11. Kapitel - I've become so numb

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Sunnys Sicht:

Mal wieder lag ich nur rum und gab mich meinem Schmerz hin. Tagtäglich wurde er schlimmer und langsam wurde es schwer, auszuhalten. Dabei verstand ich nicht wirklich den Grund für die plötzlichen Schmerzen, außer vielleicht die psychischen Rückschläge in den letzten Tagen. Das nahm mich mehr mit, als ich vor Julien zugeben wollte. Aber ich konnte darüber einfach nicht reden. Stattdessen behielt ich meinen ganzen inneren und äußeren Schmerz für mich, was aus psychologischer Sicht vermutlich nicht klug war. Aber scheiß drauf! Wer vertraute schon Psychologen! Vielleicht war meine Strategie nicht klug – aber effektiv.
Julien sollte nicht erfahren wie schlecht es mir ging. Keiner sollte das. Sie würden sich nur unnötig sorgen machen, ich würde das alleine schaffen. Ich zündete mir eine weitere Zigarette an und starrte an die Decke. Julien war zu sich nach Hause gefahren, da er noch einiges zu erledigen hatte. Das war natürlich vollkommen ok, immerhin war er fast eine komplette Woche bei mir geblieben, auch wenn ich den Grund noch immer nicht verstand. Doch ich war ihm dankbar – obwohl er das vermutlich nicht bemerkt hatte.

Noch etwas länger lag ich auf dem Sofa und betrachtete den Rauch, der aus meinen Mund aufstieg. Doch irgendwann konnte ich mich nicht länger ablenken und der Schmerz gewann wieder die Oberhand. Als ich schließlich dachte, es nicht länger aushalten zu können, humpelte ich in die Küche und begann, die Schränke zu durchsuchen. Ab und zu musste ich mich an der Küchenzeile abstützen, da die Schmerzen zu groß wurden und ich Angst hatte, umzufallen. Mit gemischten Gefühlen holte ich schließlich die gesuchte Packung Schmerztabletten hervor. Es war schon länger her, dass ich sie nehmen musste aber sie erinnerten mich an eine noch viel schmerzvollere Zeit, in die ich nie wieder zurück wollte. Seufzend füllte ich mir ein Glas Wasser und schluckte die Tablette damit runter. Dann ging ich zurück ins Wohnzimmer, um weiter an die Decke zu starren.

Ich zuckte zusammen, als ich einen Schlüssel in der Tür klirren hörte. Julien, der ja einen eigenen Schlüssel hatte, war zurück. Ich schaute auf die Uhr.
20:00

Mittlerweile hatte ich noch ein paar mehr Tabletten genommen – mehr als eigentlich auf der Verpackung empfohlen war- aber immerhin war der Schmerz etwas betäubt.
"Hey, wie gehts dir?", fragte Julien, als er reinkam.
Ich zuckte nur mit den Schultern. Es tat mir fast Leid, ihn immer abzublocken. Julien ignorierte die Tatsache, dass ich offensichtlich keine Lust auf Reden hatte und sprach weiter: "Johnny hat mir gerade geschrieben. Dea, Juri, Scenzah und er kommen nachher noch vorbei. Ist das ok?" (Bei der Entfernung kann man ja schon mal einfach vorbeikommen😂)

Ich überlege. Mir war eigentlich nicht wirklich nach feiern.
"Jetzt? Julien Ich weiß nicht..."
"Komm schon. Die Anderen würden dich bestimmt gerne mal wieder sehen. Und dir tut etwas Ablenkung bestimmt auch gut."
Ich seufzte.
"Vermutlich habe ich keine andere Wahl..."
"Stimmt genau. Und jetzt zieh dich um."

Bei der Outfitwahl gab ich mir nicht wirklich Mühe, ich griff einfach nach einem BBM Sweater und irgendeiner Hose, machte mich etwas frisch und verließ dann mit Julien meine Wohnung, da wir bei ihm sein würden. Wir hatten noch etwas Zeit, alles vorzubereiten, dann kamen die Vier auch schon. Sie schienen sich wirklich über meine Anwesenheit zu freuen und erkundigten sich nach meinem Knie. Scheinbar hatte Julien etwas von den letzten Tagen erzählt. Ich wollte allerdings keine große Sache daraus machen und behauptete, es ginge mir gut, einfach um das Thema zu wechseln. Das letzte, was ich wollte war Mitleid.

Während wir also über irgendetwas belangloses redeten, holte Julien die ersten Biere. Ich nahm meins wortlos entgegen. Die Tatsache, dass ich bereits mehrere Tabletten intus hatte, ignorierte ich. Es war ja nur Bier, was sollte da schon passieren...
Auch ein Zweites nahm ich entgegen - auch, wenn ich bereits eine Wirkung merkte, die ich normalerweise nicht von Bier kannte. Aber es war ein entspannter Abend und während ich den Gesprächen der anderen zuhörte, vergaß ich langsam meine Schmerzen.
Als mein bester Freund jedoch mit einer Flasche Vodka ankam, wurde ich allerdings etwas unsicher. Ich beobachtete Julien, wie er die klare Flüssigkeit in Gläser goss und allen eines zuschob. Ich fragte mich, ob ich damit mein Glück nicht zu sehr herausforderte. Mein Cousin Sergej schien mein Zögern zu bemerken und sah mich fragend an.
"Alles ok, Dima?"

Ich nickte, rührte mein Glas jedoch noch immer nicht an. Jetzt schaltete sich auch Johnny in die Unterhaltung ein: "Mensch Sunny, ich dachte du bist Russe!"
Über diesen Kommentar musste ich leicht grinsen. So etwas war einfach typisch Johnny.
Als ich aufsah, bemerkte ich, dass mich mittlerweile alle ansahen. Das wollte ich auf keinen Fall. Keiner sollte wissen, dass ich so viele Tabletten genommen hatte. Ich wollte keine Aufmerksamkeit, wollte nicht auffallen!
Also griff ich kurzerhand nach meinem Glas und leerte es entschlossen in einem Schluck. Keiner sollte sich um mich Sorgen machen. Also tat ich, als wäre alles wie immer.
Nur war es das nicht.

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Ob das so eine gute Idee von Sunny war?...🤔 Wahrscheinlich nicht😂

Ich bin momentan auch wieder richtig motiviert, was bestimmt auch an den netten Kommentaren liegt😊
Danke dafür, es macht einfach viel mehr Spaß, zu schreiben, wenn man Rückmeldungen bekommt💞

P.A.I.N. (Sun Diego FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt