Fremden folgt man lieber doch nicht...

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Auf dem Heimweg hob sich Kiras Laune ungefähr so viel, wie sich ein Faultier von seinem Ast erhebt.

Als hätte das Wetter ihre Unruhe gespürt, fing es plötzlich an zu regnen, erst ein feiner Nieselregen, dann ein kräftiger Schauer.

„So ein Mist!", fluchte Kira, darum bemüht, schneller zu gehen und gleichzeitig ihre Jacke zu schließen.

Als der Regen nach einigen Verwünschungen ihrerseits immer noch nicht aufhörte, verfiel sie schließlich in einen leichten Trab.

Während Kira lief, konnte sie nicht umhin, als immer wieder an ihre Geschichtsklausur zu denken.

Wer konnte sich schon diese ganzen Zahlen merken? Und erst recht die ganzen Namen, die ihrer Meinung nach oft klangen, als seien die Eltern der Person bei ihrer Namensgebung nicht ganz zurechnungsfähig gewesen. Winnie Church-oder Vincent Church? War sein Nachname überhaupt Church? Vielleicht war es ja doch eher so etwas wie Churchkill...oder so.

Dazu kam auch noch, dass es die letzte Überprüfung des Schuljahres war, dementsprechend wurden die verschiedensten Epochen abgefragt, wie in jeder elften Klasse.

Von den alten Griechen, zur Bronzezeit,bis hin zu den alten Ägyptern und der Renaissance – wenn das chronologisch überhaupt so richtig war.

Kira wusste es nicht und es war ihr auch zugegebenermaßen egal.

Die Klausurnote war ihr allerdings nicht egal.

Während sie die Straße entlang lief,entdeckte sie eine Bushaltestelle am Straßenrand unter der sie Schutz vor dem noch stärker gewordenen Regen fand.

„Es hätte ja wenigstens besser bepunktet werden können..." murmelte sie.

Doch dann erinnerte sie sich, dass sie ja noch den Fernsehabend mit ihrer Mutter vor sich hatte und riss sich zusammen.

Die Klausur war eh geschrieben und ändern konnte sie daran nichts.

„Da kann ich meine Energie doch auch darauf verwenden, mich auf eine große Tüte Popcorn und gemütliche Sofakissen zu freuen.", flüsterte sie zu sich selber, während ihr Blick über die Landstraße glitt.

Weit und breit war kein Mensch zu sehen, weder Fußgänger noch Radfahrer, was in Anbetracht des Wetters wohl nicht sehr überraschend war.

Autos fuhren auch keine auf der Straße,was Kira erst recht nicht beklagenswert fand. „Die spritzen einen ja eh immer nass beim Vorbeifahren...", sagte sie sich.

Warum sie überhaupt laut sprach,wusste sie nicht, aber es war ja eh niemand in der Nähe der sie hören könnte.

„Die meisten Leute sitzen jetzt wahrscheinlich gemütlich bei sich Zuhause, lesen ein gutes Buch,kuscheln sich unter ihre Decken...Während ich hier in der Kälte stehe und mir die Beine in den-" Mit einem Mal brach sie ab.

Einige hundert Meter weiter trat eine dunkel gekleidete Gestalt aus einem der Häuser und überquerte eilig die Straße. Auf dem Rücken trug sie einen schwer aussehenden schwarzen Rucksack.

Sie konnte es nicht genau benennen,aber irgendetwas an der Person machte Kira argwöhnisch.

Als besagte Person sich dann auch noch hektisch auf der Straße umschaute, aber Kira übersah, die sich instinktiv hinter einem an der Wand der Bushaltestelle klebenden Werbeschild versteckte, sträubten sich ihr alle Nackenhaare.

Gerade wollte sie sich einreden, dass sie überreagierte, dass zu viele Bücher gelesen hatte und nun einen harmlosen Passanten für Werweißwas hielt, als die Person die Straße nun komplett überquerte und anstatt ihren Weg auf dem Bordstein weiterzugehen, ins Gebüsch stieg und nach einigen Sekunden hinter Büschen und Bäumen verschwunden war.

Time Traveler - Durch den heißen WüstensandWhere stories live. Discover now