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»Harry, jetzt bin ich traurig. Hermine, ich brauche ein Taschentuch. Danke.« Ron nahm Hermine ein imaginäres Taschentuch ab und wischte sich die nicht vorhandenen Tränen ab. »Ich habe dich zuerst gefragt, Harry.« Ron schob die Unterlippe vor und versuchte auszusehen, als wäre er wirklich traurig.
Harry grinste ihn an. »Ron, hör auf damit. Du weißt, dass Professor McGonagall dich nicht mitgelassen hätte. Es geht wirklich nur um den Verwandtschaftsgrad, sonst dürfte Draco nicht mit.« Harry sah Ron an, dass er es nicht mehr lange aushalten würde, nicht zu lachen.
»Ich bin bestimmt auch irgendwie Teddys Onkel neunten Grades oder so. Das ist doch auch verwandt genug.« Kurz zog Ron eine Grimasse, um die traurige Maske aufrechtzuerhalten. Aber dann gewann das Lachen und er musste grinsen.
»Ach Harry, dann muss ich wohl auf mein Hogwarts-freies Wochenende verzichten.«, grinste er
»Du kannst ja mit mir lernen. Ein Lernwochenende wird dir auch gut tun. Nimm deine UTZ's nicht auf die leichte Schulter, Ron.«, brachte Hermine sich in das Gespräch ein.
»Hermine! Ich trauere einem freien Wochenende nach und wie tröstest du mich? ›Hey, machen wir doch ein Lernwochende!‹ Na toll, danke.«
Harry beugte sich grinsend wieder über das Schulbuch auf seinem Schoß. Eigentlich sollte er wirklich lernen, aber er konnte sich einfach nicht konzentrieren. Er freute sich unglaublich auf das Wochenende. Er hatte zwar noch nicht die endgültige Bestätigung, dass Draco mitkommen durfte, aber er war doch ziemlich überzeugt davon. Er hatte sich schon vorher darauf gefreut, Tonks' Familie zu sehen, aber wenn Draco mitkommen würde, würde es noch besser werden.
Harry hatte sich immer an die Leute geklammert, in denen er seine Familie gesehen hatte. Aber er war viel tiefer gefallen, wenn diese Leute starben. Es gab keinen Tag, an dem er nicht noch Sirius nachtrauerte. Aber jetzt hatte er Draco. Draco löste zwar auch ein gewisses familiäres Gefühl in ihm aus, aber es war nicht dieses elterliche, fürsorgliche Gefühl. Es war etwas ganz Neues und Wunderbares. Draco war kein Ersatz für seine Eltern oder andere geliebte Menschen. Er war etwas ganz Eigenes. Er sollte keine alten Wunden stillen, er konnte neue Welten erschaffen. Harry liebte Draco nicht wie er Sirius geliebt hatte, nicht wie er Ron und Hermine liebte, nicht wie er seine Eltern geliebt hatte. Er verspürte ein körperliches Verlangen nach ihm, was ihm, in dieser Form, noch völlig unbekannt war. Aber es war kein schlechtes Gefühl.
Außerdem konnte Harry Draco nicht verstehen. Es gab so viel, das er tat oder getan hatte, das Harry nicht verstand. Und wahrscheinlich wollte er es auch nicht. Draco verstehen zu können war nicht nötig, und es würde bedeuten, ihm seine Besonderheit zu nehmen. Und das wollte Harry ganz sicher nicht.

Draco war ratlos. Er hatte ein Pergament und eine Feder vor sich liegen. Doch das Pergament war leer - und Dracos Kopf war es auch.
Er hatte Harry versprochen, den Brief jetzt zu schreiben, und das wollte er auch, aber es scheiterte schon an den ersten Worten. Bis Draco sich dann dazu entschied, es direkt zu machen.

Mutter, Vater, ich muss euch etwas erzählen.

Draco setzte die Feder wieder ab und überlegte, wie er weiter schreiben sollte.

Ich weiß, dass es euch nicht gefallen wird.

Draco starrte die Zeile an und strich sie sofort wieder durch. Wieso konnte er nicht mit Worten umgehen?

Ich hoffe, dass ihr es noch nicht erfahren habt. Die Nachricht ist mir zu persönlich, um sie euch nicht direkt mitzuteilen.

Draco wusste, wie steif das klang, aber die Beziehung zu seinen Eltern war auch nicht mehr die liebevollste. Insbesondere die zu seinem Vater nicht.
Als Draco die Feder wieder aufsetzte, wusste er wieder nicht, wie es weitergehen sollte. Ein Tintenfleck bildete sich dort, wo der Kiel auf das Pergament gedrückt wurde, und vergrößerte sich langsam. Draco verringerte den Druck auf die Feder, setzte sie kurz ab und schrieb dann weiter.

Why? || DrarryWhere stories live. Discover now