16. Kapitel - back to the past

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Sunnys Sicht:

Die nächsten Tage vergingen quälend langsam ohne Julien. Es machte einfach nicht so viel Spaß, alleine den ganzen Tag rumzugammeln. Doch schließlich, 5 Tage später kam er wieder in meine Wohnung. Ich war mal wieder am zocken und sah überrascht auf, als er mein Wohnzimmer betrat. Unsere Blicke trafen sich und ich suchte in seinen Blick ein Anzeichen, was los war. Doch in seinen grün-blau-grauen Augen (Man kann sie irgendwie nicht vernünftig erkennen😅😂) sah ich rein gar nichts, was allerdings noch beunruhigender war.
"Geht's dir gut?", fragte ich vorsichtig. Mein bester Freund nickte.
"Klar."
"Was war jetzt los, wo warst du?"
"Bei meiner Mutter. Aber alles halb so schlimm. Sie hatte nur einen kleinen Unfall, ihr geht es schon wieder viel besser."
Seine Worte klangen so leer, wie runtergebetet. Ich schob das allerdings auf seine Müdigkeit und den Stress der letzten Tage. Morgen würde es ihm schon wieder besser gehen.
"Komm.", sagte ich und griff vorsichtig nach seinem Handgelenk. Die federleichte Berührung ließ ihn kurz zusammenzucken, dann ließ er sich wehrlos von mir in mein Zimmer ziehen. "Geh schlafen.", sagte ich leise und drückte ihn sanft auf das Bett.
"Kommst du auch gleich?", fragte er leise. Ich nickte lächelnd.
10 Minuten später legte ich mich zu dem bereits schlafenden Julien. Sein gleichmäßiger, beruhigender Atem brachte auch mich dazu, schnell einzuschlafen.

Am nächsten Tag wachten wir beider erst am Nachmittag auf, es schien Julien schon wieder deutlich besser zu gehen. Zwar wirkte er noch etwas schlapp und erschöpft, aber ansonsten war alles wie immer. Wir zockten etwas, allerdings wurde er immer stiller und schien in seinen Gedanken zu versinken. Irgendwann legte er seinen Controller zur Seite und sah mich an.
"Ich hab keine Lust mehr. Lass mal wieder raus gehen."
"Was willst du denn?", fragte ich.
"Feiern gehen. Ich glaube, wir beide können mal wieder etwas Kontakt zur Außenwelt vertragen."
Da hatte er vermutlich recht. Also machten wir uns fertig und verließen meine Wohnung.

Nach wenigen Minuten Fußmarsch durch die Osnabrücker Innenstadt kamen wir in unserem ehemaligen Stammclub an. Vor meinem Unfall waren wir hier jedes Wochenende zusammen gewesen. Bei den ganzen Erinnerungen – auch, wenn ich auch viele Dinge, die passiert waren nicht mehr wusste – wurde ich immer etwas sentimental denn für uns beide war das hier ein ganz besonderer Ort, hier hatte ich die schönsten Stunden gemeinsam mit meinem besten Freund verbracht. Julien schien ebenfalls an die Zeit zu denken, denn er seufzte leise und sagte:
"Es hat sich viel verändert..."
Doch ich wusste es besser. "Nein, eigentlich nicht... Weder wir, noch der Club haben sich geändert. Lediglich die Umstände sind anders. Der Unfall hat vielleicht einiges geändert, aber nicht das hier."
"Heute werden wir auf alles, was passiert ist, scheißen und einfach Spaß haben", pflichtete Julien mir bei, während wir uns auf den Eingang zubewegten.
Wir kamen ohne Probleme rein und gingen sofort zur Bar. Dort arbeitete wie immer Dirk, der uns natürlich sofort erkannte. Er schien sich wirklich zu freuen, dass wir wieder da waren. Wir redeten etwas und er erkundigte sich auch nach meiner Gesundheit aber ich wechselte schnell das Thema. Schließlich bestellte Julien etwas zu trinken, ich hatte nicht mitbekommen, was. Es war mir aber auch eigentlich egal. Meinem besten Freund scheinbar auch, denn er sah aus, als würde er den Alkohol wirklich brauchen.
Nach einigen weiteren Gläsern waren wir beide schon ziemlich angetrunken und die Stimmung deutlich gelockert. Ich genoss es, mich noch einmal wie vor dem Unfall zu fühlen und Julien schien seinen Stress allmählich zu vergessen und war wieder ganz der Alte. Irgendwann stand er urplötzlich auf und ging zu einer hübschen Blondine, die mit einer Freundin auf der Tanzfläche stand. Ich grinste. Ganz der Alte eben. Kurz beobachtete ich ihn dabei, wie er sie ansprach. Freundlich lächelnd warf sie ihre langen Haare zurück, man sah ihr an, das sie leicht zu haben war. Aber wie konnte man ihr das verdenken- Julien sah wirklich gut aus. Vor allem seine funkelnden Augen mit der undefinierbaren Farbe... Auf viele schien er zwar erstmal etwas kalt und unfreundlich zu wirken, doch wenn man ihn länger kannte, wusste man, dass er ein gutes Herz hatte. Bei ihm fühlte man sich einfach wohl. Das schien seine Bitch auch zu finden, denn die beiden waren schon ziemlich bei der Sache. Ich riss mich von dem Anblick los, statt Julien so armselig zu beobachten sollte ich mir lieber mal selber eine Beschäftigung suchen.

Ich stieß mich also vom Barhocker ab, auf dem ich saß und landete auf dem Boden. Allerdings hatte ich mir die Landung etwas anders vorgestellt, denn durch den Alkohol stolperte ich leicht und stellte mein Knie falsch, sodass es sich leicht verdrehte. Ich atmete vor Schmerzen scharf ein und schloss kurz meine Augen. Als ich sie wieder öffnete, probierte ich, es zu belasten und es ging. Zwar schoss bei jedem Schritt ein beißender Schmerz durch meinen gesamten Körper, allerdings waren wir hier her gekommen, um die letzten Monate zu vergessen und das würde ich jetzt auch tun. Zur Stärkung bestellte ich mir noch einen Shot, dann setzte ich meinen Weg durch die tanzende Menge humpelnd fort. Es war gar nicht so einfach, da ich den Alkohol mittlerweile schon deutlich spürte. Ich kam allerdings sowieso nicht weit, denn plötzlich merkte ich, wie mich jemand anrempelte. Normalerweise machte ich wegen so was kein großes Theater, immerhin war es eng und dunkel im Club, doch bei dem Typen hatte ich gemerkt, dass es Absicht war. Wütend drehte ich mich um und sah direkt in sein hämisch grinsendes Gesicht. "Was willst du, Krüppel?"

Das brachte den Topf zum überlaufen, ich war bereit ihm sein ekelhaftes Grinsen aus dem Gesicht zu prügeln. Doch bevor ich überhaupt eine Faust heben konnte, wurde ich erneut zur Seite gestoßen und ich sah eine Gestalt an mir vorbeilaufen, direkt auf den Bastard zu. Erst, als die Person ausholte und dem Typ mit voller Wucht in die Fresse schlug, erkannte ich Julien. Der Typ wehrte sich und schlug zurück, doch musste auch einige Schläge von Julien einstecken. Es sammelten sich immer mehr Sensationsgeile um die beiden Kämpfenden und ich versuchte mehrmals, meinem besten Freund zur Hilfe zu kommen doch jedes Mal schob er mich weg, sodass ich nur zusehen konnte. Schließlich lag der Typ, der mich beleidigt hatte auf dem Boden, Julien war über ihm und schlug trotzdem noch auf ihn ein. Blut tropfte aus seiner Nase und seine Augen leuchteten vor Wut, so hatte ich ihn noch nie erlebt. Ich sah ein Rinnsal Blut aus dem Mund seines mittlerweile wehrlosen Gegners fließen und wie in Zeitlupe auf den Boden tropfen. Das war der Moment, wo es mir zu viel wurde.
"Julien, hör auf!", schrie ich ihn an und packte ihn an der Schulter. Er sah zu mir auf, die Augen noch immer von Wut vernebelt, doch langsam schien ich ihn aus seiner Trance zu holen.
"Er hat genug...", sagte ich leise zu ihm und betrachtete den übel zugerichteten Körper auf dem Boden. Mein bester Freund nickte langsam und stand auf.
"Wir sollten schnell verschwinden, bevor wir noch Ärger kriegen.", fuhr ich fort und griff nach dem Handgelenk des noch immer wie paralysiert wirkenden Julien und zog ihn durch den Hintereingang nach draußen an die kühle Luft. An den Weg nach Hause kann ich mich kaum noch erinnern, ich weiß nur noch, wie wir vollkommen erschöpft ins Bett fielen.

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Julien hat sich für Dima eingesetzt. War das richtig oder hätte man das auch anders klären können?

Übrigens ist mir aufgefallen, dass ich viele Details unter den Tisch fallen lasse (z.B. dass Juliens Mutter ja eig schon tot ist oder Mika)...
Ich hoffe, ihr könnt mir das verzeihen😅

P.A.I.N. (Sun Diego FF)Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora