Restliche Welt im Hintergrund

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Zwei Wochen waren seitdem vergangen. Zwei Wochen, gefüllt mit essen, Senet spielen, Geschichten austauschen.

Ramose war ein unglaublich mitreißender Geschichtenerzähler. Gemeinsam tauschten sie sich im warmen Sonnenschein des Gartens oder auch im kühlen Schatten des Palastes über alle möglichen Dinge aus.

Kira und Intef erfuhren, dass Ramose in der Gegenwart eine Exfrau hatte, von der er sich hatte scheiden lassen, kurz bevor er seine Zeitreise unternommen hatte.

Je mehr Geschichten sie austauschten, je mehr Abende sie zwischen den Palastsäulen oder unter dem Himmelszelt verbrachten, desto näher kamen sie sich. Kira hatte das Gefühl, Ramose mit seiner fürsorglichen Art schon länger als nur zwei Wochen zu kennen.

Dennoch stand immer noch die unausgesprochene Wahrheit, was an dem Tag, an dem der gesamte Palast in Aufruhr war, wirklich geschehen war, zwischen ihnen. Noch immer wussten Kira und Intef nicht, was sich an jenem Tag abgespielt hatte, noch, warum Ramose verleugnete, die Person zu kennen, der Kira in die Vergangenheit gefolgt war.


„Sie sagte mir am Ende noch, dass sie gerne mit mir befreundet bleiben würde und dass wir ja mal einen Kaffee zusammen trinken gehen könnten. Aber was sollte ich ihr antworten? ‚Tut mir leid, ich bin leider ab morgen in der Vergangenheit?' Wohl kaum. Und so habe ich meine Sachen genommen und bin gegangen.‟

Wie nun schon so oft saßen sie alle drei beieinander und betrachteten vom Garten aus die Sterne am nachtblauen Himmel. Wieder einmal erzählte Ramose davon, wie es war, seine Frau nach einem Streit zu verlassen und sich auf in die Vergangenheit gemacht zu haben.

Doch jedes Mal, wenn er erzählte, ließ er die Dinge aus, nach denen Kira besonders die Ohren spitzte. Nie ging er darauf ein, woher er die Zeitmaschine kannte, ob er ihr Erbauer war oder den Erbauer kannte, woher er von den Bronzescheiben wusste und woher er seine hatte.

Die Neugier ätzte sich wie Säure in Kiras Verstand. Ständig musste sie dem Drang widerstehen, Ramose mit all den Fragen, die ihr im Kopf herum schwirrten, zu bombardieren.

Gerade wollte sie darauf zu sprechen kommen, woher er denn nun die Zeitmaschine kannte, ohne ihm zu nahe zu treten, als Ramose ihr zuvor kam. „Es ist schon spät, ihr solltet jetzt wirklich ins Bett.‟ Mit gutmütigem Gesichtsausdruck scheuchte er die beiden Jugendlichen aus dem Garten, zurück in die eisigen Schatten des Palastes.

„Schlaft gut und vergesst nicht, in eurem Zimmer zu bleiben!‟, rief er ihnen noch hinterher, ehe sich Ramose selbst auf den Weg in seine Gemächer mache.

Unwillkürlich stellten sich Kira alle Nackenhaare auf, wenn sie daran dachte, dass er sie jeden Abend darauf hinwies, in ihrem Zimmer zu bleiben. Jedes Mal, wenn sie versucht hatte, den Grund herauszufinden, war Ramose ihren Fragen geschickt ausgewichen.

Fast so, als würde sich nachts im Palast irgendetwas abspielen, was wir nicht mitbekommen sollen.

Der Gedanke schürte ihre Beklommenheit nur noch mehr.


Zu dieser späten Stunde war der tagsüber so rege Betrieb im Palast wortwörtlich eingeschlafen.

Die Fackeln an den Wänden brannten nicht mehr, da keiner sich mehr auf den unzähligen Fluren aufhielt. Ihre fehlende Wärme ließ den finsteren Gang noch beängstigender wirken, als das laute Hallen ihrer Schritte es ohnehin schon tat.

„Hey, Intef.‟ Kira stupste ihren Freund mit der Schulter an.

„hmhmh?‟ Geistesabwesend starrte er in die Dunkelheit.

Time Traveler - Durch den heißen WüstensandWhere stories live. Discover now