78: Versprechen

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Als er den bekannten Schrei gehört hatte, war er sofort losgestürmt. Wenn Eren sich verwandelte konnte das nur heißen, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Noch mehr als die Furcht davor war die Sorge. Sie hätte nicht zugelassen, dass er sich verwandelte und Eren hätte es nicht getan, wenn sie ihn hätte stoppen können. Er versuchte sich zu kontrollieren, sicher war ihr nichts passiert. Sie hatte bestimmt darin den letzten Weg gesehen und wartete nun auf ihn, in Sicherheit, wo der weibliche Titan ihr nichts tun konnte. Er beschleunigte noch mehr, jede Sekunde könnte ein Leben retten. Wieder versuchte er sich zu beruhigen, diesmal mit der Möglichkeit, dass Eren sich gegen die Anderen durchgesetzt hatte, dass sie im Schutz der Spezialeinheit war, dass alle abwarteten, wann sie die Möglichkeit hatten, den weiblichen Titan niederzuringen. Doch etwas, vielleicht der Schrei von Erens Titan, ließ ihn daran zweifeln, lähmte ihn, ließ seinen Atem knapper werden. Es war ein ungutes Gefühl, die Angst, er könne wieder Mitstreiter verlieren, vielleicht sogar sie. Nein, sie lebt. Eren hätte nicht zugelassen, dass sie stirbt, ja nicht mal, dass man sie verletzt. Doch war es nicht anders herum genau so? Er stockte kurz als er etwas auf sich zukommen sah, einen Körper, der von einem Baum herab hing. Sein Atem blieb für eine Sekunde aus, als er Gunther Schultz erkannte. Das eiserne Band, das sowieso schon um seine Brust lag, schnürte sich enger zu. Er hatte so gehoffte, dass sie alle entkommen waren. Trotzdem flog er weiter, eh er kurz darauf landete. Auf der Lichtung unter ihm lagen drei Personen: Eld Jinn, Petra Ral, Auruo Bossard. Nun ergriff ihn die Panik endgültig. Zwar versuchte er sich zu beruhigen, dass ihre Leiche ja noch nirgends zu sehen war und sie entkommen sein könnte, doch spürte er, dass er es tief im Innern besser wusste.

"Cath!", er wusste nicht, ob seine Stimme die Schreie der Titanen übertönte. Er hob sich in die Luft und verfluchte den Wald, dass er kein freies Sichtfeld hatte. Abrupt stoppte er als er ein Geräusch vernahm, es war schwach und leicht zu überhören aber es jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Er flog in die Richtung und je näher er dem Geräusch kam, umso deutlicher wurde es. Bald erkannte er seinen Namen. Er landete auf dem unebenen Boden, schrie ihren Namen und kämpfte gegen die Panik in seiner Brust. Dann entdeckte er sie. Sie lag neben einem Baum, auf dessen Stamm sich ein blutiger Handabdruck befand, hatte sich auf den Rücken gerollt und starrte in den Himmel als suche sie ihn nach jemand ab. Der weibliche Titan musste sie gegen den Baum geschleudert haben und als sie versucht hatte auf die Füße zu kommen, war ihr die Kraft ausgegangen. Immer wieder murmelte sie seinen Namen.  Er fiel auf die Knie und starrte zu der jungen Frau, die nicht mal einen Meter von ihm entfernt lag.

"Sag mir...träume ich das hier? Träume ich, dass diese blöde Welt uns in so einem Moment zusammenführt?", sie hatte ihre Hand zur Faust geballt, umgriff etwas. Er schaffte es zu ihr zu gelangen, hob ihren Oberkörper an und hielt sie wie ein kleines Kind in den Armen. Seine Hände krallten sich in ihre Kleidung als könne sie ihm wie Sand durch die Finger rieseln.

"Du lebst...", murmelte er, doch sie schüttelte schwach dem Kopf.

"Ich sterbe...", wisperte sie sanft. Er kniff die Augen zusammen, als könne er so die Realität verdrängen.

"Ich hätte dich beschützen müssen. Ich hätte dich einweihen sollen, dann wärst du bei mir geblieben. Ich...", er blickte in ihr Gesicht. Ihre Augenlider waren gesenkt, ihre Haut leichenblass und Blut bedeckte ihre Lippen und floss ihren Mundwinkel herab.

"Du hast mir etwas versprochen...", antwortete sie schwach. Das hatte er aber er konnte es nicht. Es war seine Schuld. Etwas Anderes wollte er nicht glauben. "Levi...es war meine Entscheidung..." Sie musste husten und hielt sich den Bauch, in ihrem Gesicht konnte man den Schmerz ablesen. ein kleines bisschen Blut floss aus ihrem Mundwinkel. "Ich bereue meine Entscheidung nicht und du sollst es auch nicht." Er traute sich erst jetzt in ihre Augen zu blicken und war verwundert. Er hatte Schmerz erwartet oder Traurigkeit oder die Leere, die ihre Augen früher gefüllt hatten, doch stattdessen blickte er in Wärme, sie waren voller Sanftheit und Liebe. "Levi..." Er horchte auf. "...danke, für einfach alles. Ich liebe dich." Er spürte etwas Nasses über seine Wange laufen. Es war nur eine Träne aber sie hatte sie gesehen und verzog ihre Lippen zu einem Lächeln. "Hör auf zu heulen, Diva."

"Cath

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"Cath...ich...", er starrte sie sprachlos an. Sie schloss die Augen. "Nicht...bitte...ich liebe dich. Ich kann das nicht tragen."

"Doch kannst du.", antwortete sie entschlossen aber kaum hörbar. "Ich vertraue dir. Bitte pass auf Eren auf."

"Versprochen.", gab er zurück, versuchte sich zusammenzureißen, für sie stark zu sein.

"In meiner Hand...die Kette...sie hat meiner Mutter gehört und meinem Bruder. Jetzt sollst du sie haben. Der Ring ist älter als die Mauer, weißt du?", er nickte und öffnete sanft ihre Hand. Für einen Moment betrachtete er den Vogel auf dem Ring. "Levi..." Sie hatte ihre Augen geöffnet und sah ihn an. "...lächle noch ein Mal..." Er musterte sie verwundert, dann zog er die Mundwinkel leicht nach oben auch wenn er sich nicht wie lächeln fühlte. "Na ja, besser als nicht..." Sie lachte leise über seinen missglückten Versuch.

"Tonfall...Winzling...", seine Stimme versagte und er blickte auf das Wesen in seinen Armen herab. Sie hatte ein Lächeln auf den Lippen und die Augen wieder geschlossen.

"Ich gehe jetzt zu Rob und werde ihm alles über seinen Vorbild erzählen und meinen Eltern werde ich von dem Mann erzählen, den ich liebe...", erzählte sie.

"Ich wünschte, du könntest damit warten und mit mir hier leben, die neue Welt entdecken, meine Frau sein und Mutter werden...", flüsterte er, als könne er ihren Tod so verhindern. Er griff ihre Hand und legte sie an seine Wange. Sie bewegte leicht ihre Finger, strich ihm über die Haut.

"Das wäre schön...ich...", die Berührung brach ab und sie verzog ihr Gesicht unter dem plötzlichen Schmerz, eh ihr Kopf zur Seite sank. Stumm saß er da, ihre Hand in seiner, bis ihn der Schmerzensschrei eines Titans ihn aus den Gedanken riss. Er hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn, eh er sie sanft auf das weiche Gras bettete, die Kette umlegte und sich daran machte, sein Versprechen zu erfüllen.

Auf der Rückfahrt waren Titanen ihnen gefolgt und sie mussten Leichen abwerfen. Als sie zu dem Wagen mit ihrer Leiche kam, hielt er den Soldat auf. Es fiel ihm schon schwer die Leichen seiner anderen Soldaten zu opfern aber das konnte er nicht. So sollte sie nicht enden. Der Soldat stellte die Proteste erst ein, als auch Erwin ihn bat, diese eine Leiche zu verschonen.

"Es tut mir leid.", sprach dieser, an ihn gewandt. Er blickte zu dem Größeren auf und nickte bloß schwach.

"Cathi!", durchbrach ein schmerzerfüllter Schrei die angespannte Stille. Die beiden Männer blickten zu einem Versorgungswagen, auf dem ein braunhaariger Junge mit grünen Augen zu ihnen starrte, während ein Mädchen versuchte ihn zu beruhigen. Als sich die Blicke der Beiden trafen, wussten sie, dass der Andere den selben Schmerz und die selbe Schuld fühlte. Ein letztes Mal warf er einen Blick auf die verhüllte Leiche, eh er sein Pferd an trieb und Abstand zwischen sich und den Leichenwagen brachte.

 Ein letztes Mal warf er einen Blick auf die verhüllte Leiche, eh er sein Pferd an trieb und Abstand zwischen sich und den Leichenwagen brachte

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The End

Und glaubt mir, das tut mir selber weh .-.

Black Beauty // Attack on Titan FanfictionWhere stories live. Discover now