Ziemlich blöd gelaufen

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Erst war sie geschockt, nach einiger Zeit akzeptierte sie den Gedanken gezwungenermaßen.

„Das mit Mama anrufen wird heute wohl doch nichts." lachte sie freudlos, denn ihr erster Gedanke war, wie sie nach Hause kommen sollte, jetzt da sie in einer anderen Zeit feststeckte.

Ob ihre Mutter ihr Fehlen wohl schon bemerkt hatte? Oder hielt die Zeit in der Gegenwart an, während man in der Zeit Reisen unternahm, so wie es in vielen Fernsehserien der Fall war?

Allerdings konnte sie sich nicht vorstellen, dass die Zeit in der Gegenwart ausgerechnet ihretwegen anhalten würde.


Jetzt, da sie verstanden hatte, dass sie in der Zeit gereist war, wunderte es sie auch nicht mehr, warum die Leute sie im vorbeigehen argwöhnisch musterten, wie sie da so mutterseelenallein in futuristischen Kleidern und mit einer seltsamen Tasche auf dem Rücken in einer dreckigen Gasse stand.

Mit der eingesetzten Erkenntnis fragte sie sich auch langsam, wo genau in Ägypten sie sich überhaupt befand. Gizeh, Kairo, Memphis,Luxor, Assuan? Von der letzten Stadt hatte sie am ehesten Ahnung, da sie in Geographie den Assuan-Staudamm thematisiert hatten.

Aber den gab es in dieser Zeit ja nicht.

In Gedanken beim Geographieunterricht, fiel ihr plötzlich ein, dass sie ja ihre Schulsachen dabei hatte. Unauffällig zog sie sich weiter in den Schatten der Gasse zurück und holte das verhasste Geschichtsbuch sowie ihren Atlas heraus.

Mit geübten Griffen hatte sie schnell eine Karte von Ägypten aufgeschlagen und setzte sich an eine Hauswand gelehnt hin, um beide Bücher gleichzeitig betrachten zu können.

In ihrem Geschichtsbuch schlug sie das Kapitel über das alte Ägypten auf,allerdings wusste sie nicht genau, wie sie so herausfinden wollte, wo sie war.

Zu sehen waren indem Buch Bilder mehrerer Tempel, Pyramiden, Pylonen und Schreine, mit Informationen darüber, wo sie sich befanden, aber sich aus der dunklen Gasse wegzubewegen und sich auf die Suche einiger von diesen zu machen, traute sie sich nicht.

Also fing sie an,das gesamte Kapitel zu lesen, in der Hoffnung, irgendetwas zu finden,was ihr weiterhelfen könnte.

Sie befand sich auf einem anderen Kontinent, in einer anderen Zeit und Kultur, da musste sie irgendwie herausfinden, wie man nicht allzu sehr auffiel.

Sie war so vertieft in ihr Schulbuch gewesen, dass sie gar nicht bemerkt hatte, wie jemand die Gasse betrat und sich vor ihr aufbaute.

„Was glaubst du,was du da tust?!" herrschte sie eine Männerstimme an.

Erschrocken sprang Kira auf und sah sich einem finster dreinblickenden Mann in den vierzigern gegenüber, bekleidet nur mit einem Lendenschurz und Strohsandalen.

„Ich- Ich nichts!" stotterte sie atemlos. „Ich hab nur hier gesessen!"

Während sie das sagte, packte sie hektisch ihre Bücher in ihre Tasche, denn wie sie eben gelesen hatte, kannte man in Ägypten früher noch keine Bücher,da auf Papyrusrollen und vereinzelt Tonscherben geschrieben wurde.

Zu ihrem Glück bemerkte der Mann dies nicht, musterte sie aber weiterhin abschätzend.

Plötzlich griff er grob nach ihrem Oberarm und zog sie näher, mit der anderen  er sie schmerzhaft am Kiefer und betrachtete mit zusammengezogenen schwarzen Brauen ihr Gesicht.

„So jemand wie du sitzt doch hier nicht einfach herum. Du trägst seltsame Klamotten.Wo kommst du her? Mitanni? Nubien? Für einen Nubier bist du eindeutig zu blass!" lachte er, als hätte er einen unheimlich guten Witz gerissen, aber Kira bezweifelte, dass sie ihn lustig gefunden hätte, selbst wenn sie ihn verstanden hätte.

Time Traveler - Durch den heißen WüstensandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt