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Harry stand in der großen Halle neben Hermine und Ron. Sie warteten auf Draco, denn wenn er kommen würde, würde Harry sich von seinen zwei besten Freunden verabschieden. Und er und Draco würden sich dann aus dem Verwandlungsbüro von McGonagall vor Andromedas Haus porten. Nur war Draco noch nicht da.
»Harry, sag Ted, dass ich cooler bin, als Malfoy. Ich wäre ein besserer Onkel.«, grinste Ron und Harry schüttelte belustigt den Kopf.
»Ich werde mir überlegen, ob ich ihm das sage.«, grinste er zurück.
»Aber grüß Dromeda von uns«, sagte Hermine. »Teddy kannst du natürlich auch grüßen, aber ich bin mir nicht sicher, ob das so entscheidend ist. Er ist ja nur ein halbes Jahr alt.«
»Ihr seid auch ein bisschen verrückt, ihr Zwei«, meinte Harry. »Ich bin für ein Wochenende weg und ihr bereitet mir einen Abschied, als würde ich nie wieder kommen.«
»Bei dir weiß man nie, Harry. Und wenn Malfoy auch noch dabei ist, dann kommst du vielleicht als neuer Voldemort zurück oder so.«, spekulierte Ron. Harry verdrehte die Augen.
»Manchmal glaube ich, dass Pettigrew dich irgendwie einer Gehirnwäsche unterzogen hat.«, lachte Harry.
»Ich würde mich ja rechtfertigen, aber ich glaube, da kommt dein Reisebegleiter.« Harry drehte sich um und sah Draco die Halle betreten. Er lächelte ihm freudig entgegen.
»Ich habe Neville eingewiesen. Er weiß jetzt alles, damit Gilderoy noch lebt, wenn wir zurückkommen. Ich glaube, Gilderoy fühlt sich auch in eurem Schlafsaal sehr wohl.«, rief er und war jetzt bei der kleinen Gruppe angekommen. Er küsste Harry leicht auf die Haare und lächelte in die Runde. Ron beugte sich zu Hermine und hielt sich eine Hand vor den Mund, damit nur sie hören konnte, was er sagte.
»Malfoy sieht aus, als würde er vor Freude gleich platzen.«, sagte der Rothaarige so laut und offensichtlich, dass sogar Draco noch breiter lächelte.
»Geht's los?«, fragte dieser und sah Harry auffordernd an. Der nickte.
Hermine umarmte ihn.
»Viel Spaß!«, sagte sie und lächelte ihn warm an.
Ron boxte Harry und Draco leicht in die Seite.
»Lass dich nicht von einem Drachen fressen. Oder von Draco. Oder von Teddy!« Seine Augen wurden groß und ungläubig, als stellte er sich vor, wie das Baby Harry auffressen würde. Harry verdrehte die Augen.
»Keine Sorge, ich werde aufpassen.« Dann fasste er nach Dracos Hand und sie drehten sich um in Richtung der Treppen. Als sie schon auf der Treppe waren, hörte er Hermine noch ›Bis Sonntag‹ rufen und im Gehen wandte er seinen Kopf nochmal zu ihnen um.
Ron hatte einen Arm um Hermine gelegt und deren Kopf lag auf Rons Schulter. Sie deutete einen Winken an und Harry lächelte ihnen nochmal zu, bevor er seinen Kopf wieder umwandte.
Das Büro von Professor McGonagall, in dem sie, bevor sie Schulleiterin geworden war, fast immer gewesen war, lag in der ersten Etage. Die Tür war geschlossen, als sie davor standen. Sie hielten beide an und Harry wollte schon die Hand nach der Türklinke ausstrecken, als Draco ihn daran hinderte. Er nahm Harrys Hand in seine und legte sie auf seine Wange. Ein leichtes Kribbeln durchzog Harrys Hand, als sie Dracos Wange berührte. Die Haut unter seinen Fingern war warm und weich. Er ließ seinen Blick in die grauen Augen wandern. Diese erwiderten seinen Blick liebevoll und Harry spürte, wie ihm eine Hand auf den Rücken gelegt wurde und ihn sanft näher an den Körper des Blonden heranzog. Harry legte seine Hände um Dracos Taille und seinen Kopf an dessen Hals.
»Du bist aufgeregt.«, stellte Harry murmelnd fest. Seine Lippen streiften dabei leicht Dracos Hals, was den Slytherin seufzen ließ. Harry lächelte und hauchte ihm einen zarten Kuss auf den Hals.
»Das musst du nicht sein. Sei einfach du selbst.« Harry lehnte sich leicht nach hinten, um Draco ins Gesicht sehen zu können. Er sah den Größeren auffordernd an. Dann nickte Draco.
Harry wusste, dass er ihm nicht vollkommen die Aufregung nehmen konnte. Er küsste ihn flüchtig und trat dann vollkommen von ihm zurück. Nur seine Hand hielt er noch.
Harry klopfte an die Tür und öffnete sie direkt, ohne eine Antwort abzuwarten.
Der Raum sah im Gegensatz zu einem großen Teil von Hogwarts noch genauso aus wie vor der Schlacht. Sogar die Dose mit Ingwerkeksen stand wie gewöhnlich auf dem Schreibtisch. Professor McGonagall stand dahinter und hatte die Augenbrauen hochgezogen.
»Ich dachte schon, Sie würden niemals kommen. Wären Sie fünf Minuten später gekommen, wären Sie zu spät.«, begrüßte sie die beiden. »Der Brief Ihrer Mutter ist übrigens angekommen.« Sie sah Draco an, während sie das sagte. Der zeigte keine Reaktion und Harry bemerkte, wie er sich interessiert im Büro umsah. Anscheinend hatte er ihr nicht mal zugehört.
Harry drückte seine Hand fester, um ihn möglichst unauffällig darauf hinzuweisen, dass er etwas sagen sollte. Draco wandte bei dem Druck aufgeschreckt seinen Kopf herum und sah verwundert von Harry zu Professor McGonagall. Die Hexe schaute ihn immer noch wartend an. Sie erwartete eine Reaktion von ihm, die kam aber nicht.
»Narzissas Brief ist angekommen.«, sagte Harry also geschlagen. Jetzt hatte McGonagall sowieso gemerkt, dass er ihr nicht zugehört hatte.
»Ah, wirklich?«, sagte Draco schnell und lächelte unschuldig. Harry musste grinsen.
»Ja, wirklich«, sagte McGonagall nüchtern und schüttelte den Kopf über Dracos Unaufmerksamkeit. »Wie dem auch sei, es ist alles zur Abreise bereit. Ich habe Andromeda über die Zeit der Abreise informiert, sodass Sie pünktlich wieder hier sein werden.«
Beide nickten gleichzeitig.
»Vergessen Sie nicht, dass der Portschlüssel die Abreisezeit magisch festgelegt hat. Wenn Sie ihn zur richtigen Zeit nicht berühren, dann ist er weg.« Wieder nickten beide. Dann zog Professor McGonagall eine silberne Taschenuhr aus ihrem Umhang.
»Noch eine Minute« Sie trat einen Schritt zurück und deutete mit einer ausladenden Handbewegung auf den Schreibtisch. Doch auf ihm lagen nur ein paar Blätter und die Dose.
»Ihre Keksdose?«, fragte Harry überrascht und sie nickte.
Also traten Draco und Harry gemeinsam auf den Tisch zu und legten ihre Hände an das Blech der Dose. Abwartend standen sie da. Die Schulleiterin sah pausenlos auf ihre Uhr. Dann hob sie ihren Kopf.
»Gute Reise«
Im selben Moment fühlte Harry den starken Zug in seiner Bauchnabelgegend. Er sah, wie alles um ihn wirbelte und er spürte unterbewusst, wie Dracos Hand seiner entzogen wurde, bis sie plötzlich unsanft auf einem Hügel landeten. Harry spürte, wie seine Finger sich von der magischen Anziehungskraft der Keksdose lösten. Der Schwung durch den Aufprall ließ ihn noch ein Stück unkontrolliert den Hügel hinunterrollen, bis er schließlich nach einem Grasbüschel greifen konnte. Langsam richtete er sich auf und schaute hoch.
An der Stelle, an der sie wahrscheinlich aufgeprallt waren, saß Draco aufrecht im Gras. Es sah aus, als wäre er etwas eleganter gelandet als Harry. Er grinste ihn von oben an.
»Der Junge, der lebt. Sieht allerdings so aus, als hätten Portschlüssel gute Chancen, ihn umzubringen.«, lachte er schelmisch und Harry stand jetzt ganz auf. Kurz empfand er noch ein leichtes Schwindelgefühl, was sich aber schnell legte. Er lief hoch zu Draco, der sich jetzt auch auf die Beine stellte. In seinem linken Arm hielt er die Keksdose.
»Bei dir sieht das wirklich lebensgefährlich aus.«, lächelte Draco und küsste ihn auf die Wange. Harry ignorierte ihn und lief weiter den Anstieg hoch. Oben auf dem Berg stand ein kleines Haus. Professor McGonagall hatte ihnen das vorher alles beschrieben. Hinter ihnen - am Fuß des Hügels - lag eine weite Wiese, die in einen Wald mündete und das Haus auf dem Hügel war Dromedas. Sie waren etwas abseits eines kleinen Dorfs, denn Dromeda hatte bei ihrem Umzug darauf wertgelegt, in einer ruhigen Gegend zu wohnen. Von hier aus konnte Harry kein anderes Haus sehen.
Draco griff von hinten nach Harrys Hand und atmete gespielt angestrengt. Das Keuchen war so deutlich überspitzt, es hörte sich fast an, als wäre Draco gerade einen Marathon gelaufen und nicht einen kleinen Hügel hoch.
»Zu...steil«, ächzte Draco theatralisch und Harry verdrehte die Augen, so, dass Draco es nicht sehen konnte. Dieser hängte sich jetzt mit all seinem Gewicht an Harrys Hand und ließ sich von Harry mitziehen. Der Schwarzhaarige wäre fast hintenüber gefallen.
»Draco, du bist zu schwer!«, protestierte Harry.
»Hast du mich gerade zu schwer genannt?«, kam es empört von hinten - und Harry musste grinsen, als ihm auffiel, dass Draco vergessen hatte, überanstrengt zu klingen.
»Jetzt doch nicht mehr so angestrengt?«, grinste Harry also und überging seine Frage.
»Doch!«
»Aber zu schwer bist du trotzdem!«, lachte Harry.
»Hey! Ich bin ein Fliegengewicht!«, beschwerte sich Draco und machte sich plötzlich viel leichter, um die Wahrheit seiner Worte zu beweisen.
Geht doch, dachte Harry, sagte aber nichts, damit Draco sich nicht wieder schwerer machen würde, um ihn zu ärgern.
Als sie schließlich auf der Spitze des Hügels auf einem schmalen Kiesweg standen, der der einzige Weg zu dem Haus zu sein schien, lief Draco endlich wieder normal - was wahrscheinlich daran lag, dass es jetzt keinen Anstieg mehr gab. Er lief wieder Hand in Hand neben Harry her.
Der Weg führte geradewegs zu dem kleinen Gartentor des Hauses und sie hielten davor an. Das kleine Häuschen war in einem hellen Gelb angestrichen und sah von außen so aus, als hätte es auch ein oberes Stockwerk. Es wirkte sehr freundlich und einladend.
Ein hölzerner Zaun zog sich um das Haus und es hatte auch einen kleinen Vorgarten, in dem viele verschiedene Pflanzen wuchsen. Harry sah auch einen Lenkpflaumenbusch, dessen rote, radieschenähnliche Früchte ihn sofort an Luna erinnerten, die diese immer als Ohrhänger trug.
Draco öffnete die kleine Pforte und sie traten in den Garten, durch den der selbe Kiesweg weiterführend zum Haus verlief.
Als sie vor der hellrot angestrichenen Holztür standen, atmete Draco noch einmal durch und klopfte dann.

Why? || DrarryWhere stories live. Discover now