Schon ungewöhnlich genug?

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Vergeblich versuchte sie, ihre zitternden Hände unter Kontrolle zu bringen. Sie musste sich eingestehen, dass ihr bevorstehendes Gespräch mit Intef sie nervöser machte, als sie gedacht hatte.

Seufzend lehnte sie sich an die Wand. Sie brauchte einen Moment, bis sie es über sich brachte, sein Zimmer zu betreten.

Was, wenn er ihr nicht glaubte? Immerhin kam nicht jeden Tag jemand vorbei und behauptete aus der Zukunft zu sein. Wie sollte sie es ihm überhaupt erklären? Sie verstand es ja selbst nicht.

Auf der anderen Seite wollte sie aber reinen Tisch machen. Sie hatte sich mit Intef angefreundet, und Freunde vertrauten einander doch, oder?

Bringen wir es hinter uns., dachte sie sich, während sie sein Zimmer betrat.

Überrascht schaute er von der Schriftrolle auf, die er gerade las, als er sie bemerkte.

„Ich finde, wir sollten reden." sagte sie.

Schweigend bedeutete er ihr, sich neben ihn auf sein Bett zu setzen.

Als sie Platz nahm, schwieg er noch immer, was Kiras Nervosität umso mehr wachsen ließ.

Fahrig strich sie mit den Fingern die Leinenfasern ihres Kleides nach, ohne ihm ins Gesicht zu sehen. Wie sollte sie anfangen?

„Wie ich dir ja bereits gesagt habe, bin ich nicht von hier." Ohne aufzusehen, nahm sie aus dem Augenwinkel wahr, dass er nickte.

„Damit meinte ich aber nicht nur, dass ich nicht aus Ägypten bin. Ich weiß, es klingt unfassbar komisch, und vielleicht wirst du mir ja auch gar nicht glauben, immerhin konnte ich es anfangs auch nicht glauben, wer könnte das schon -" Sich selbst bremsend, atmete sie tief ein.

„Aus dieser Zeit bin ich auch nicht." Kira musste all ihren restlichen Mut zusammen nehmen, um ihn anzusehen.

Sein Gesichtsausdruck spiegelte pure Verwirrung wieder. „Wie meinst du das?"

„Was ich meine, ist: Ich bin nicht aus dieser Zeit, weil ich in der Zeit gereist bin. Ich bin aus der Zukunft."

Für einen Moment starrten sie einander an. Ohne es zu merken, krallte Kira sich in dem Stoff ihres Kleides fest, während sie gespannt Intefs Reaktion abwartete.

Doch dieser starrte sie nur mit unlesbarem Gesichtsausdruck an.

Sag doch was!, flehte sie innerlich. Die Stille, die entstanden war, trieb sie in den Wahnsinn.

Doch dann sah sie, wie er die Augenbrauen zusammenzog und sein Gesicht sich verhärtete.

„Warum rückst du nicht lieber mit der Wahrheit raus?", fragte er ernst.

Das war doch die Wahrheit, dachte sie verzweifelt.

Darum bemüht, ihn zu überzeugen, sah sie ihm fest in die Augen. „Das ist die Wahrheit. Warum sollte ich dich anlügen? Freunde lügen einander nicht an."

Doch seine Züge blieben weiterhin verschlossen. Allmählich wurde Kira klar, dass er ihr nicht glauben würde, egal was sie sagte.

„Das stimmt, Freunde lügen einander nicht an." erwiderte er zornig.

Kira spürte einen leichten Stich in der Brust, als sie das hörte. Sie hatte sich so sehr gewünscht, sich jemandem anvertrauen zu können.

Langsam ärgerte sie sich über seine Reaktion. Empört sprang sie auf. „Weißt du, was Freunde außerdem tun?", rief sie. „Einander glauben! Ich hatte ernsthaft gedacht, ich könnte dir vertrauen! Aber um ehrlich zu sein: Vergiss es. Mir doch egal!" Mit diesen Worten stürmte sie wütend aus seinem Zimmer in ihr eigenes.

Time Traveler - Durch den heißen WüstensandWhere stories live. Discover now