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Das Lächeln ließ sich nicht mehr aus Harrys Gesicht verbannen. Er schlenderte zur Bibliothek.
Er wusste nicht mal genau, ob er überhaupt etwas dachte. Er war ganz einfach von Glück erfüllt, das seinen Körper warm kribbeln ließ.
Auch seine Lippen kribbelten noch leicht von den Küssen. Es war einfach das wundervollste und erfüllendste Gefühl gewesen, dass er je gefühlt hatte. Und Draco war einfach...nicht in Worte zu fassen. Es war unfassbar, dass Harry ihn vorher nie hatte sehen können. Er war all die Jahre lang direkt vor seiner Nase gewesen, aber Harry hatte ihn nur mit der schwarzen Brille aus Hass ansehen können, die Draco ihm an ihrem ersten Tag aufgesetzt hatte. Doch jetzt hatte der Slytherin sie ihm wieder abgesetzt. Vielleicht hatte es sieben Jahre gedauert, aber wenn Harry nur an Draco dachte, wusste er, dass es sich gelohnt hatte.
Während er eine weitere Treppe hinunterging, strich er mit den Fingern seiner rechten Hand leicht an der Wand entlang, bis sie heiß wurden. Dann legte er sie sich an die Schläfe, schloss die Augen und konzentrierte sich auf Dracos Gesicht. Erst war es ausdruckslos, als Harry aber lächelte, zwinkerte das irreale Gesicht und zog einen Mundwinkel nach oben.
Harry öffnete die Augen wieder und lief die letzten Schritte bis zur Bibliothekstür.
Es war jetzt deutlich voller hier als vorhin und Harry musste sich durch eine Menge Schüler drängeln, bis er Hermine endlich entdeckte, die an einem der Regale stand und die Titel auf den Buchrücken durchlas.
»Hermine«, grüßte er sie ruhig.
»Harry! Na, wieder da? Hast du Malfoy gefunden?«
»Weißt du, wo Ron ist? Ich möchte euch was erzählen.«, Harry lächelte, wollte aber noch nicht zu offensichtlich zeigen, was ihn beschäftigte. Hermine sah ihn ein wenig überrascht an. Sie legte den Kopf schief.
»Uns etwas erzählen? Ich weiß nicht, wo Ron ist, aber den finden wir bestimmt. Dean hat mir heute morgen erzählt, dass sie zusammen lernen wollten für Geschichte der Zauberei. Dann sind sie bestimmt noch im Gemeinschaftsraum. Soll ich denn jetzt gleich mitkommen?«
»Das wäre nett.« Hermine nickte und sie machten sich auf den Weg zum Gryffindor-Gemeinschaftsraum.
Als sie durch das Porträt geklettert waren, sahen sie sich suchend im Gemeinschaftsraum um. Sie entdeckten Dean, aber Ron war nicht bei ihm. Sie gingen zu ihm.
»Hey Dean, wo ist Ron? Wolltet ihr nicht zusammen lernen?«, erkundigte sich Hermine und Harry ließ sich kurz in einem Sessel neben Dean nieder. Er lächelte einfach vor sich hin und ließ Hermine das klären.
»Haben wir«, antwortete Dean, »Aber er meinte, dass Harry ihm gesagt hat, dass er jeden Tag Quidditch üben soll. Er ist mit seinem Besen gegangen.«
»Ron übt Quidditch?! Es gießt draußen wie aus Eimern! Da kann er doch nicht mal was sehen! Oh Gott, bestimmt erkältet er sich! Was macht er denn immer? Komm Harry, wir müssen Ron vor seiner eigenen Unverantwortlichkeit schützen. Hast du ihm wirklich gesagt, dass er jeden Tag üben soll?«
Harry stand auf und folgte seiner besten Freundin. »Ich habe ihm gesagt, dass es ihm weiterhelfen würde, jeden Tag ein bisschen zu üben. Aber damit habe ich ihn nicht dazu verpflichtet, bei so einem Weltuntergangswetter die Wasserfestigkeit seines Umhangs zu testen.«
Sie liefen runter in die Eingangshalle und standen dann ein wenig unschlüssig herum. Was sollten sie auch tun? Ron von draußen hereinholen würden sie bestimmt nicht! Dann würden sie ja auch klitschnass werden. Obwohl...
»Hermine?«
»Ja?«
»Warten könnten wir hier noch lange. Wie wäre es, wenn wir es mit Impervius versuchen?«
»Das ist keine schlechte Idee. Okay, breite mal die Arme aus, ja genau so. Impervius!«
Harry wiederholte den Zauberspruch bei Hermine und das unsichtbare Resultat fühlte sich ziemlich wasserfest an.
Sie öffneten die große Tür und schlüpften nach draußen. Harry spürte den Regen stark, wenn auch nicht kalt und nass auf seiner Haut, so wie es eigentlich sein sollte. Der Zauber hielt den Regen von ihren Körpern weg, aber trotzdem merkte er den Widerstand des Wetters deutlich, während er lief.
Durch den strömenden Regen und die Wolken, die den Himmel verdeckten, war es so dunkel, als wäre es schon abends - wahrscheinlich war es auch schon früher Abend, Harry hatte nach der Zeit mit Draco kein Zeitgefühl mehr. Bei dem Gedanken daran, musste er sofort wieder lächeln.
»Lumos«, murmelte er und hielt die leuchtende Spitze seines Zauberstabs auf den Weg vor sich.
Sie stapften die matschigen Wege lang und kamen schließlich am Quidditchstadion an. Harry hielt seinen Zauberstab in den Himmel. Weniger als Versuch, besser sehen zu können, es sollte ein Zeichen an Ron sein.
Und es dauerte nur einen kurzen Moment, bis ein nasser Ron vor ihnen landete.
»Ronald Weasley, was machst du hier?«, fragte Hermine und sah ihn ein wenig fassungslos an.
»Üben. Wieso seid ihr hier?«
»Harry möchte mit uns reden und da hat es sich natürlich super getroffen, dass wir keine Ahnung hatten, wo du bist. Zum Glück hat Dean es uns gesagt. Und jetzt komm mit zurück zum Schloss!« Hermine drehte sich um und ihre Haare flogen energisch umher. Es sah seltsam aus, wie um sie herum der Regen vom Himmel stürzte und ihre Haare staubtrocken waren.
Ron sah Harry an und jammerte:»Harry, sag ihr, dass sie aufhören soll! Nie macht man was richtig. Ich habe den ganzen Tag gelernt und dann noch ein bisschen für Quidditch geübt. Hörst du das, Hermine? Ich habe geübt, damit Gryffindor den Qudditchpokal gewinnt! Es ist auch dein Haus!«, rief er gegen Regen und Wind an.
»Vielleicht solltest du erstmal aus dem Fenster schauen, bevor du dich in so ein Wetter stürzt!«, rief Hermine von vorne zurück ohne sich zu den beiden Jungen hinter sich umzudrehen.
»Ich liebe dich auch, Schatz!«, rief Ron überspitzt zurück. Dann fügte er an Harry gewandt hinzu:»Harry, manchmal habe ich das Gefühl, dass sie mich hasst.«
»Glaub mir, das tut sie nicht.«, grinste Harry und klopfte seinem besten Freund auf die Schulter. Zumindest wollte er ihm auf die Schulter klopfen, aber kurz bevor seine Hand Rons nasse Kleidung berührte, stieß der Zauber auf Harrys Körper seine Hand von der Nässe ab.
»Ihr seid Impervius!«, bemerkte Ron und schlug sich mit der Hand gegen die Stirn, »Wieso bin ich nicht so klug? Das war ihre Idee, oder?«
»Es war meine.«, sagte Harry leicht genugtuend.
Ron begann nach einer Weile, über sein Training zu erzählen und wie schwer das Fliegen in dem Regen gewesen war.
Als sie dann endlich wieder die Eingangshalle betraten, war Harry froh, wieder im Warmen zu sein. Hermine sah Ron vorwurfsvoll an, der vollkommen durchnässt vor ihnen stand und schief grinste. Er zog seinen Zauberstab aus einer Tasche seines Umhangs und strich ihn an seiner Kleidung entlang, die augenblicklich trocken war. Nun waren seine Haare das Einzige, das noch tropfte.
»So Harry, wo möchtest du mit uns dein Gespräch führen?«, fragte er Harry und grinste dabei Hermine provokant an.
»Ich weiß nicht, ich würde vorschlagen, wir gehen einfach in unseren Schlafsaal.«
Die anderen beiden nickten und sie liefen hinauf zum Gryffindorturm. Harry fragte sich, wievielmal er hier heute wohl die Treppen hoch und runter gerannt war.
Als sie dann endlich im sonst leeren Schlafsaal alle drei auf Harrys Bett saßen, atmete Harry einmal durch. Hermine sah ihn erwartungsvoll an.
»Okay, ihr wisst, dass ich schwul bin.«
»Was?! Nein! Du bist schwul? Das wusste ich ja noch gar ni-«
»Ron!«
»'tschuldige, Hermine.«
Kurz schwieg Harry. Dann raffte er sich wieder auf. »Also, wie gesagt, ihr wisst, dass ich schwul bin. Und, naja, ich habe mich verliebt. Aber das würde ich euch ja jetzt nicht erzählen, wenn nicht... Naja, es ist so, der Junge, in den ich mich verliebt habe - er ist... wir sind jetzt zusammen.«
Ron zog überrascht die Luft ein. Hermine sah aus, als würde sie gleich weinen vor Freude.
»Harry, das ist wunderbar! Ich freue mich so für dich! Weißt du, ich habe das ja gehofft, dass du schnell jemanden finden würdest, aber so schnell! Das ist wirklich-«
»Hermine, er hat noch gar nicht gesagt, wer er ist. Los Harry, sag mir, wer mein zukünftiger Quasi-Schwager sein wird!«
Harry warf einen unsicheren Blick auf den nassen Fleck auf seiner weißen Bettdecke, der von Rons Haaren ausging.
»Es ist Draco.«
Ron sah ihn ein wenig ausdruckslos an.
»Also Harry, ich freue mich ja wirklich für dich, aber du hast wirklich einen schlechten Geschmack.« Ein neckisches Grinsen legte sich auf sein Gesicht.
»Das Frettchen also«, fuhr er grinsend fort, »dann werden wir wohl zukünftig auch ein bisschen mehr Zeit miteinander verbringen. Aber Harry, bilde dir nicht ein, dass ich auf den Vornamen umsteige, er würde mich auch nie im Leben Ron nennen! Aber weißt du, ich werde dich jetzt für immer damit aufziehen, Harry, auch wenn du mein bester Freund bist.« Harry lächelte und war froh, dass Ron es so locker nahm. Hermine schien nicht wirklich der Meinung zu sein, dass die Person, mit der Harry zusammen war, etwas daran veränderte, dass sie sich für Harry freute. Sie schaute Harry einfach lächelnd an und wirkte wirklich glücklich. Sie hatte immer noch Tränen in den Augen.
»Danke, ihr beiden. Dir, Hermine, für alles, dass du immer so verständnisvoll bist! Und dir, Ron, dafür, dass du Draco nicht umbringst.«
»Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.«, grinste Ron, »Noch lebt dein kleiner Freund, aber ich kann nichts garantieren.«
Harry boxte ihn in die Seite und Ron schmiss sich lachend aufs Bett.

Why? || DrarryWhere stories live. Discover now