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Draco stand unschlüssig da und überlegte, was er mit Gilderoy machen sollte. Ich kann ihn ja schlecht den ganzen Tag mit mir rumschleppen!
Er ging ein wenig hin und her und lehnte sich schließlich an einen Zaunpfahl vor Zonkos Scherzartikelladen. Er stand mit dem Rücken zu dem Laden. Gilderoy hatte es sich auf der Handfläche seiner rechten Hand gemütlich gemacht und Draco streichelte ihn beruhigend mit dem Zeigefinger seiner linken Hand.
Hin und wieder gab Gilderoy ein erschöpftes Fiepen von sich und es schien als würde er mit sich selbst erzählen. Draco musste jedes Mal unwillkürlich lächeln.
»Du bist bestimmt total erschöpft.«, murmelte er dem kleinen Vogel zu, der ihn gleich wieder mit seinen kleinen Augen ansah.
»Vielleicht verstehst du mich ja.«, erzählte Draco weiter. »Weißt du, ich bin gespannt, was McGonagall machen wird, wenn sie erfährt, was Pansy gemacht hat. Du glaubst gar nicht, wie verrückt ich mich gemacht habe, als du weg warst. Aber jetzt bist du ja wieder da. Hast du was Tolles erlebt, Gilderoy? Hast du ein Einhorn gesehen? Oder einen Hippogreif? Die sehen sehr hübsch aus. Aber mich hat mal so einer verletzt. Der hieß Seidenschn-«
»Selbstgespräche, Malfoy?«
Draco wandte den Kopf um und sah in das sommersprossige Gesicht Weasleys', der ihn hämisch angrinste.
»Nein«, rechtfertigte Draco sich, »ich habe nur-«
»Hey Draco« Auch Harry kam aus Zonkos, hinter ihm Granger.
»Harry, ich habe-«, setzte Draco an.
»Ist das Gilderoy?« Draco verdrehte die Augen. Wieso lässt mich denn heute keiner aussprechen?
Harry schloss die wenigen Schritte zu ihm auf und kniete sich auf die Erde. Vorsichtig nahm er ihm Gilderoy ab und beobachtete ihn lächelnd.
»Wo war er? Was ist passiert?«, fragte er ohne den Blick von dem kleinen Diricawl zu wenden. Harry stellte sich wieder normal hin und streichelte das Küken auf seiner Hand.
»Harry? Wir sind schon mal im Honigtopf.«, warf Granger ein und zog Weasley an der Hand mit sich. Jetzt standen Draco und Harry allein vor dem Laden.
»Na Süßer« Draco riss augenblicklich den Kopf hoch - bis er bemerkte, dass Harry das zu Gilderoy gesagt hatte.
Schade.
»Jetzt erzähl schon! Wo war er?«
»Pansy hat ih-«
»Pansy? Pansy Parkinson?!« Harry schaute ihn entsetzt an.
So viel zum nicht aussprechen lassen...
»Ja, Pansy, sie hat ihn genommen. Aus meiner Zimmer. Sie hat das Halsband verbrannt und Gilderoy über die Apparier-Grenze von Hogwarts gebracht. Hier her, durch einen Geheimgang, der irgendwie hinter der Statue der buckligen Hexe ist oder so. Dann hat sie ihn im
Wald ausgesetzt.«
»Wieso verdammt hat sie das getan?!«
»Das fragst du sie besser selber.« Draco versuchte ruhig zu bleiben, um Harry nicht noch wütender zu machen. Er hatte Angst, dass Harry sonst die Fäuste ballen und Gilderoy dabei zerquetschen würde. Die Vorstellung war unschön.
»Hör zu, Draco. Ich weiß, dass Hagrid bald hier auftauchen wird. Fast jeden Samstag Morgen kommt er hierher in den Eberkopf. Du wirst ihm Gilderoy geben, dann musst du nicht extra zum Schloss zurücklaufen.« Harry setzte Gilderoy wieder auf Dracos Hand zurück.
»Wieso gehst du nicht?«
»Weil er auf dich sauer ist. Wenn du ihm Gilderoy gibst und ihm erklärst, was passiert ist, dann wird er verstehen, dass du keine Schuld hattest.«
»Er wird denken, dass ich lüge.«
»Das glaube ich nicht. Und selbst wenn, man kann Pansy leicht nachweisen, dass sie es war.«, sagte Harry bestimmt.
»Wie? Sie hat doch nicht gezaubert, um Gilderoy hierher zu bringen.«
»Doch: erst Incendio fürs Halsband und dann noch Dissendium«
»Dissendium?« Der Zauberspruch kam Draco nicht bekannt vor.
»Mit Dissendium öffnet man den Geheimgang, also hat sie Dissendium genutzt.«
»Du kennst dich ja aus.« Draco zog eine Augenbraue hoch.
»Tja, ich habe ihn vielleicht auch ein- zweimal genutzt...«
»Der große Harry Potter hat also heimlich Geheimgänge genutzt?«
»Der große Harry Potter hat noch ganz andere Sachen heimlich gemacht.«
Draco grinste.
»Nein, ehrlich«, versicherte Harry grinsend, »Wäre ich nicht Harry Potter und hätte Voldemort getötet, hätte ich bestimmt schon zehnmal in Askaban gesteckt und wäre dreißigmal aus Hogwarts rausgeflogen. Zumindest wenn man mich bei allem erwischt hätte, was ich gemacht habe. Zum Beispiel im ersten Jahr. Ich wurde als Held gefeiert, weil ich Quirrel getötet und Voldemort verjagt habe. Aber wie kam ich überhaupt zu ihnen? Ich bin nachts verbotenerweise mit meinem Tarnumhang aus dem Gryffindorturm geschlichen. Wir mussten ja sogar Neville aus dem Weg räumen. Apropos Neville, er wird sich freuen, dass Gilderoy wieder da ist. Naja, genug geplaudert. Ich lauf dann mal Ron und Hermine hinterher. Hagrid müsste gleich kommen. Und sollte ich Pansy über den Weg laufen, dann stecke ich danach wohl wirklich in Askaban. Spaß. Aber ein Engorgio werde ich wohl kaum zurückhalten können. Bis später.«
Draco versuchte, sich Pansy als eine Mischung aus einem Riesen und einem Wasserball vorzustellen. Er gönnte es ihr fast, auch wenn er nicht wirklich glaubte, dass Harry ihr wirklich einen Zauber aufhetzen würde. Dafür war er nicht der Typ.
Draco lehnte sich so an den Zaun, dass er den Eberkopf gut im Blick hatte.
Es dauerte nicht lange, bis Hagrid auftauchte. Draco lief auf ihn zu - wenn auch nicht zu schnell, um Gilderoy nicht wehzutun.
»Hagrid«, rief er auf halber Strecke, um den Halbriesen auf sich aufmerksam zu machen. Hagrid drehte sich zu ihm um und sah ziemlich überrascht aus.
»Malfoy«, sagte er knapp. Draco kam vor ihm zum Stehen. Ohne zu zögern hielt er seine ausgestreckte Handfläche nach oben, auf der Gilderoy gerade leicht in Dracos Haut herumpickte.
»Bei Merlins Bart, das ist doch nicht etwa..?!«, donnerte Hagrid, streckte seine Hand aus und nahm Draco den Diricawl ab. Draco konnte ein Schmunzeln in dem krausen Bart seines Lehrers entdecken.
»Wo war der Kleine... wie hieß er nochmal?«
»Gilderoy«
»Richtig; Gilderoy. Na, kleiner Gilderoy, geht es dir gut?« Hagrid musterte den kleinen Vogel genau, schien aber keine Verletzungen zu entdecken.
»Wo war er?«
Draco seufzte und erzählte die Geschichte von Pansy und Gilderoy.

Why? || DrarryWhere stories live. Discover now