20. Kapitel - drowning

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Sunnys Sicht:

Langsam und stöhnend reckte ich meinen Kopf aus dem Berg von Kissen und Decken hervor. Verschlafen blinzelte ich und fuhr durch meine vom Schlaf zerzausten Haare. Doch sofort ließ ich meinen Kopf wieder ins Kissen fallen. Seit mittlerweile 3 Tagen hatte ich nichts mehr von Julien gehört. Seitdem gab es für mich keinen Grund mehr, aufzustehen und irgendetwas produktives zu machen, so traurig es auch klang. Es gab niemanden mehr, der mich zu irgendwas ermutigen konnte. Also verschlief ich meistens den halben Tag und stand nur noch auf, um auf Toilette zu gehen oder dem Lieferdienst die Tür zu öffnen. Und die restliche Zeit lag ich im Dunkeln rum und dachte nach.
Vor allem über Julien. Mittlerweile wusste ich, dass ich mich falsch verhalten hatte.
Aber in diesem Moment war ich einfach, wie so oft, so gefrustet über meine Einschränkung, dass ich alles andere vergaß. Die Nachricht über Juliens Mutter hatte mich schwer getroffen und ich wusste einfach nicht, was ich hätte sagen sollen. Und dann war er gegangen.
Ich versuchte mir immer einzureden, dass ich ihn nicht brauchte, dass ich alleine zurechtkomme und er sowieso total überreagiert hatte. Doch letztendlich versuchte ich mit meiner Bockigkeit nur zu vertuschen, dass ich meinen besten Freund schrecklich vermisste.
Auch die Schmerzen waren nicht besser, sondern schlechter geworden und meine Stimmung wechselte immer zwischen Selbstmitleid, weil mein Leben ja "so scheiße" war, und Wut auf Julien, weil er mich einfach so verlassen hatte.
Allerdings würde wahrscheinlich jeder im Moment meine Objektivität und Fairness anzweifeln. Das war mir aber egal.
Das Knurren meines Magens riss mich aus weiteren verbitterten Gedanken. Es war wohl wieder Zeit, beim Lieferservice meines Vertrauens anzurufen.

Als es dann an der Tür klingelte, stand ich auf, um zur Tür zu humpeln. Mittlerweile konnte ich kaum noch richtig laufen. Der Hunger ließ mich die Tatsache ignorieren, dass ich vermutlich wie der letzte Penner aussah und ich öffnete einfach die Tür. Für einen kurzen Moment schien es mir, als würde ich von dem breiten Lächeln der jungen Frau vor mir geblendet werden, die mit meiner Pizza in der Hand vor mir stand. Mittlerweile war ich selbst so verbittert, dass mich jede Art von Glück anwiderte. Die –übrigens nichtmal hässliche- Blondine schien mich kurz zu mustern, währenddessen erstarb ihr Lächeln langsam und wich einer Art Besorgnis.

Ich war nur noch genervter. Was ging sie mein Leben an? Ich wollte doch einfach nur mein Essen... Kalt erwiderte ich ihren Blick und wartete, dass sie was sagte. Schließlich, es waren nur wenige Sekunden vergangen, nannte sie den Preis und ich drückte ihr das Geld in die Hand. Noch immer schlecht gelaunt beobachtete ich, wie sie nach Wechselgeld suchte und es mir schließlich mit der Pizza in die Hand drückte. Ich erwartete nun, dass sie wieder abhaute, doch sie sah mich noch einmal an und fragte mit sanfter Stimme: "Liebeskummer?"

Perplex traf mein Blick ihren, dann schüttelte ich schnell den Kopf.
"Nein, mir gehts gut.," setzte ich noch mit kratziger Stimme hinterher. Ihr Blick sagte mir, dass sie mir nicht glaubte, doch sie sagte nichts mehr dazu, sondern verabschiedete sich einfach. Erleichtert ging ich zurück in meine Wohnung und schlug die Tür hinter mir zu.
Während ich zurück in mein Bett humpelte, dachte ich über die Pizzabotin nach. Wieso dachte sie, ich hätte Liebeskummer? Sah ich so erbärmlich aus? Wahrscheinlich schon...

Ich ließ mich mit meiner Pizza ins Bett fallen und öffnete Netflix auf meinem Fernseher.
Ok, vielleicht verhielt ich mich auch ein bisschen so Und der Streit hatte mich verletzt, ich vermisste meinen besten Freund. Aber es war kein Liebeskummer, das wüsste ich ja wohl...

Juliens Sicht:

"Sicher, dass du keine Hilfe mehr brauchst?"
Meine Mutter sah mich gutmütig an. "Nein, mein Sohn. Mach dir heute einen schönen Tag, ich komme allein zurecht."
"Ok. Wenn du mich doch brauchst..."
"Jaja, jetzt geh schon.", ihr Lächeln war immer noch wunderschön, obwohl es von Erschöpfung gezeichnet war.
Nach dem Streit mit Dima hatte ich meine Sachen gepackt und war sofort zu meiner kranken Mutter gefahren. Jetzt drei Tage war ich schon hier und pflegte sie, so gut ich konnte. Gedanken an Sunny versuchte ich grundsätzlich zu unterdrücken, ich versuchte, mir einzureden, dass es besser war wenn ich mich nur um eine kranke Person kümmern musste. Doch trotzdem vermisste ich meinen besten Freund jeden Tag, obwohl ich noch immer wütend auf ihn war.
Ich lief durch das Haus, schnappte mir nebenbei mein Handy und schrieb ein paar Schulfreunden von damals, zu denen ich ab und zu noch Kontakt hatte. Wir beschlossen, uns im Park zu treffen und ich verließ das Haus. Eigentlich hatte ich kein gutes Gefühl dabei, meine Mutter alleine zu lassen, doch sie hatte darauf bestanden, das ich mir mal eine Pause gönne und genau wie früher war sie immer noch sehr stur.
Also hörte ich auf sie und traf meine alten Kumpels. Wir redeten viel und obwohl ich eine Menge Spaß hatte, konnte ich Dima nicht vergessen, so sehr ich wollte.
Ich fragte mich, ob wir uns jemals wieder vertragen würden Wollte ich das überhaupt?

Ich wusste es nicht.

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Soo bin wohlbehalten wieder in Deutschland gelandet (so gut es mit Ohrenschmerzen und einem Kind, was dich in den Rücken tritt, eben geht😅😂).
Es geht wieder weiter mit der FF und ich habe im Urlaub sogar schon an einer neuen FF gearbeitet😏 Allerdings wird sie erst kommen, wenn die hier vorbei ist. Außerdem muss ich mich damit noch viel mehr beschäftigen. Aber wie gesagt, erst wird diese fertig geschrieben😊

P.A.I.N. (Sun Diego FF)Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz