32: Nacht

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Als ich endlich fertig war, hatte die Nacht bereits übernommen. Hana war sicher schon vor einer halben Stunde fertig geworden, wenn nicht sogar länger. Die war schon vorgegangen. Ich verstand es, nach dieser Expedition und dem Gerenne wollte ich auch nur noch ins Bett. Ich hatte ernsthaft in Erwägung gezogen nach Runde 136 aufzuhören aber da mich Ackermann mit Adleraugen musterte, ich mir sehr sicher war, dass er mitzählte und ich keine Lust auf noch mehr Runden hatte, ließ ich es bleiben. Jetzt war ich aber fertig und spürte die Müdigkeit in meinen Knochen. Am liebsten hätte ich mich irgendwo auf den Boden gelegt und dort geschlafen.

"Sag mal...", meine Stimme erhob sich beinah von selbst. "Hast du eigentlich nichts Besseres zu tun, als an dem Trainingsfeld zu stehen und uns beim Rennen zuzusehen?" Ich schnaufte ziemlich. Selbst für meine Verhältnisse war es anstrengend gewesen...hieß aber nicht, dass ich jetzt immer super aufräumen würde.

"Eigentlich schon. Das hier ist aber eine gute Ausrede.", meinte er und wandte sich ab. Ich folgte ihm eine Millisekunde später.

"Du bist tief im Innersten doch ein Faulpelz.", grummelte ich und innerlich grinste ich triumphierend. Ha! Niemand ist perfekt!

"Ausdruck Silver.", pha, sonst noch was? Ich schnaubte.

"Am Arsch. Wenn du austeilst, musst du auch einstecken.", er blickte mich über seine Schulter hinweg an, dabei ließ er ein 'Tch' verlautbaren. Es war eine Mischung aus warnend und amüsiert...also "Levi Ackermann"-amüsiert. Der Kerl konnte eine eigene Spezies gründen, er brauchte nur noch ein weibliches Levi Ackermann, damit die Art nicht sofort wieder ausstirbt. Gott, ich hab mir eindeutig den Kopf gestoßen! Wir traten in den Innenhof und mir schlug der Geruch von Feuer entgegen.

"Sie haben also schon begonnen.", murmelte Ackermann. Ich blickte auf die vier riesigen Scheiterhaufen. Ein Schauer lief mir über den Rücken und ich fröstelte bei dem Anblick.

"Ich wusste ja, dass viele gefallen sind aber es nochmal so zu sehen...", trotz den Runden und der Jacke war mir kalt. Ich zog das dünne Stück Stoff enger um mich und schlang die Arme um meinen Körper.

"Man gewöhnt sich an den Anblick...ein wenig.", ich hatte vergessen, dass Levi noch immer neben mir stand. Kurz darauf spürte ich seinen Blick. "Du solltest dich wärmer anziehen, unvernünftige Göre." Ich schreckte aus meinen Gedanken, als mir Ackermann die warme Jacke hinhielt. Etwas wiederwillig zog ich sie über.

"Du solltest mir nicht ständig deine Klamotten geben, Kotzbrocken. Man könnte auf falsche Gedanken kommen.", meinte ich, war ihm aber innerlich dankbar. Dann entdeckte ich drei bekannte Gesichter. "Entschuldigen sie mich bitte, Sir." Er nickte nur. Ich lief zu meinen Freunden und stellte mich zwischen Hana und Standfort.

"Ein paar aus unserer Trainingseinheit sind dabei.", meinte Jem und starrte in das Feuer. Ich folgte seinem Blick. "Sie sind gerade mal so alt wie wir geworden."

"Ein paar waren jünger.", murmelte Hana. "Ein paar waren das erste Mal auf Expedition." Ich schwieg.

"Das ist nicht das erste Mal, dass wir das sehen uns es wird auch nicht das letzte Mal sein. Erst wenn wir selbst da liegen, wird es ein Ende haben.", meldete Mako plötzlich bitter. Ich senkte etwas den Blick. Er hatte Recht auch wenn es mir nicht gefiel. Aber wann gefiel einem die Wahrheit schon? Ich verschränkte die Arme vor der Brust.

"Du bist so ruhig, Cathi.", murmelte Hana. Wann bin ich eigentlich nicht ruhig.

"Black Beauty ist immer ruhig.", gab Standfort schulterzuckend zurück und vermutlich lag etwas Wahres darin, viel mehr lag mein Schweigen aber an dem Gedanken, dass meine Eltern vor vielen Jahren ebenfalls auf solch einem Scheiterhaufen gelegen hatten. Ich legte den Kopf in den Nacken und starrte zu den Sternen hinauf. Ich erinnerte mich an ein Gespräch aus meiner Kindheit.

"Sei nicht traurig, Cathi. Schau in den Himmel. Die Lichter, das sind Träume. In der Nacht erwachen sie zum Leben."

"Und was ist mit den gefallenen Sternen? Sind das gefallene Träume?"

"Oh nein. Das sind bloß Menschen, die aufgewacht sind. In ein paar Sekunden wird irgendwo ein ganz neuer Traum aufleuchten."

Träume. Es gab Sterne, gab es also auch Menschen mit Träumen? Waren Träume nicht mit Hoffnung gleichzusetzen? Oder eher mit einer Flucht vor der Realität?

"Hey, Cathi. Lass uns nach drinnen gehen.", ich blickte zu Hana.

"Ja warte kurz, ich muss nur...", suchend blickte ich mich um, fand ihn aber nirgendwo. "Hat sich erledigt, das kläre ich morgen." Ich folgte ihr zurück ins Haus.

Ein wenig ernster heute :3

Black Beauty // Attack on Titan FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt