61: No Regrets

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Musik ist oben und wird von der Autorin ausdrücklich empfohlen.

Spoilerwarnung zu "No Regrets". Dieses Kapitel kann übersprungen werden.

Ps.: Bei ein oder zwei Sachen und Aussagen war ich mir nicht so sicher oder mir fehlen einfach noch Informationen dazu, also habe ich sie (da ich mich nicht spoilern will) so angepasst, dass sie zur Story passen.

Ich hatte die Decke um mich gewickelt und beobachtete die schnellen Bewegungen seiner Hand und wie seine Haare das Licht der Lampe auf dem Tisch spiegelten. Er saß leicht nach vorn gebeugt da und war hochkonzentriert, man spürte fast die Spannung in seinem Körper. Irgendwann hatte er die Jacke abgelegt und über die Lehne des Stuhls gehängt. In unregelmäßigen Abständen sortierte er ein fertiges Blatt ein und griff ein Neues. Nach ein paar Stunden hatte er den Ablauf unterbrochen und lehnte sich seufzend zurück. Er wirkte erschöpft. Normalerweise merkt man es ihm nicht an aber wenn man mit ihm allein war und ihm nah stand, war er nicht immer perfekt und koordiniert. Ich zog die Decke bis zum Kinn und erst jetzt bemerkte er wohl, dass ich noch wach war. Er drehte sich um und die Lampe warf Schatten auf sein Gesicht, deren tiefes Schwarz schon fast von der Farbe seiner Augenringen erreicht wurde.

"Ich dachte du schläfst schon.", murmelte er und musterte mich. Manchmal wünschte ich mir, er würde mehr lächeln. Ja, es war nicht seine Art und ich verlange ja nicht, dass er in schallendes Gelächter ausbricht aber ab und zu ein kleines Lächeln.

"Irgendwie konnte ich noch nicht einschlafen.", antwortete ich, ebenso leise wie er. Ackermann erhob sich und setzte sich auf die Bettkante der leeren Hälfte, seine Fingerspitzen legte er auf meine Hand und begann, sanft darüber zu streichen.

"Hab ich dich mit meiner Arbeit gestört?", ich schüttelte den Kopf und er nickte leicht. Dann blickte er auf unsere Hände. Manchmal wunderte es mich wirklich, wie wir es geschafft hatten dieses merkwürdige Beziehungensetwas zum Laufen zu bringen. Eigentlich waren wir Beide nicht die Typen dafür. "Ich geh duschen und dann komme ich schlafen, okay?" Ich formte stumm ein 'Okay' und er stand auf und verschwand im Bad. Ja...wie hatten wir es geschafft zusammen zu kommen? Ich hatte eigentlich nie vorgehabt mich so an einen Menschen zu binden und ich hatte keine Ahnung, wenn es um solche Themen ging und er...ja was? Wieder fiel mir auf, wie wenig ich eigentlich von ihm wusste. Ich versank in meinen Gedanken und kehrte erst in die Realität zurück, als sich die Matratze bewegte und Ackermann mir gegenüber lag. Er legt sich auf den Rücken, umgriff meinen Bauch und zog mich so, dass mein Kopf auf seiner Brust ruhte.

"Sag mal...", setzte ich an. Ich spürte, dass er mein Shirt leicht hoch geschoben hatte und mir nun sanft über die nackte Haut des Rückens strich.

"Hm?", gab er von sich und symbolisierte mir, dass ich weitersprechen sollte.

"Hattest du schon mal...eine Beziehung?", kurz geriet die Berührung an meinem Rücken ins Stocken, dann fing er sich und setzte sie fort.

"Nein.", gab er dann zu. "Hattest du schon mal eine?" Ich strich ihm sanft über das Schlüsselbein.

"Nein.", antwortete ich ebenfalls und hatte beinah das Gefühl ihn ausatmen zu spüren. Eine Weile lagen wir einfach nur da und schwiegen, dann atmete er tief durch.

"Weißt du, was der Untergrund ist?", fragte er und ich spürte, dass es ihn Überwindung kostete.

"Ja, eine Art Stadt, die gebaut wurde um unter die Erde zu siedeln. Sie wird aber nur noch als Evakuierungsort genutzt.", gab ich das wieder, was man uns in der Ausbildung erzählt hat. "Allerdings gibt es dort auch Menschen, die immer da leben."

"Hm...von da komme ich.", ich richtete mich auf und sah ihn verwundert an. Warum erzählt er mir das?

"Du weißt, dass du nicht darüber reden musst.", gab ich sanft zurück, doch in seinen Augen spiegelte sich Entschlossenheit.

"Ich möchte aber, dass du es weißt.", er hob die Hand, welche nicht an meinem Rücken war und drückte meinen Kopf sanft zurück auf seine Brust. "Ich habe dort mit zwei Freunden gelebt, Furlan und Isabel. Die Beiden waren eigentlich komplett verschieden. Isabel war ein Hitzkopf und stur, während Furlan eher ruhig und bedacht war. Trotzdem haben wir als Trio funktioniert." Ich musste an Eren und seine Freunde oder sogar an meinen eigenen Freundeskreis denken. Manchmal galt eben doch noch, dass sich Gegensätze anzogen. "Jedenfalls haben wir uns mit Diebstählen über Wasser gehalten, was uns vereinfacht wurde, als wir an 3D-Maneuver-Gears gelangten. Wir haben es uns antrainiert und konnten so den Soldaten der Militärpolizei entkommen." Jetzt war ich noch überraschter als sowieso schon. Was er konnte, hatte er sich selbst beigebracht? Das war kaum zu glauben. "Eines Tages kam ein Mann zu uns und beauftragte uns, etwas Bestimmtes zu stehlen, eine Rolle mit Informationen über einen wichtigen Adligen. Er sagte, Erwin Smith wäre der momentane Verwahrer der Informationen und er sagte auch, dass eben dieser nach uns suchen würde um uns zu rekrutiert. Wenn jemand Unruhe mit einer Gear stiftet und dabei auch noch ein gewisses Talent aufweißt, dann spricht sich das herum, wie du dir denken kannst." Ach, zum Glück hat sein Ego nicht die Größe eines Elefanten. "Wir nahmen an, da uns eine rechtmäßige Bürgerschaft in der Stadt versprochen wurde. Wenn man da unten ist, gibt man alles um dort weg zu kommen. Tatsächlich wurden wir ein paar Tage darauf mit dem Aufklärungstrupp konfrontiert und von diesem auch gestellt. Erwin ließ uns, ließ mir die Wahl zwischen einem Beitritt beim Aufklärungstrupp oder aber unserer Auslieferung an die Militärpolizei. Du kannst dir denken, wie ich entschieden habe." Ich nickte leicht. Je länger ich über die Geschichte nachdachte, desto unwirklicher erschien sie mir, was ihr irgendwie auch Glaubwürdigkeit verschaffte. "Dann kam die erste Expedition und der Teil, der wirklich unschön wird. Erwin testete die Fernformation, die wir jetzt so gut wie immer nutzen. Auf dem Rückweg begann es stark zu regnen, sodass man kaum sehen konnte und auch die Rauchzeichen waren nutzlos. Wir sahen es als Chance uns nun das Dokument zu holen, nachdem wir zuvor bloß Rückschläge kassiert hatten. Ich entschied allein zu gehen um meine Freunde nicht zu gefährden. Neben dem Beschaffen hatte ich mir fest vorgenommen Erwin zu erledigen." Das klang für mich unglaublich. Wenn man die Beiden traf, war das wohl das Letzte, was man vermuten würde. "Doch schon kurz darauf bemerkte ich Titanen in der Richtung, in der meine Freunde waren." Er stockte kurz, als überlege er, ob er es ertragen würde, das auszusprechen. "Ich kehrte sofort um...doch ich war zu spät. Sie waren..."

"Tot.", vollendete ich den Satz und spürte selber, wie ich schwer schlucken musste. Und ich wusste, wie er sich gefühlt haben muss.

"Ja...aber das war noch nicht das Schlimmste...die Papiere waren eine Finte für den Adligen gewesen. Die Papiere die Erwin bei sich trug waren leer.", setzte er fort. "Ich habe es neben den Leichen meiner Freunde erfahren."

"Warum bist du dann hier geblieben?", fragte ich ungläubig. Es widersprach jeglicher Vernunft.

"Weil Erwin dafür gesorgt hat, dass ich an ihn und an seine Ideen glaube und weil ich die Titanen zerreißen wollte.", das erklärte das Funkeln in seinen Augen, als Eren damals meinte, er wolle dies tun. Ich schwieg, weil ich wusste, dass es nichts gab, das die Betroffenheit ausdrücken konnte. Kurz herrschte eine betretene Stille.

"Danke...", flüsterte ich letztlich und schloss die Augen.

"Wofür?", fragte Levi, sichtlich verwirrt.

"Dass du dir den Schmerz wieder ins Gedächtnis gerufen hast um mir das zu erzählen.", ich spürte, wie ich langsam abdriftete.

"Schlaf gut, Winzling.", flüsterte Levi, beinah zärtlich, doch das konnte auch Einbildung sein oder Teil eines Traums.

Ich behaupte nie wieder etwas wird kurz -.- Ich hoffe es hat euch gefallen :3

Black Beauty // Attack on Titan FanfictionWhere stories live. Discover now