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Harry und Draco saßen wieder im Raum der Wünsche. Sie saßen einfach nebeneinander auf dem Sofa, das sie sich schon gestern gewünscht hatten. Sie hatten beide die Beine angezogen und Draco hatte Harry einen Arm um die Schultern gelegt. Harrys Kopf lag auf Dracos Schulter.
Für Draco war der Unterricht sehr schnell vergangen. Sie hatten gegessen und waren dann hierher gekommen. Sie hatten sich über Vieles unterhalten. Harry hatte ihm erzählt, wie er und Weasley im zweiten Jahr Vielsafttrank getrunken hatten, um Draco auszuspionieren und herauszufinden, ob er der Erbe Slytherins wäre. Draco fand das ein bisschen unheimlich. Nachdem er das erfahren hatte, würde er wahrscheinlich für immer paranoid sein. Kurz fragte er sich, ob der Junge, den er im Arm hielt, überhaupt Harry Potter war. Er schüttelte leicht den Kopf, um den beunruhigenden Gedanken zu verbannen.
»Draco?«
»Hmm?«
»Wann willst du es deinen Eltern erzählen?«
Draco überlegte kurz. Eigentlich hatte er keine Ahnung. Es hatte keinen Sinn, es herauszuzögern, hassen würden sie es sowieso. Aber irgendwie gab es deswegen auch keinen Grund, es ihnen jetzt schon zu sagen. Dann würden sie Draco nur noch früher hassen.
»Weiß nicht«, antwortete er wahrheitsgemäß.
»Wenn meine Eltern noch...noch leben würden, ich glaube Mum wäre es egal, dass du es bist. Ich glaube, sie könnte es verstehen. Es ist genauso wie mit ihr und Snape, nur andersherum. Sie hat sich von ihm differenziert, als er sich den Dunklen Künsten zuwandte. Ich habe mich in dich verliebt, als du dich von ihnen abgewandt hast. Ich glaube, sie hätte dich schnell lieben gelernt, weil ich es auch tue. Aber Dad wäre, glaube ich, erstmal nicht so froh darüber gewesen. Aber ich glaube, dass auch er sich irgendwann für mich hätte freuen können. Aber sie leben nun mal nicht mehr.« Draco hörte die Trauer aus Harrys Stimme. Und er war sich ziemlich sicher, dass Harry sich sie beide Hand in Hand vor seinen Eltern stehend vorstellte - Lily überglücklich und James etwas skeptisch.
»Möchtest du es lieber hinter dir haben?«, fragte Draco vorsichtig.
»Ich weiß nicht, ich glaube schon. Aber wenn das für dich...- wenn du das noch nicht willst, dann nicht. Ich glaube, dass es besser ist, wenn sie es von dir erfahren und nicht von der Presse. Ich wünschte, wir...oder du könntest irgendwie mit ihnen telefonieren oder so, weil das viel persönlicher wäre als ein Brief.«
»Tele-was?!«
»Telefonieren. Das machen die Muggel. Zwei Leute, egal wo sie sind, haben beide ein Telefon und können sich dann miteinander unterhalten, egal wie weit sie voneinander entfernt sind.«
»Egal wo man ist? Harry, wir brauchen auch so ein Telehof. Wenn ich immer und überall mit dir reden könnte, das wäre wunderbar! Telebrofieren - ich hätte nicht gedacht, dass es so gute Muggelsachen gibt.«, lächelte Draco. So ein Teledom wäre wunderbar.
»Telefon. Es heißt te-le-fo-nie-ren.«
»Sag ich ja.«
»Wenn du möchtest, kann auch ich deinen Eltern die Eule schicken.«
»Ich glaube, das würde sie nicht unbedingt besänftigen. Ich schreibe ihnen heute Abend, versprochen. Mach dir keine Sorgen Harry, sie werden es bald wissen.«
Harry nickte. Dann lächelte er. »Gestern war der beste Montag in meinem Leben. Dabei kann ich Montage nicht leiden.«
»Ich mag Samstage.«, stellte Draco fest. »Wir könnten diesen Samstag irgendwas zusammen machen.«
»Nein.«, lehnte Harry ab. Draco zog eine Augenbraue hoch.
»Nein? Wieso?«
»Ich bin nicht hier, diesen Samstag.«, erklärte Harry.
»Wo bist du denn? So groß ist Hogwarts nun auch wieder nicht. Und es ist kein Hogsmeade-Wochenende. Hast du dich mit Granger zum Lernen verabredet? Da könnte ich doch bestimmt mitmachen, oder?« Draco konnte sich nicht vorstellen, dass Harry etwas machte, bei dem er Draco nicht dabeihaben wollte. Er wollte es sich nicht vorstellen.
»Nein, Draco. Ich bin gar nicht in Hogwarts. Ich bin bei der Familie von Tonks. Das ist die Nichte von-«
»-Tante Bellatrix und meiner Mutter, ich weiß. Nymphadora Tonks, sie ist in der Schlacht gestorben, ich weiß. Und du besuchst Andromeda und Ted? Das hat McGonagall dir erlaubt?«
»Du kennst Teddy und Dromeda?« Harry setzte sich überrascht auf und schaute Draco fragend an. Jetzt saßen sie sich im Schneidersitz direkt gegenüber. Draco verdrehte die Augen.
»Harry, Andromeda ist meine Tante. Ted ist quasi mein Neffe. Also eigentlich Neffe zweiten Grades oder so, aber das ist doch das Gleiche. Natürlich kenne ich sie!«, er senkte kurz den Blick, »Nur nicht persönlich. Andromeda ist Verräterin der Familie Black. Meine Eltern hätten mich nie zu ihr gebracht - Tante hin oder her. Und sie wird wohl auch nie scharf darauf gewesen sein, mich kennenzulernen. Ich bin zwar ihr Neffe, aber einer, der nach den Werten erzogen wurde, von denen sie sich getrennt hat. Ja, Nymphadora war meine Cousine, ich weiß einiges über sie, ich habe sie auch einige Male gesehen, aber wir haben nie miteinander geredet. Wäre auch reichlich unpassend gewesen, wenn ich in der Schlacht von Hogwarts zu ihr spaziert wäre und gesagt hätte ›Hey Nymphadora, ich bin's, Draco, dein Cousin. Erkennst du mich?‹
Versteh mich nicht falsch, Harry. Ich würde alles dafür geben, die Vergangenheit rückgängig zu machen und alle Beziehungen zu richten. Aber niemand würde mit mir Frieden schließen wollen. Ich habe zu viel getan...
Und Ted. Ich weiß, dass er nicht Werwolf ist wie sein Vater, aber Metamorphmagus wie seine Mutter. Ich bin sein Onkel.« Zumindest zweiten Grades.
»Ja, und ich bin sein Pate.« Diesmal war es Draco, der überrascht war.
»Du bist sein Pate? Obwohl, eigentlich sollte ich nicht überrascht sein. Nymphadora und Lupin haben dich beide sehr geschätzt - zurecht.« Draco lächelte in die grünen Augen.
Harry erwiderte das Lächeln. »Komm mit.«, murmelte er und lehnte sich leicht nach vorne zu Draco. »Er ist dein Neffe. Und wir hätten ein Wochenende zusammen. Wir würden Teddy kennenlernen. Du könntest dich mit Dromeda versöhnen. Komm, das wäre super.« Harrys Gesicht war nur noch wenige Zentimeter von Dracos entfernt. Aber dieser schüttelte den Kopf.
»McGonagall würde es mir nie erlauben.«
»Du bist sein Onkel. Wenn sie mich lässt, weil ich sein Pate bin, dann wird sie auch dich gehen lassen.« Harry beugte sich noch ein wenig weiter nach vorne.
»Aber du bist Harry Potter. Ich bin ein Malfoy. Wir haben nicht mal eine Garantie, dass Andromeda mich nicht sofort rausschmeißen würde. Verständlich wäre es ja.«
»Dann schreiben wir ihr vorher. Sie würde dir die Chance geben.«, hielt Harry an seiner Meinung fest. Dann müsste Draco lächeln.
»Harry Potter, ich kann dir einfach nichts abschlagen.«
»Ist das ein Ja?«, fragte Harry hoffnungsvoll. Als Antwort legte Draco seine Lippen auf Harrys und eine Hand in seinen Nacken. Rhythmisch bewegten sie ihre Lippen gegeneinander und Draco hörte Harry leise seufzen. Der Schwarzhaarige legte ihm eine Hand aufs Knie. Dann trennten sie ihre Lippen voneinander und nur noch ihre Stirnen lehnten aneinander.
»Also gut«, hauchte Draco die ausstehende Antwort. Leicht berührten sich ihre Nasen.
»Draco, du bist wunderbar.«
»Ich weiß.«, lächelte Draco provokant.
»Und du bist durch und durch ein Slytherin.«, ergänzte Harry.
»Ich weiß.«
»Du wiederholst dich.«
»Ich weiß.«
Harry verdrehte die Augen, gab Draco einen Kuss auf die Nase und lehnte sich wieder ein wenig zurück. Aber nur ein wenig, so, dass Dracos Hand immer noch an seiner Wange lag und Harrys eigene auf Dracos Knie. Draco verlor sich in Harrys Augen. Und dann ließ er sich ganz von seinem Herzen steuern.
»Ich liebe dich, Harry.«
»Ich liebe dich auch, Draco.« Und schon lagen ihre Lippen wieder aufeinander.

»Also?« Professor McGonagall legte ihre Schreibfeder beiseite und sah fragend von Draco zu Harry.
»Es geht um das kommende Wochenende.«, begann Harry. »Ich habe Draco davon erzählt, dass ich Dromeda und Ted besuchen werde. Und, naja, wie Sie ja wahrscheinlich wissen, ist Dromeda Dracos Tante und sie sind somit ziemlich eng verwandt. Und deswegen würden wir Sie darum bitten, uns beide am Freitag gehen zu lassen.« Die Schulleiterin schaute auf ihre Hände, die sie verschränkt auf dem Tisch liegen hatte. Dann räusperte sie sich.
»Potter, Sie sollten wissen, dass ich Sie problemlos gehen lassen konnte, weil das unter anderem auf einer Vertrauenssache beruht. Außerdem wurden Sie von Andromeda eingeladen. Und soweit ich mich erinnere bezog sich diese Einladung auch nur auf Harry Potter.
Aber natürlich leuchtet mir die Sache mit der Verwandtschaft ein. Und außerdem kann ich auch Ihre zusätzlichen Beweggründe erraten. Potter und Malfoy. Ja, Malfoy schauen Sie mich nicht so überrascht an. Auch als Schulleiterin kriege ich mit, was passiert. Sogar die meisten Beziehungen dringen zu mir durch. Und die Ihre ist wohl mehr als aufsehenerregend. Aber ich muss auch gestehen, dass ich Albus' Andeutung erst jetzt verstanden habe.«
»Was hat Dumbledore gesagt?«, fragte Harry erstaunt. War Dumbledore sich bereits so sicher über Dracos und Harrys Beziehung gewesen, dass er darüber gesprochen hatte, bevor Harry überhaupt richtig gewusst hatte, dass Draco für ihn mehr als ein neuer Freund war?
»Das spielt keine Rolle.«, tat McGonagall die Frage ab. »Aber ich denke, dass es vielleicht nicht schaden kann, Andromeda wenigstens zu fragen, ob sie etwas gegen einen Besuch ihres Neffen hätte. Sollte sie sich allerdings aktiv gegen den zusätzlichen Besucher aussprechen, werde ich Sie beide wohl enttäuschen müssen. Dann wird Potter die Reise allein antreten. Ach übrigens, Shacklebolt hat den Portschlüssel genehmigt.« Harry wandte seinen Kopf zu Draco und lächelte. Wenn sie Dromeda wegen Draco fragen würde, war das schon mal das Beste, was sie erreichen konnten. Draco drückte unter dem Tisch kurz glücklich Harrys Hand.
»Professor?«, fragte Draco dann und Harry sah wieder die Hexe an.
»Malfoy?«
»Würden Sie bitte Professor Dumbledore etwas ausrichten?«
»Sicher. Was soll ich ihm denn mitteilen?«
»Bitte sagen Sie ihm von mir Danke.«
»Danke wofür?«
»Das wird er schon wissen.«

Why? || DrarryWhere stories live. Discover now