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Der Rest des Samstags verging wie im Flug. Sie aßen den gebackenen Kuchen - Teddy aß Bananenbrei und matschte dabei Harry an, was Draco sehr lustig gefunden hatte.
Dann hatten Harry und Draco mit dem Kleinen gemalt - oder hatten es zumindest versucht - denn Draco hatte feststellen müssen, dass er nicht viel besser malen konnte als Teddy (was schon etwas heißen wollte), was wiederum Harry sehr lustig gefunden hatte. Als Draco vor Frustration einen Stift zerbrochen hatte, hörten sie dann auf mit dem Zeichnen.
Zusammen mit Dromeda hatten sie das Abendessen gekocht und dann gemeinsam gegessen. Dann hatte Dromeda ihnen angeboten, dass sie Teddy ins Bett bringen konnten, was sie natürlich gerne taten. Nur löste das in Teddy eine immense Aufregung aus und er kam überhaupt nicht zur Ruhe, obwohl er doch eigentlich schlafen sollte. Auch als sie sein Zimmer verlassen hatten, hatte er noch ewig lange gebrabbelt und gesungen - beides natürlich in seinen Kleinkindlauten.
Die erste Hälfte des Abends hatten sie dann noch mit Dromeda verbracht, aber ab um zehn waren sie beide dann in ihr Zimmer gegangen. Eigentlich hatten sie sich dort dann eng aneinander gekuschelt bis spät in die Nacht über alles Mögliche unterhalten; ihre UTZ's, den aktuellen Unterrichtsstoff, Hermines baldiger Geburtstag, ihre Lehrer (Harry hatte erfahren, dass Draco Professor Sprout überhaupt nicht leiden konnte, was er nicht nachvollziehen konnte), wie sie die Zeit nach der Schlacht verbracht hatten, Gilderoy, Dracos Eltern, Teddy und viele andere Themen. Aber irgendwann waren sie im Arm des Anderen eingeschlafen.
Und auch der Sonntagmorgen hatte sich nicht hingezogen. Draco schlief nicht solange wie am vorherigen Tag und so aßen sie alle gemeinsam Frühstück. Dromeda berichtete ihnen, dass der Portschlüssel auf die Mittagszeit gerichtet war und sie die Zeit nicht aus den Augen verlieren dürften. Sie gingen dann hoch und packten ihre Rucksäcke wieder. Teddy lag nebenbei auf dem Bauch auf ihrem Bett und versuchte, sich unter großer Anstrengung robbend auf dem weichen Untergrund fortzubewegen. Das war ziemlich niedlich und deswegen endete das Sachen packen auch damit, dass Draco und Harry auch auf dem Bett lagen und den Kleinen abknuddelten. Teddy hatte herausgefunden, dass Draco lachte, wenn er ihn mit seinen kleinen Fingern am Hals berührte, was der Kleine begeistert ausnutzte. Und Harry fand es irre komisch, dass Draco Malfoy kitzlig war wie ein kleines Kind. Er lachte Draco ungehemmt aus, während der sich unter Teddys Kitzelattacken krümmte. Dann begann Draco, das Kitzeln zu erwidern und Teddy hörte sich an, als würde er vor Lachen ersticken. Und Harry saß einfach daneben und sah amüsiert zu. Als Draco ihn dann mit in den Kitzelkrieg ziehen wollte, musste er deprimiert feststellen, dass Harry nicht kitzlig war. Die Welt war eben nicht immer fair.
Und jetzt saßen sie alle in der Küche, auf dem Tisch der Portschlüssel, und nutzten die letzten Minuten. Teddy saß in seinem Hochstuhl und nuckelte an einem Butterkeks. Sein äußeres Erscheinungsbild war wieder genauso, wie, als sie angekommen waren - leuchtend blaue Haare, große, haselnussbraune Augen und Sommersprossen auf der Stupsnase.
Dromeda wirkte gleichzeitig glücklich, aber auch ein wenig traurig. Und Draco glaubte, dass es auch ihm und Harry so ging. Es war ein wunderschönes Wochenende gewesen. Sie hatten wunderbare Bekanntschaften gemacht und für Draco war die Bekanntschaft mit seiner Tante und seinem Neffen wirklich etwas Besonderes. Es war ein Schritt in die richtige Richtung. Ein Schritt, dem hoffentlich viele weitere folgen würden. Nach achtzehn Jahren war es höchste Zeit für einen Neuanfang. Denn vorher hatte sein Leben aus Neid und Hass bestanden. Und dann hatte Harry die Einsicht mit sich gebracht. Draco hatte die Augen öffnen können, um zu sehen, dass er Fehler gemacht hatte. Und wenn man seine Fehler begriff, konnte man sie auch bereuen. Und wenn man sie bereute, konnte man darauf achten, sie nicht zu wiederholen. Und Draco hatte sich fest vorgenommen, keinen seiner unzähligen Fehler zu wiederholen. Dafür hatte sich mit Harry in seinem Leben zu viel verbessert.
Aus einem Bauchgefühl heraus küsste er den Schwarzhaarigen auf die Wange. Harry lächelte ihn an und legte ihm unter dem Tisch eine Hand auf den Oberschenkel, mit der er in einer kreisenden Bewegung über das Bein strich. Seine Haut begann, unter dieser Stelle angenehm zu Kribbeln und Draco legte eine Hand auf Harrys auf seinem Bein. Dieses Gefühl wollte er ganz bestimmt nicht mehr aufs Spiel setzen.
»Ihr holt jetzt besser eure Sachen. «, sagte Dromeda jetzt und Draco hörte wieder auf. Sie hatte auch vorher schon geredet, aber Draco hatte nicht wirklich zugehört.
Als Harry also nickend aufstand, erhob auch er sich und folgte ihm in den Flur. Ihre kleinen - und federleichten - Rucksäcke lehnten an der Garderobe. Kurz musste Draco die Jacken an der Garderobe durchwühlen, bis er seinen und Harrys Umhang fand. Er reichte seinem Freund seinen und sie schulterten ihre Rucksäcke.
»Jetzt geht es also wieder zurück.«, murmelte Draco ein wenig niedergeschlagen und hinderte Harry daran, in die Küche zurückzukehren, indem er ihn leicht gegen die Wand neben der Garderobe drückte.
»Wir werden wiederkommen«, versprach Harry ebenso leise. Nach einem kurzen Schweigen nickte Draco zögerlich und lehnte seinen Kopf trübselig an Harrys Schulter. Der strich ihm sanft mit einer Hand über die Haare.
»Hey. Draco. Ich weiß doch, was du denkst. Ich weiß, wovor du Angst hast. Ich weiß, dass du dich hier nicht nur wohl fühlst, weil deine Tante und dein Neffe so liebenswert sind. Oder weil wir hier so viel Zeit zu zweit verbringen können. Das zwar auch, aber nicht nur. Ich weiß, dass du dich hier isoliert von deinem Vater fühlst, Draco. Hier, beim Gegenstück deiner Familie zu deinem Vater. Das weiß ich doch, Draco. Aber du weißt auch genauso gut wie ich, dass du dich nicht einfach vor ihm verstecken kannst. Am allerwenigsten hier. Wir werden nach Hogwarts zurückkehren, Draco. Wir werden unsere UTZ's machen und dann sind wir nicht mehr gebunden. An keinen Ort und erst recht an keine Personen, an die wir nicht gebunden sein wollen. Aber dein Vater wird auch nicht einfach stillschweigen und hinnehmen, was er nicht ertragen kann, anzusehen. Und das weißt du, Draco. Aber wenn wir Hogwarts abgeschlossen haben, wird alles erstmal anders aussehen. Du musst nicht zu deinen Eltern zurückkehren, wenn du es nicht möchtest. Du musst nicht zurück zu Lucius. Aber ich möchte dich auch nicht daran hindern, das zu tun, wenn du es möchtest oder für richtig hältst. Aber das musst du nicht. Und du weißt, dass ich da bin. Ich werde da sein. Und ich habe fürs Erste den Grimmauldplatz. Und dort ist mehr als genug Platz für uns beide. Aber Draco, du kannst dich nicht verstecken!« Draco sah Harry mit großen Augen an. Dann nickte er wieder.
»Danke«, hauchte er und versuchte, Harry mit seinem Blick zu zeigen, wie ernst er das meinte. Und was Draco vielleicht mehr als alles andere an Harry liebte, war, dass Harry ihn verstand. Natürlich verstand er nicht alles, das konnte und sollte er auch gar nicht. Aber er versuchte es und diese winzigen Funken ihrer Schicksale, die einander gleichten, konnte Harry deuten. Er konnte Draco nicht nur verstehen, er konnte seine Probleme nachvollziehen. Und das zeigte er ihm immer wieder aufs Neue.
Draco schlang seine Arme ganz fest um Harrys Taille und schloss seine Augen, während er seinen Kopf in dessen Halsbeuge kuschelte. Und an Harrys Atem hörte Draco, dass er lächelte.

»Hey, ihr beiden. Kommt ihr?« Dromeda trat aus der Küche und lächelte, als sie die Jungen fest umschlungen erblickte. Harry küsste Draco auf die Stirn und drückte ihn sanft von sich. Sie folgten Dromeda wieder in die Küche und sahen an der Uhr, die an der hellblau gestrichenen Küchenwand hing, dass sie nur noch etwa drei Minuten hatten. Harry legte seinen Rucksack und seinen Umhang in die Sitzecke und Draco tat es ihm gleich. Dann drehte er sich zu Dromeda um und sah, wie Draco zu Teddy ging.
Harry wurde von der Hexe liebevoll in die Arme geschlossen und er musste lächeln.
»Danke, dass wir hier sein durften!«, sagte Harry ehrlich.
»Da braucht ihr euch doch nicht zu bedanken! Viel eher muss ich Danke sagen, dass ihr gekommen seid.«, antwortete sie lächelnd. Ihre hellbraunen Haare rochen nach Kaffee und Zimt. Harry hörte von der Seite her, wie Draco sich von Teddy verabschiedete. Dann ließ Dromeda ihn los und umarmte nun Draco, der zu ihnen gekommen war. Harry ging zu Teddy und ging neben seinem Hochstuhl in die Hocke, damit sie auf einer Augenhöhe waren.
»Mach's gut, kleiner Teddy!« Harry strich dem Jungen mit dem Daumen leicht über die Wange. Die großen, haselnussbraunen Augen sahen ihn beinahe traurig an. Harry war sich zwar nicht sicher, ob Teddy wirklich verstand, dass dies ein Abschied war, aber er schien auf jeden Fall zu verstehen, dass eine etwas niedergeschlagene Stimmung herrschte.
»Afo«, sagte Teddy und seine Betonung lautete auf eine Frage hin.
»Wir werden bald wiederkommen.«, versprach Harry. »Du musst ein braver, kleiner Zauberer sein, dann sind wir bald wieder da. Aber denk auch an deine Großmutter, überanstreng sie nicht.« Dann lehnte Harry sich vor, so, dass seine Lippen fast Teddys Ohren berührten.
»Hör bloß nicht auf mich.«, flüsterte er leise. »Du bist Remus' Sohn, brav sein wird irgendwann langweilig, glaub mir. Sei ein kleiner Rumtreiber, du hast es im Blut. Wie ich.« Er lehnte sich wieder ein wenig nach hinten und hielt Teddy eine Hand hin und dieser hielt seine kleinere sofort dagegen. Dann ließ Harry seine Hand wieder sinken und küsste Teddy auf die Stirn.
»Bis bald, mein Süßer!« Dann stand er auf. Auch Draco beendete gerade sein Gespräch mit Dromeda und Harry sah an ihren Blicken, dass es sehr familiär gewesen war. Draco lächelte ihn an und nahm Harrys Hand. Ihre freien Hände legten sie beide auf die Blechdose, den Portschlüssel.
»Auf Wiedersehen!«, lächelte Dromeda und stellte sich hinter die Lehne von Teddys Stuhl. Nur einen Augenblick später spürte Harry das bekannte Ziehen in der Bauchnabelgegend. Das letzte, was er noch klar sah, war Teddy, der sie mit riesigen Augen ansah und die kindliche Hand zum Winken erhoben hatte.
Dann wurden sie durch das wirre magische Durcheinander des Raums geschleudert und diesmal schafften sie es, ihre Hände nicht voneinander zu trennen.
Und wenn es nach Harry ging, würden sie das auch nie wieder tun.

Ende

Why? || DrarryWhere stories live. Discover now