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Der helle Sonnenschein konnte nicht mal von den Vorhängen geschluckt werden. Draco öffnete die Augen und fühlte sich sehr gut. Als er aber bemerkte, dass Harry nicht mehr neben ihm lag, wunderte es ihn doch etwas.
Er schwang die Beine über den Bettrand und stand auf. Dann zog er die Vorhänge auf und ein wunderschöner Herbsttag lächelte ihm entgegen. Er zog sich schnell an und wusch sich. Die Haare strich er sich einfach flüchtig aus dem Gesicht.
Schon als er die Treppe betrat, hörte er die fröhlichen Stimmen und das Kinderlachen aus dem Wohnzimmer.
Unten im Flur sah er, dass die Tür weit offen stand. Niemand bemerkte, wie er sich in den Türrahmen lehnte und das Geschehen lächelnd beobachtete.
Dromeda saß aus dem Sofa und sah Harry und Teddy zu, während sie locker mit Harry erzählte. Dieser saß im Schneidersitz auf dem Teppich gegenüber von Teddy, der in einem Kreis von Kissen saß, da er immer mal wieder zur Seite umkippte. Anscheinend konnte er noch nicht sicher sitzen.
Harry alberte durchgängig mit Teddy herum und apparierte sich ständig um einen Meter. Immer wenn er das tat und plötzlich beispielsweise einen Meter weiter links saß, als er es eben noch getan hatte, fielen Teddy fast die Augen aus dem Kopf und dann lachte er. Und meistens kugelte er auch vor Verwunderung über Harrys Positionswechsel unkontrolliert zur Seite und wurde von den Kissen aufgefangen. Dann half Harry ihm wieder, sich gerade hinzusetzen und es ging erneut von vorne los.
»Guten Morgen«, sagte Draco und stieß sich lässig von dem Türrahmen ab.
»Guten Morgen, Draco, hast du gut geschlafen?«, fragte Andromeda ihn fröhlich. Draco nickte. Harry lächelte ihn einfach an und Draco ging zu ihm, drückte ihm einen Kuss auf die Haare und setzte sich dann neben ihm auf den Boden.
»Hey Teddy«, lächelte er und strich ihm durch die Haare - die einen lebhaften orange-Stich hatten.
»A-go«, machte Teddy und lächelte ihn mit offenem Mund an.
»Ja, a-go«, erwiderte Draco und sah erfreut, wie sehr Teddy sich über die Imitation freute.
»Wie lange bist du schon auf?«, fragte er Harry.
»Ich weiß nicht, wie spät ist es jetzt? Also ich war gegen halb acht wach, da ist Teddy aufgewacht und hat in seinem Zimmer Selbstgespräche geführt. Ich bin aufgestanden und in sein Zimmer gegangen. Dann haben wir ein bisschen gespielt und als Dromeda auch aufgestanden war, haben wir gegessen, weil du noch geschlafen hast. Wenn du möchtest, komme ich mit dir in die Küche, wenn du jetzt essen willst.«, bot Harry ihm an und Draco nickte. Er strich Teddy noch einmal über die Wange und stand dann auf. Auch Harry erhob sich etwas ungelenk vom Boden, wie als hätte er zu lange gesessen. Sie gingen in den Flur und als Draco noch einmal zu Teddy zurückschaute, winkte der Kleine wild herumfuchtelnd mit einer Hand. Draco winkte lächelnd zurück und dann verschwanden sie in der Küche.
Der Tisch war noch gedeckt, aber nur noch ein Teller stand darauf. Sie setzten sich wieder in die Sitzecke und Draco begann, sich ein Toast zu machen. Harry spielte mit einem Teelöffel herum.
»Hast du heute Morgen wirklich nicht gemerkt, als ich aufgestanden bin?«, fragte er und klang dabei ziemlich belustigt. Draco schüttelte den Kopf.
»Du musst einen ziemlich festen Schlaf haben. Als ich aufgewacht bin, hattest du deinen Arm so fest um mich geschlungen, dass es wirklich schwer war, da raus zu kommen. Irgendwie habe ich es geschafft, aber jeder normale Mensch wäre dabei zehnmal aufgewacht, wenn er an deiner Stelle gewesen wäre.«
»Wärst du lieber mit jedem normalen Menschen zusammen?«, grinste Draco. Harry schüttelte den Kopf und küsste ihn auf die Schläfe.
»Du bist genau richtig, Draco. Genau richtig.«

»Solange ihr wieder zurück findet, ist alles gut.« lächelte Dromeda und beugte sich noch einmal zu dem Kinderwagen herunter, um Teddy einen Kuss auf die Stirn zu drücken.
»Bis später!«, sagte sie und ging dann wieder ins Haus. Sie wollte backen und hatte vorgeschlagen, dass Harry und Draco derweil ein bisschen mit Teddy spazieren gehen konnten.
Teddy schaute lebhaft und fröhlich aus dem Kinderwagen, mal auf die umliegende Landschaft, mal auf Harry und Draco.
Harry schob den Kinderwagen und Draco öffnete ihm das kleine Gartentor und schloss es hinter ihm wieder. Dann legte er Harry einen Arm um die Taille, während sie den schmalen Weg entlanggingen. Die Räder des Kinderwagens knirschten auf dem trockenen Kies. Die Luft war kalt und feucht. Draco spürte einen leichten Wind an seiner Wange. Er zog Teddy die Mütze weiter über die Ohren, aber dem schien das nicht so gut zu gefallen (was Draco sehr gut verstehen konnte, er hatte es auch immer gehasst, wenn seine Mutter das bei ihm gemacht hatte). Mit rebellischem Blick - was bei dem süßen Babygesicht wirklich niedlich war - zog Teddy sich die Mütze wieder nach oben. Das sah ziemlich lustig aus, weil die Bewegung durch seine kurzen Arme sehr tollpatschig wirkte. Harry grinste und stieß Draco leicht in die Seite.
»Nicht mal ein sechs Monate altes Baby lässt sich von dir sagen, was es machen soll.«, lachte er.
»Versuch du mal, ihm die Mütze über die Ohren zu ziehen! Das liegt bestimmt nicht an mir!« Draco sah Harry herausfordernd an, aber der schüttelte den Kopf.
»Harry Potter ist ein Feigling. Hat Angst, mir Recht zu geben.«, grinste Draco triumphierend. Wieder schüttelte Harry den Kopf.
»Ich bin nicht feige, ich bin nur klug. Wenn ich dir nicht beweise, dass ich es nicht schaffe, kannst du auch nicht behaupten, dass ich es nicht geschafft hätte.«
»Natürlich kann ich das. Ich weiß ja, dass es so wäre. Nicht wahr, Teddy? Du würdest Harry auch nicht einfach deine Mütze über die Ohren ziehen lassen, oder?« Teddy sah Draco interessiert an, als würde er gerne verstehen, was er sagte, das aber nicht können. War vielleicht sogar so.
»Siehst du, er sagt nicht Ja.«, sagte Harry siegessicher.
»Weil er ein halbes Jahr alt ist und noch nicht reden kann!«, rief Draco lachend. »Du bist ein wirklich schlechter Verlierer, Harry.« Teddy schaute ihnen begeistert zu, als würde er sich einen guten Film angucken.
»Ich bin kein schlechter Verlierer, du bist einer.«, grinste Harry. »Wieso diskutieren wir eigentlich darüber?«
»Weil du mir unterstellt hast, dass niemand auf mich hören würde. Das liegt jetzt aber nur daran, dass alle Kinder es hassen, wenn man ihnen die Mütze über die Ohren zieht. Und du bist zu feige, um zu zeigen, was bei dir passieren würde.«, lachte Draco ungläubig über Harrys Gerissenheit.
»Bin ich nicht«, sagte Harry und streckte blitzschnell seine Arme nach Teddys Mütze aus und zog sie ihm über die Ohren. Er hatte es sich zu Nutzen gemacht, dass Teddy so gebannt von ihrem Wortwechsel war und es deswegen nicht richtig merkte. Und Harry sprach auch sofort weiter, um Teddy nicht auf die Mütze aufmerksam zu machen, sondern ihn weiter abzulenken.
»Siehst du? Es stört ihn nicht. Wer ist jetzt der schlechte Verlierer? Ich nicht, denn ich habe nicht verloren. Er trägt die Mütze. Über die Ohren.«, meinte Harry schadenfroh und wagte es jetzt, eine Pause einzulegen. Gespannt sah er Teddy an, aber der schien auch jetzt noch zu fasziniert zu sein, um die Mütze zu bemerken. Die großen blau-grünen Augen sahen Harry eifrig an. Draco stöhnte.
»Ich hasse dich, Harry. Vielleicht bist du doch klüger als ich.«, gab Draco sich geschlagen. Harry war zu dreist und clever für Draco und Teddy gewesen.
»Manchmal kann ich dich nicht leiden, Harry.«
»Ich kann dich immer sehr gut leiden!«, lächelte Harry kess. Draco verdrehte die Augen und seufzte. Er kam ja doch nicht um Harry herum.
Er stoppte den Kinderwagen, indem er einen Fuß vor eines der Räder stellte und Harry nicht weiterschieben konnte. Er drehte Harry mit dem Arm, der um seine Taille lag, zu sich und schaute ihn in die leuchtend grünen Augen.
»Ich habe gelogen.«, sagte Draco. »Ich kann dich auch gut leiden. Sogar sehr gut.« Harry grinste und legte eine Hand in Dracos Nacken.
»Das trifft sich gut.« Dann zog er Dracos Kopf zu sich und vereinte ihre Lippen. Die geliebte, warme Leidenschaft erfüllte Draco und er legte Harry auch die zweite Hand an die Schulter, um ihn noch näher an sich zu ziehen. Die rhythmischen Bewegung ihrer Lippen nahm ganz und gar von Draco Besitz. Er dachte nichts mehr, war einfach erfüllt von Leidenschaft und Verlangen. Und sogar das Schwarz vor seinen geschlossenen Augen wirkte durch die Wärme angenehm rötlich.
Die Intensität der Ekstase pulsierte unwiderstehlich in Draco. Er konnte sich ihr nicht entbinden und gab sich ihr vollkommen hin. Und es war ein unglaubliches Gefühl.
Als die Luft dann knapp wurde, trennten sich ihre Lippen sanft voneinander. Ihre Stirnen lehnten noch aneinander und sie atmeten beide etwas schwerer. Doch Draco sah, wie sich ein Lächeln auf Harrys Lippen bildete. Es war ein Lächeln, das von einnehmender Glücklichkeit sprach und Draco strich ihm sanft über die Wange. Harry sah in seine grauen Augen auf und stieß sich dann leicht von Dracos Brust ab. Als er wieder sprach, hörte seine Stimme sich glücklich an.
»Wir verstören Teddy.«

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Das hier ist das vorletzte Kapitel. Eigentlich wollte ich das nicht ankündigen, aber ich habe mich doch dafür entschieden, es zu tun.
Es wird aber nach dem letzten Kapitel noch ein Epilog erscheinen. Das sollte gesagt sein, damit ihr die Geschichte nicht abschreibt (abschreiben im Sinne von aufgeben, nicht vom wortwörtlichen Abschreiben ;)) bevor sie richtig zu Ende ist. Das wollte ich nur sagen. Und ich werde nichts Nachwort-Ähnliches mehr schreiben, nicht im letzten Kapitel und auch nicht nach dem Epilog, weil ich das nicht gerade ästhetisch finde und das meiner Geschichte nicht antun möchte.
Und ich werde eine neue Geschichte (wahrscheinlich One Shots, vielleicht auch irgendwann noch eine zusammen hängende Geschichte (und ja; Drarry)) schreiben, also falls ihr die lesen wollt, macht das gerne.

Und ich möchte mich an dieser Stelle noch mal bei allen bedanken, die die Geschichte gelesen haben! Alle eure lieben Kommentare und Bewertungen sind wirklich wunderbar für mich! Schließlich habe ich die Geschichte nicht nur geschrieben, um Spaß daran zu haben, sie zu schreiben und meine Gedanken und Weiterspinnungen einer wundervollen Geschichte (Danke an JKR!) niederzuschreiben, sondern natürlich auch, weil ich Menschen mit dem erfreuen möchte, was ich schreibe. Und wenn das der Fall ist, dann macht mich das sehr glücklich.
Danke!

Why? || DrarryDonde viven las historias. Descúbrelo ahora