17. Kapitel - scratches

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Sunnys Sicht:

Ich spürte die Wärme der Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht. Allerdings war ich noch nicht bereit dazu, aufzustehen. Grummelnd schloss ich wieder meine Augen und drehte mich auf die andere Seite, wo jedoch bereits Julien lag. Mein Kopf befand sich also halb auf seiner Brust, was mich allerdings nicht störte, ich wollte einfach weiterschlafen. Doch nur wenige Minuten später regte er sich unter mir und schien ebenfalls langsam wach zu werden. Ich öffnete meine Augen und sah ihn verschlafen an. Ich war etwas erschrocken, ihn jetzt im hellen und vor allem nüchtern, zu sehen.
Er hatte ein blaues Auge, eine blutige Nase und eine Platzwunde über der Augenbraue. Dazu sah er auch noch komplett fertig und übermüdet aus. Vorsichtig streckte ich meine Hand aus und fuhr mit meinem Finger langsam an der Wunde an der Augenbraue entlang. Ich wollte mich vergewissern, dass das hier echt war. Dass er sich wirklich wegen mir geprügelt hatte.
Es war echt...

Ich war mir nicht sicher, ob das gut oder schlecht war. Zwar war es total nett von ihm gewesen, aber ich hätte das auch alleine geschafft. Jetzt war er wegen mir verletzt. Ich wusste nicht, ob ich mir das verzeihen konnte. Mein Blick traf seinen, er lächelte mich schüchtern an und wartete auf meine Reaktion.
"Tut mir Leid... Wegen mir bist du so zugerichtet."
Sofort schüttelte mein Gegenüber den Kopf. "Nicht du, sondern dieser Bastard muss sich entschuldigen! Ich habe dich gerne verteidigt."
"Du hättest mich lassen sollen. Ich hätte das allein geschafft.", widersprach ich.

"Dima, ich würde mich lieber ins Krankenhaus prügeln lassen, als zusehen, wie du nur einen Kratzer bekommst.", Juliens war komplett ernst, als er das zu mir sagte. Kurz musste ich verarbeiten, was er zu mir gesagt hatte. Überrascht sah ich in seine Augen, wusste nicht, was ich auf so etwas antworten sollte. Mir wurde klar, wie wichtig ich ihm sein musste, obwohl ich nichtmal verstand, warum. Aber es war so und das berührte mich. Noch immer hatte ich nichts gesagt. Stattdessen umarmte ich ihn und kuschelte mich an ihn. "Danke...", nuschelte ich an seine Brust, "Du bist immer für mich da. Auch, wenn ich mir das nicht immer anmerken lasse, bin ich extrem dankbar dafür. Aber bitte prügel dich trotzdem nicht mehr. Oder lass mich wenigstens mitmachen.", am Ende mussten wir beide grinsen. Nachdem wir das geklärt hatten, wollte ich uns Frühstück machen. Beim Aufstehen merkte ich zwar wieder die Schmerzen in meinem Knie, die der Alkohol in dem Moment des kleinen Unfalls gestern sogar noch betäubt hatte. Doch jetzt kam wieder alles zurück und ich musste mich zusammenreißen, um nicht das Gesicht zu verziehen. Doch nachdem Julien so aussah, wollte ich ihn nicht noch mehr nerven.
Er hat sich wegen dir geprügelt, da kannst du auch mal ein bisschen Schmerz aushalten!

Nach dem Essen bestand ich darauf, Julien zu verarzten. Ich reinigte vorsichtig die Wunden an Nase und Stirn und klebte über die Platzwunde ein Pflaster. Die ganze Zeit spürte ich dabei den intensiven Blick meines Patienten, konzentrierte mich aber grinsend auf meine Arbeit. Schließlich war er erstmal versorgt und wir chillten den restlichen Tag auf der Couch.

Juliens Sicht:

Während wir entspannten, hatte ich eine Menge Zeit, darüber nachzudenken, was im Club passiert war. Es war lange nicht mehr zu so einem Vorfall gekommen, ich hatte mich immer zusammen gerissen. Doch wenn mich irgendwas wütend machte, dann war es wenn jemand Dima etwas antat. Auch, wenn es "nur" Worte waren, war ich sofort bereit, ihn zu beschützen und den Typen zu bestrafen. Denn wie man schon öfter an Sunny gemerkt hatte, nahm er sich sowas oft mehr zu Herzen, als er sollte.
Die Aktion des Typen hat mich mit so einer Wut erfüllt, dass ich sofort auf ihn zugestürmt bin und ihn büßen lassen wollte für das, was er Dima angetan hat oder noch antun wollte. Fast wie in einer Art Trance, bestehend aus purem Hass, habe ich auf ihn eingeprügelt. Erst die Stimme und Berührung meines besten Freundes holte mich aus diesem gewalttätigen Zustand.
Wie er mich dann nach Hause gebraucht hat, daran konnte ich mich kaum noch erinnern. Ich war geschockt von mir selbst, das ich zu so was noch fähig war. Doch trotzdem würde ich es immer wieder tun, um Dima zu schützen.

Gedankenverloren strich über das Pflaster über meiner Augenbraue. Es schmerzte leicht, doch es erinnerte mich an meine Schulzeit, in der so etwas öfter vorgekommen war. Damals war ich voller Wut. Wie ein finsterer Schatten hatte sie mich verfolgt und meine Seele belastet.
Doch eigentlich war diese Zeit längst vorbei.
Eigentlich.

Ich wusste nicht, was Dima mit mir anstellte aber er schien meine fast vergessene Vergangenheit mit der Gegenwart zu vereinen. Doch um ihn zu beschützen würde ich das alles riskieren und auch meine dunkle Seite wieder ans Tageslicht bringen.

"Willst du was trinken?", hörte ich die Stimme meines besten Freundes, sie klang weit entfernt, wie aus einer anderen Welt. Ich nickte gedankenverloren und konzentrierte mich wieder auf meine düsteren Gedanken. Sunny stand auf, das merkte ich am plötzlichen Heben des Sitzpolsters. Doch nur wenige Sekunden später hörte ich einen Schrei, der mich endgültig wieder ins Jetzt holte:
Erschrocken sah ich Dima, der mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden kauerte.

Schon wieder ist was passiert! Und ich hab nicht aufgepasst...

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Ich hoffe euch gefällt das Kapitel😊 Ich bin nicht ganz so zufrieden damit aber naja...
Hat eig jmd von euch das neue Ali As Album gehört? Ich feier es mega und habs beim Schreiben in Dauerschleife gehört😍

P.A.I.N. (Sun Diego FF)Onde histórias criam vida. Descubra agora