28. Kapitel- hold my hand

244 12 2
                                    

Juliens Sicht:

Nachdenklich betrachtete ich meinen besten Freund, der mal wieder in einen Track vertieft war. Sein großes Facebook Statement war mittlerweile schon einige Wochen her und er arbeitete hart an seinem Album, damit die Fans so schnell wie möglich etwas neues bekamen. Darunter litt natürlich auch etwas die Zeit, die wir gemeinsam verbrachten, aber ich fand das in Ordnung und versuchte ihm so viel wie möglich zu helfen. Tief in mir musste ich aber zugeben, das ich seine Nähe irgendwie vermisste. Ich konnte es selbst nicht beschreiben, aber ich hatte das Gefühl, die merkwürdigen Gefühle würden von Tag zu Tag stärker werden.
Ich musterte das konzentrierte Gesicht des Rappers, nahm jede kleine Bewegung seiner Mimik war. Er sah eigentlich verdammt gut aus... Gerade früh genug konnte ich meine Hand zurück halten, um ihm nicht wie in einem schlechten Film eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen.
Was war nur mit mir los? Das war doch nicht normal...

Das Klingeln meines Handys riss mich aus meinen Gedanken, und ich stand auf, um in Ruhe zu telefonieren. Doch als der Anrufer sich meldete, blieb mir fast das Herz stehen:
"Sind sie Herr Sewering?"
Ich nickte langsam, bis mir auffiel, das mein Gesprächspartner das wohl kaum sehen würde. Also antwortete ich schnell: "Ja."
"Es geht um ihre Mutter Sie wurde vorhin hier im Krankenhaus eingeliefert."
Für einen kurzen Moment vergaß ich zu atmen, als ich die Nachricht realisierte. Das Telefon in meiner Hand zitterte, als ich fragte: "Wie schlimm ist es?"
"Momentan ist sie stabil. Sie sollten trotzdem vorbeikommen, so schnell es ihnen möglich ist."
"Ok.", noch immer zitternd legte ich auf. Panik stieg in mir hoch. Verzweifelt drehte ich mich um, als ich mich zum zweiten Mal beinahe zu Tode erschreckte. Diesmal war es Dima, der auf einmal direkt vor mir stand und mich ansah.
"Was ist passiert?", fragte er alarmiert, als er mich sah. Ich musste wirklich furchtbar aussehen...
"Meine Mutter ist im Krankenhaus.", brachte ich nur heraus. Noch immer hatte ich Schwierigkeiten, das zu begreifen und die Angst wurde immer größer.
Mein bester Freund blieb deutlich ruhiger als ich und berührte mich beruhigend am Arm.
"Dann fahren wir schnell hin." Ich sah in seine Augen, deren Entschlossenheit mich etwas besser fühlen ließ.

Wenig später hielten wir vor dem Krankenhaus und ich stieg eilig aus. Doch kurz vor dem Eingang war ich mir nicht mehr so sicher, ob ich da wirklich reinwollte. Ich hatte Angst, was mich erwarten könnte. So wurde ich immer langsamer und blieb schließlich unsicher stehen. Dima wusste scheinbar, was los war, denn er blieb neben mir stehen und sah mich an. Ich starrte weiter stur geradeaus, wollte ihn nicht ansehen. Es war still zwischen uns, das einzige, was ich hörte, war mein stockender Atem. Dann fühlte ich etwas warmes an meiner zitternden Hand und sah überrascht hoch. Mein Blick traf Sunnys leuchtende Augen, der mich unsicher ansah. Ich folgte seinen Augen und blickte auf meine Hand, die mein bester Freund mit seiner verschränkt hatte.
Erneut sah ich hoch, in das Gesicht meines Gegenübers, der nun, da ich mich nicht dagegen gewehrt hatte, sagte: "Ich bleibe bei dir. Du schaffst das." Seine Worte und seine Hand gaben mir Kraft und ich konnte mich endlich wieder in Bewegung setzen und das Krankenhausgebäude betreten.

Kurz vor der Zimmertür begann ich erneut zu zittern, diesmal war es jedoch mein gesamter Körper, der sich gegen die Anweisungen meines Gehirns sträubte. "Hey...", hörte ich Dimas beruhigende Stimme ganz nah an meinem Ohr und ich fasste seine Hand, die ich immer noch hielt, noch fester.  Ich bin mir sicher, es ist nichts Ernstes. Du schaffst das." Ich schaute in seine Augen und drohte mich in ihnen zu verlieren, unsere Körper waren sich so nah, trotzdem fühlte ich mich gerade weit entfernt von Allem, als würde es an mir vorbeiziehen wie in einem Film. Dima lächelte und vergrößerte den Abstand zwischen uns. Ich verstand. Es war an der Zeit.

Unsicher öffnete ich die Tür und spähte in das Krankenzimmer. Es sah genau so aus, wie das, in dem Dima damals war und erinnerte mich sofort an diese schwierige Zeit. Ich wollte nicht schon wieder täglich Jemanden hier besuchen!
Meine Mutter wirkte klein und müde in dem Bett und ich trat unsicher näher. Sie lächelte, als sie mich bemerkte.
"Mama, was ist passiert?"
"Nichts Schlimmes, ich hatte einen kleinen Zusammenbruch, mehr nicht."
So ganz konnte ich ihr nicht glauben und eine dunkle Vorahnung kam mir in den Sinn. Ich konnte jedoch nichts antworten, da plötzlich ein Arzt den Raum betrat. "Ah, Herr Sewering. Gut, dass sie da sind."
"Wie geht es ihr?", fragte ich stattdessen den Arzt.
"Ehrlich gesagt befindet sich ihre Mutter in keinem guten Zustand Der Krebs hat sie geschwächt und wird jeden Tag stärker. Ihre Chancen auf eine Heilung sind nicht wirklich gut. Wir werden natürlich unser Bestes geben, aber sie sollten sich langsam mit dem Gedanken anfreunden, dass ihre Mutter nicht mehr lange zu leben haben wird."
Geschockt starrte ich den weißgekleideten Mann vor mir an. Das war doch nicht sein Ernst...

"Dann würde ich mir an ihrer Stelle mal Mühe geben!", fuhr ich ihn an. "Das ist doch ihr Job! Leben retten oder nicht?! Was für ein Arzt sind sie?!" Langsam spürte ich, wie sich eine Wut in mir breit machte, die ich lange nicht mehr gespürt hatte und mit der ich nicht umgehen konnte. Zum Glück war Dima da, der es konnte und somit Schlimmeres verhinderte. Beruhigend nahm er wieder meine Hand und drückte sie fest. Als der Arzt endlich wieder weg war, nahm er mich in die Arme und ich lehnte mich an ihn. Ich brauchte jetzt einfach seinen Halt, sonst würde ich komplett durchdrehen. Als ich mich wieder etwas beruhigt hatte, sah ich zu meiner Mutter, die mich liebevoll ansah.
"Es ist ok, Julien. Meine Lebenszeit hier scheint langsam abzulaufen aber es gibt genug andere Menschen, die dich mindestens genau so lieben wie ich dich." Dabei schaute sie zu Dima und lächelte schwach.
"Alles was ich will, ist dass du Jemanden hast, der dich glücklich macht. "Erneut sah sie zu meinem besten Freund.
"Versprichst du mir, dass du das kannst? Dass du immer bei ihm bleibst, egal was passiert?"
"Genau das hat er bei mir auch getan, also werde ich das jetzt genau so tun.", sagte Dima neben mir mit kratziger Stimme. Meine Mutter nickte zufrieden und ich nahm ihre Hand und drückte sie.

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Oh Gott Leute ich hoffe ihr kennt mich überhaupt noch...😂 Ich weiß, dieses Kapitel hat sehr lange gedauert und es war eigentlich nicht so ein schnelles Ende geplant... Ich konnte mich aber irgendwie nicht wirklich zum Schreiben motivieren und es tut mir wahnsinnig Leid, dass ihr so lange warten musstet. Gleich kommt noch der Epilog online, wo ich noch etwas zu der Zukunft hier sagen werde. An alle, die noch da sind (falls es die noch gibt...): Danke für eure Geduld und nochmal fettes sorry😅💞

P.A.I.N. (Sun Diego FF)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora