopf war vermutlich schon wieder knallrot. Erneut verdrehte sie die Augen. "Das war ein Scherz, Lizzy. Als wenn ich dir sowas zutrauen würde." Hallo, schlechtes Gewissen.

Wir plauderten noch ein bisschen über die Kurse die wir gewählt hatten und stellten Vermutungen auf, was uns wohl am nächsten Tag erwarten würde. Die Zeit verging wie im Flug und als es irgendwann an der Tür klopfte, setzte draußen schon die Dämmerung ein.

Im ersten Moment hatte ich Angst, es könnte Harry sein, doch zu meiner Beruhigung war es Louis. Mein Herzschlag beschleunigte sich, als ich sah, dass auch Niall mitgekommen war. Während mein bester Freund sich direkt neben mir auf mein Bett schmiss, nahm Niall schweigend auf dem Schreibtischstuhl Platz. "Boah, hier ist es viel gemütlicher als bei uns, richtig unfair!", beschwerte Louis sich und sah sich beeindruckt um. "Die Räume sehen haargenau gleich aus, Tommo." Er streckte mir die Zunge raus und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf. "Wir wollten mal ein bisschen rausgehen und dann irgendwo Abend essen. Kommt ihr mit?" Abendessen mit Niall. Das klang alles andere als schlecht. "Klar, warum nicht. Kommst du auch mit, Beth?" Lächelnd nickte sie. "Gerne. Kann mein Freund auch mitkommen, oder habt ihr da was gegen?" Bevor ich etwas erwidern konnte, sagte Louis schon: "Quatsch. Je mehr Leute, desto besser." Sofort wurde Beths Lächeln noch breiter. "Perfekt. Ich hol ihn kurz, treffen wir uns dann gleich am Eingang?"

Das würde interessant werden. Sehr interessant.

DARK turns to LIGHTWhere stories live. Discover now