47: Eren Jäger

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Der Junge wachte gerade auf, als sich Erwin auf einem Stuhl vor der Zelle nieder ließ.

"Hallo, Eren.", Erwin klang, wie gewohnt, freundlich und ruhig. Der Braunhaarige blickte uns Drei aus großen, grünen Augen an. "Ich will mit dir darüber sprechen." Er hielt einen Schlüssel in die Luft. Was hab ich denn wieder verpasst? "Du bekommst ihn wieder, keine Sorge. Stimmt es, das der Schlüssel zu Antworten führt?"

"Das hat mein Vater gesagt, glaube ich.", meinte er und von Levi kam ein spöttisches Zischen.

"Ganz toll. Dr. Jäger ist verschwunden und er leidet an Gedächtnisverlust.", knurrte Levi. Ich blickte ihn warnend an.

"Hör auf ein Arschloch zu sein, Ackermann.", gab ich kühl zurück, dann musterte ich Eren. Die großen, geweiteten Augen, ließen die Schwester-Gene in mir auf Hochtouren laufen. "Hallo Eren, ich bin Cathrina."

"Roberts Schwester...", murmelte Eren. "Wie geht es ihm?" Mein Gesicht schlief ein, meine Hände begannen zu zittern.

"Er ist tot.", meinte ich nüchtern. Erens Augen blickten mich erschrocken an. Langsam trat ich an das Gitter. "Wir schauen jetzt erstmal, wie wir dich hier raus bekommen." Ich entdeckte etwas Sanftes in meiner Stimme. Es waren die Augen, wie ich feststellte. Dieser Blick, diese Verzweiflung und gleichzeitige Entschlossenheit. Wie Robert. Ich schob den Gedanken bei Seite. "Was ist dein Ziel? Was hält dich am Leben?" Meine Hand schloss sich um einen der kühlen Metallstäbe. Er sah mich fragend an.

"Hast du sie nicht verstanden, dummes Gör?", ich blickte gar nicht nach hinten zu Levi sondern starrte Eren unvermittelt an. In seinen Augen suchte ich seine Antwort. Doch ich fand bloß die Erkenntnis, dass dieser Junge bereits eine Menge Scheiße hinter sich hatte.

"Ich denke...", der überforderte Eren blickte jetzt wieder zu mir. "...das du nicht in den Aufklärungstrupp kommen solltest,  wenn du die Wahl hättest." Ich sagte es mehr zu mir selbst, als zu Eren.

"Cathrina.", kam es warnend von Erwin. Ich beachtete ihn gar nicht. Jäger starrte mich ungläubig an.

"Wenn du die Wahl hättest, solltest du die Beine in die Hand nehmen und das Militär verlassen. Ich sehe den Schmerz in deinen Augen und die Verzweiflung. Du hast genug gelitten, du schuldest der Menschheit gar nichts und...", ich wurde brutal unterbrochen.

"Das reicht!", erschrocken blickte ich zu Eren auf. Er funkelte mich wütend an. "Hör mal, ich habe vor dir wirklich Respekt, vor allem, weil ich weiß was Robert kann...konnte und er immer betont hat, du würdest ihn selbst dann noch übertreffen, wenn ein Titan dir ein Bein abbeißen würde. Aber ich will in den Aufklärungstrupp und ich will..." Er stockte.

"Was willst du Jäger? Was treibt dich dazu, dein Leben bereitwillig zu riskieren?", meinte ich scharf. Er funkelte mich plötzlich ehrgeizig, fast wahnsinnig an.

"Ich will so viele Titanen wie nur möglich in der Luft zerreißen.", ein dreckiges Lächeln schlich sich auf meine Lippen und die Wut in mir brachte mein Herz zum schlagen.

"Erwin...ich übernehme die Verantwortung für ihn.", meinte ich und mein Gesicht wurde emotionslos als ich mich zum Kommandanten umdrehte.

"Deine Stellung ist leider nicht hochrangig genug.", meinte er.

"Dann übernimmt offiziell Ackermann die Verantwortung.", ich hatte mit Gegenwehr gerechnet.

"Okay, klingt vernünftig.", antwortete er stattdessen und ich erkannte ein Schimmern in seinen Augen. "Aber wenn er Ärger macht..." Er blickte Eren scharf an. "...lege ich ihn um. Das dürfte den da oben ja gefallen." Erwin nickte und kurz darauf verabschiedeten wir uns. "Heute warst eindeutig du das größere Arschloch von uns Beiden."

"Keine Sorge, den Thron holst du dir bestimmt bald zurück.", antwortete ich tonlos und er schnaubte spöttisch. Draußen verabschiedete ich mich von Laura und wir fuhren zu einer nahe gelegenen Unterkunft. Dort würden wir bleiben, bis die Verhandlungen begannen. Zum ersten Mal seit fünf Jahren, wenn das überhaupt reichte, kippte ich in ein Bett, das Mein war, in einem Zimmer, dass ich mir nicht teilen musste. Herrlich. Doch je dunkler es wurde, desto düsterer wurden auch meine Gedanken und niemand war da um mich abzulenken. Ich vermisste Hana und Mako und ja...vielleicht vermisste ich auch Standfort, die Hohlbirne. So ging es zwei Tage. Ich verließ mein Bett nicht, wenn ich nicht musste und ich musste nicht, weil mich niemand zum Training nötigte. Da war bloß Leere und Einsamkeit und Selbstmitleid.

Black Beauty // Attack on Titan FanfictionWhere stories live. Discover now