Unerwarteter Besuch

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Die Nächte waren eisig. Sie wünschte sich, etwas anderes anzuhaben als ihr dünnes Leinenkleid, oder wenigstens eine Decke zu haben. Zwei hatte sie insgesamt schon durchgestanden.

In der Zwischenzeit war kein Wärter gekommen, um nach ihnen zu sehen oder ihnen gar etwas zu essen zu bringen. Kira wusste, dass sie sich mit ihren Kräften am Limit befand und versuchte sich so wenig wie möglich zu bewegen, verbrachte ihre Zeit mit Schlafen und an die Decke starren.

Drei Tage war sie nun schon hier. Sie hatte keine Ahnung, wie lange es noch dauerte, bis sie verhungerte, aber sie würde es bestimmt bald herausfinden.

Gerade wollten ihre Gedanken wieder zurück zu ihren Eltern und zurück ins Selbstmitleid gleiten, als sie hörte, wie jemand den Zellengang betrat.

Sie stand nicht auf, um zu sehen, wer kam, wahrscheinlich war es ja eh nur ein neuer Gefangener, den sie herbrachten. Doch zu ihrer Überraschung fiel plötzlich ein großer Schatten in ihre Zelle.

Als sie sich langsam aufsetzte, sah sie, dass ein Mann direkt vor ihrer Zelle stand und sie musterte.

Entgegen ihrer Erwartung trug er keine Soldatenrüstung, sondern ganz normale Leinengewänder.

Dessen Qualität nach zu urteilen, musste er mindestens ein Beamter sein. Was wollte er von ihr?

„Du hast Besuch",antwortete er mit einer äußerst dunklen Stimme, als hätte er ihre Gedanken gelesen.

Verwirrt sah Kira ihn an. Besuch? Hier kannte sie doch keiner. Vermutlich verwechselte er sie mit einer der anderen Gefangenen.

Dann sah sie zu, wie der Mann eine Art Schüssel an eine Person weiterreichte, die neben ihm stand, für Kira aber nicht zu sehen war.

„Was hat sie denn in Theben verbrochen, dass du extra bis nach Memphis kommst, um das kleine Gör zu holen, Ahmose?" fragte er ihn.

Ungläubig riss Kira die Augen auf. Ahmose war hier?! Fast wäre ihr vor Überraschung die Kinnlade heruntergeklappt, aber sie riss sich gerade noch zusammen.

Die beiden Männer tauschten Gedämpft ein paar Worte miteinander, dann lachte der Wärter einmal auf und ging wieder.

Als er gegangen war und man eine Tür hören konnte, die zufiel, trat die Gestalt endlich vor ihre Zelle und in ihr Blickfeld. Doch es war nicht Ahmose, der vor ihr stand.

Time Traveler - Durch den heißen WüstensandOù les histoires vivent. Découvrez maintenant