Kapitel 12 ~ Wahrheit

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So schreiten Ryan und ich nun langsam die Treppen herunter.

Ich zitter am ganzen Leib und mein Herz pocht, sodass ich das Gefühl habe, es würde gleich aus meinem Brustkorb springen oder gar aufhören zu schlagen.

„Nun, Ryan, was wolltest du denn so dringend mit unserer Tochter besprechen?", mein Vater sieht ihn mit seinem prüfenden Blick an, als er jedoch nichts entdeckt, schaut er zu mir.

„Mr. Und Mrs.Darling, es gibt da etwas, dass ihre Tochter und ich Ihnen mitteilen müssen"

Eine tolle und gelungene Einleitung, oder etwa nicht?

Ich beginne mehr zu zittern und klammere mich an meinem Nebenan fest.

„Kim, alles in Ordnung?" Meine Mutter sieht mich an und kommt auf mich zu.

„Also- Ja, es geht..." Ich atme kurz durch, lasse von Ryan ab und balle meine Fäuste immer wieder, um das Zittern zu verringern.

„Was wollt ihr uns sagen?", sagt meine Mutter mit einer ängstlichen Tonlage.

„Ich- Wir- Also es ist so- Gottverdammt, so kommen wir zu keinem Ziel!"

Ryan dreht seinen Körper in meine Richtung und zieht an meinen Schultern.

Kurz darauf treffen unsere Lippen aufeinander.

Es war kurz, trotzdem hat es gekribbelt.

Meine Eltern starren uns ungläubig an.

„Was sollte das?", fragt mein Vater sauer.

„Hergott, wir sind ein Paar!", schreie ich und zucke zusammen.

„Es ist verboten", sagt mein Vater monoton, „Er ist ein Lehrer und du eine Schülerin"

„Danke Herr Anwalt, dass das auch geklärt ist. Wisst ihr was? Ist in Ordnung. Dann klärt ihr Erwachsenen es mal unter euch, ja? Viel Spaß, ich geh raus"

Dann stampfe ich die Treppen hoch, knalle die Zimmertür zu und greife nach einer Jacke, meinem Handy und Kopfhörern.

Es klopft und meine Mutter kommt herein.

„Kim, Schatz..." „Was? Willst du mir auch sagen, dass es ein Fehler ist? Ich habs schon kapiert. Lass mich bitte durch"

Traurig tritt sie aus dem Türrahmen, ich renne herunter und ziehe mir flott meine Schuhe an.

Einige Meter von unserem Haus entfernt lasse ich über meine Kopfhörer ‚Numb' von Linkin Park laufen. Ich kann noch immer nicht glauben, dass Chester tot sein soll.

Ich beginne zu joggen und dies zunächst ohne Ziel, bis mir das Schild mit der Aufschrift ‚Black Lake' auffällt.

Dort gibt es kaum Menschen, dafür aber viel Natur und somit viel Ruhe.

•~•~•~•

Plumpsend lasse ich mich in das knallgrüne Gras fallen und sehe auf den See. Obwohl dieser Ort ‚Black Lake' heißt, ist das Wasser dort nicht schwarz - im Gegenteil, es ist glasklar.

Ich sehe den einzelnen Fischen zu, wie sie im Wasser schwimmen und gelegentlich ein paar Luftblasen an der Oberfläche zerplatzen.

Sie zerplatzen so, wie meine Zukunft mit Ryan gerade.

Es ist zwar mies, dass ich ihn dieser Situation jetzt ausgeliefert habe, aber ich muss langsam mal lernen an mich selbst zu denken.

Irgendwann wird die Zeit kommen, in der mir sowieso alle in den Rücken fallen.

Teach Me How To Love Where stories live. Discover now