Time Traveler - Durch den heißen Wüstensand

Panik im Palast

Am nächsten Morgen wachte Kira zu einem aufdringlichen Klopfen an der Tür auf.

„Seid ihr wach?‟ Von draußen war die energetische Stimme Ramoses zu hören. Noch etwas im Halbschlaf spürte sie, wie Intef sich aus ihrer Umarmung löste und leise vor sich hin grummelnd zur Tür stampfte.

„Neuer Tag, neues Glück!‟ Kira blickte auf und sah einen breit grinsenden Ramose in der Tür stehen. „Kommt, kommt, Frühstück ist angerichtet!‟ Mit diesen Worten drehte er sich um und stiefelte den Gang entlang.

Kira fragte sich, wie er früh am Morgen schon so viel Energie aufbringen konnte, während sie sich rasch durch die Haare fuhr und den beiden anderen folgte.

Der Wesir führte sie erneut durch ein Labyrinth an Fluren, durch welche diesmal geschäftig Dienstboten und Adelige liefen und ihren Tätigkeiten nachgingen.

Gemeinsam schritten sie durch eine riesige Tür, welche in eine Art Frühstückssaal führte.

Ist denn hier alles so verdammt riesig?, fragte Kira sich als sie den langen, mit allerlei Speisen bestückten Tisch in der Mitte des Saales sah. Beim Anblick des vielen Essens wurde sie schlagartig wacher. Schweigend nahmen sie Platz und begannen zu frühstücken. Zahlreiche Früchte türmten sich vor ihr auf und gaben ihr das Gefühl, sich in einen hungrigen Wolf verwandelt zu haben.

Während Kira sich vollkommen ausgehungert eine Traube nach der nächsten in den Mund schob, verfielen Ramose und Intef in ein leichtes Geplänkel, als würden sie sich schon Jahre kennen.

Insgeheim fragte sie sich, wie beide sich einander so schnell öffnen konnten, während ihr noch tausende von Fragen durch den Kopf gingen. Sie war sich nicht sicher, wie sie das Gespräch beginnen sollte. Wenn sie ehrlich zu sich war, würde sie sich lieber davor drücken. Dennoch wusste sie, dass es ein Gespräch war, das geführt werden musste, ob sie wollte, oder nicht.

Sie wollte gerade die Stimme heben, als Ramose ihr zuvor kam. „Nun zum Kern dieses Treffens.‟

Mit einem Gesichtsausdruck, der Kira an einen Geschäftsmann erinnerte, schob er seinen Teller beiseite und stützte seine Ellenbogen auf der Tischplatte ab, während er Kira aufmerksam musterte.

„Ihr wollt mir doch sicher von dem Grund eures Besuchs berichten.‟

Kira atmete einmal tief ein bevor sie antwortete. „Wir sind hier, weil ich gerne wieder nach Hause in die Zukunft möchte. Als wir herausbekommen haben, dass Sie auch aus der Zukunft sind-‟

„Lasst doch beide das ‚Sie' fallen.‟ Irritiert stockte sie, als Ramose sie mit seiner Aufforderung unterbrach. Sein sie zum weiterreden ermunterndes Lächeln schenkte ihr jedoch sofort mehr Selbstsicherheit.

„Als wir erfahren haben, dass sie auch aus der Zukunft sind, haben wir uns sofort auf den Weg gemacht.‟ Sie spürte, wie Intef ihr einen eigenartigen Seitenblick zuwarf. Sie ignorierte ihn, denn sie hatte keine Lust zu rechtfertigen, warum sie Ramose nicht von ihrer Auseinandersetzung berichtete, welche dazu geführt hatte, dass Kira sich allein auf den Weg nach Memphis gemacht hatte. Nicht nur um der Zeit des Erklärens willen wollte sie Ramose nicht davon erzählen; irgendetwas in ihr hielt es außerdem für zu intim, als dass sie es einbringen wollte.

Unwillkürlich wanderten ihre Gedanken zum vorherigen Abend. Das Bild, wie sie und Intef Arm in Arm auf dem Bett gelegen hatten, tauchte vor ihrem inneren Auge auf. Ehe ihre Wangen Zeit hatten, heiß zu werden, zwang sie sich, weiterzusprechen.

„Wir dachten, wenn noch jemand in die Vergangenheit gereist ist, weiß er vielleicht auch, wie man wieder zurück kommt.‟ Sie stockte. Innerlich wusste sie, dass das nicht alles war. Dass das nicht die Frage war, die sie am meisten beschäftigt hatte. Ehe sie sich selbst stoppen konnte, erzählte sie Ramose ihre komplette Geschichte. Sie erzählte und erzählte, ließ kein noch so kleines Detail aus. Wie sie der mysteriösen Person gefolgt war, die Zeitmaschine gefunden und diese aktiviert hatte. Als sie zum Ende ihrer Geschichte hin an dem Punkt angelangt war, an dem sie und Intef vor Ramoses Palast gestanden haben, gestand sie ihm auch, dass sie sich die Frage gestellt hatte, ob er die dunkle Gestalt war, der sie gefolgt war.