Kapitel 7

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Als wir wenig später schließlich das Restaurant verließen, war es draußen bereits stockfinster. Zum Glück waren die Straßen gut beleuchtet, sodass wir keine Probleme dabei hatten, den Weg zurück zu finden.

"Ich denke wir sehen uns dann morgen?" Ich nickte und lächelte Niall ein letztes Mal an. "Ja, bis dann." Er drehte sich um und folgte Louis, der bereits auf dem Weg zum Eingang war. Doch kurze Zeit später sah er noch einmal zu mir und rief: "Halt mir einen Platz frei!" Wieder nickte ich, während mein Herzschlag sich beschleunigte. Vielleicht hatte ich mich ja doch nicht so sehr blamiert, wie ich dachte.

Zu dritt gingen wir nun ebenfalls Richtung Eingang. Harry hatte Beth einen Arm um die Taille gelegt, was bei ihr ein seliges Lächeln auslöste, bei mir jedoch Übelkeit. Ich konnte nur hoffen, dass ich ihm so selten wie möglich begegnen würde.

Am nächsten Morgen stand ich extra früh auf, um bloß nicht zu spät zum ersten Kurs zu kommen. So blieb mir genug Zeit, um nach dem Duschen noch zum Coffeeshop zu gehen, der sich glücklicherweise direkt auf dem Campus der Uni befand. Dass ich eigentlich viel zu früh aufgestanden war, zeigte sich daran, dass sonst noch kaum jemand draußen unterwegs war. Ich begegnete maximal drei Leuten, von denen einer so aussah, als sei er nicht mal mehr Student, sondern Professor.

Ich bestellte meinen Kaffee, ohne Zucker, ohne Milch, und setzte mich auf einen der Sessel, die in der Nähe der Tür standen. Dann begann ich in dem Buch zu blättern, dass ich extra von zu Hause mitgenommen hatte. 'Grundkurs Literatur, 1. Semester', stand auf dem Cover. Ich wusste, dass Uni absolut nichts mit Unterricht in der Schule zutun hatte. Jetzt musste man zeigen, was man konnte. Jetzt ging es darum, Verantwortung zu übernehmen und sich für sein zukünftiges Leben zu rüsten. Vermutlich war ich noch nie in meinem Leben derart nervös gewesen. Ich war zwar immer eine gute Schülerin gewesen, aber das hieß noch lange nicht, dass ich auch eine gute Studentin sein würde.

Als sich die Tür mit einem leisen Klingeln öffnete, sah ich gar nicht erst auf. Viel zu sehr war ich in die Einleitung des Buches vertieft. Erst als sich jemand in den Sessel gegenüber von mir fallen ließ, hob ich überrascht den Kopf. Und zuckte im nächsten Moment erschrocken zusammen. Konnte ich nicht einmal ein bisschen Ruhe und Abstand von diesem Kerl haben? Und wieso setzte er sich zu mir, anstatt mich einfach zu ignorieren?

"Und, was habt ihr gestern noch gemacht?", fragte Harry, ohne ein Wort der Begrüßung. "Was, wer?" Er verdrehte genervt die Augen. "Beth und du." Ich runzelte die Stirn und zuckte kurz mit den Schultern. "Frag doch gleich ob ich ihr die Wahrheit über dich erzählt habe." - "Über uns.", verbesserte er mich. Ich entschied, das nicht weiter zu kommentieren. Mein Schweigen schien ihm jedoch nicht zu gefallen. "Also? Hast du es ihr erzählt?" Seufzend schlug ich das Buch zu und stand auf. "Nein, habe ich nicht." Sein Gesicht zeigte keine Spur von Erleichterung, er nickte nur einmal kurz. Ich war bereits an der Tür angekommen, als er mich aufhielt.

"Eliza."

Die drei Silben bohrten sich wie scharfe Messer tief in meine Haut. Ein Schauer lief meinen Rücken hinunter. "Lizzy.", verbesserte ich ihn mit zusammengebissenen Zähne. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er sich in meine Richtung drehte. "Du heißt Eliza, oder nicht?" Wieder durchzuckte es mich eiskalt. "Was willst du?", knurrte ich, ohne ihn anzusehen. "Vergiss deine Jacke nicht." Ruckartig wandte ich meinen Blick zu dem Sessel, auf dem ich eben noch gesessen hatte. Tatsächlich hing meine Jacke noch über der Lehne. Kurz überlegte ich, sie einfach stur dort hängen zu lassen und zu gehen, dann entschied ich mich doch dagegen, ging mit gesenktem Kopf an Harry vorbei, griff nach der Jacke und drehte mich wieder um. Die ganze Zeit über spürte ich seinen Blick auf mir ruhen.

"Bis später... Eliza.", sagte er als ich wieder an ihm vorbeiging, ein amüsiertes Grinsen auf seinem Gesicht. Ich warf ihm nur einen wütenden Blick zu und zog die Ärmel meines Pullovers noch länger als sie sowieso schon waren.

Es fühlte sich an als brannten die Narben an meinem Unterarm, doch ich wusste, dass es nur Einbildung war. Vermutlich würde ich niemals normal auf dieses Namen reagieren können. Doch das musste ich. 

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ihr dürft ruhig Kommentare schreiben, würde mich sehr freuen ;) auch Kritik ist erwünscht haha

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